
Das schreibt der prominente Quantenforscher Sankar Das Sarma von der US-amerikanischen University of Maryland in einem Essay für die MIT Technology Review und empfiehlt allen, „erst einmal tief durchzuatmen“.
Quantencomputing ist eine faszinierende Forschung, aber nicht viel mehr
Dabei will der Forscher dem Quantencomputing nicht seinen Sinn absprechen. Die Forschung sei faszinierend, räumt er ein. Sie könne „vielleicht irgendwann“ zu außergewöhnlichen Durchbrüchen führen. Aber die Realität sehe doch eher so aus, dass die Dinge bisher nur langsam vorankommen und wir in naher Zukunft nichts Weltveränderndes von dieser Technologie sehen werden.
„Ich bin ein absoluter Befürworter des Quantencomputings: Ich habe mehr als 100 Fachartikel zu diesem Thema veröffentlicht, und viele meiner Doktoranden und Postdoktoranden sind heute weltweit bekannte Quantencomputer-Experten“, schreibt Das Sarma. „Aber ich bin beunruhigt über den Hype, der heutzutage um das Quantencomputing gemacht wird, vor allem, wenn es um Behauptungen geht, wie es kommerziell genutzt werden soll.“
Auf dem Weg zu den Anfängen des Quantenhypes geht Das Sarma ins Jahr 1994 zurück. Damals hätte eine Analyse gezeigt, dass es theoretisch möglich sei, dass die Technologie die stärksten bestehenden Verschlüsselungsalgorithmen knacken könnte. Diese Erkenntnis sei als Bedrohung wahrgenommen worden, weshalb die Regierungen begonnen hätten, Geld in diesen Bereich zu investieren.
Quantencomputing: Viel Theorie, wenig Praxis
Das Sarmas Analyse zufolge sei die Technologie zwar theoretisch zu solchen Großtaten in der Lage, praktisch stelle eine tatsächliche Lösung in großem Maßstab aber eine enorme Herausforderung dar. Bisherige Forschung arbeite in einem viel zu kleinen Maßstab. So würden heutige Spitzen-Quantencomputer über Dutzende von Qubits verfügen, für eine effektive Nutzung der Technologie müssten es aber nicht Dutzende, sondern Millionen sein, so der Forscher.
„Die Qubit-Systeme, die wir heute haben, sind eine enorme wissenschaftliche Errungenschaft, aber sie bringen uns nicht näher an einen Quantencomputer, der ein Problem lösen kann, das irgendjemanden interessiert“, wird Das Sarma deutlich und ergänzt plakativ: „Es ist so, als würde man versuchen, die besten Smartphones von heute mit Vakuumröhren aus den frühen 1900er Jahren zu bauen.“
Das Sarmas Botschaft: Das produktiv nutzbare Quantencomputing wird kommen – aber nicht so bald.