Frank Thelen zu Europa 2030: „An erster Stelle – Schulsysteme modernisieren“
Daher ist es extrem wichtig, dass wir als Europa jetzt zusammenkommen, um unsere wirtschaftliche Position im internationalen Vergleich zu stärken und neue relevante Unternehmen hervorzubringen.
Wir brauchen mehr junge Hoffnungsträger
Die Grundvoraussetzungen an sich sind gut: Innerhalb der EU und der benachbarten Länder wie Schweiz oder Norwegen haben wir ein nach wie vor sehr gutes Bildungssystem, herausragende Universitäten, Forschungseinrichtungen wie das Cern und eine sehr gute Infrastruktur. Daneben verfügt Europa im Automobil- und Luftfahrtsektor über auch im internationalen Vergleich gut aufgestellte Industrien, die jetzt aber zeitnah den Schritt in die Zukunft – Stichworte Elektrifizierung und Daten – wagen müssen. Aber wir brauchen mehr junge Hoffnungsträger und müssen daher in den nächsten Jahren Technologie an Universitäten und Venture-Capital fördern und aufbauen.
Hidden Champions digitalisieren
Gerade jetzt gibt es viele Möglichkeiten, sich im Technologiesektor neu zu positionieren: Blockchain, 3D-Druck, 5G, künstliche Intelligenz und Quantum-Computing liefern ganz neue Möglichkeiten und damit das Potenzial für neue globale Tech-Player. Doch nicht nur auf die wenigen Großen kommt es an: Wichtig ist auch, unsere Hidden Champions zu digitalisieren und mit in das 10x-Zeitalter (Sprunginnovationen) mitzunehmen.
Auf rein nationaler Ebene werden diese Herausforderungen im Wettbewerb mit den USA und China kaum zu meistern sein. Wir müssen uns zusammentun, voneinander lernen, einander stärken.
An erster Stelle: Schulsysteme modernisieren
An erster Stelle sollten die Schulsysteme in Europa modernisiert werden. Vorbild kann hier Finnland sein, wo die klassischen Fächer abgeschafft und projektbasierend und fachübergreifend gelernt wird. Das hätte meine Begeisterung für Physik und Chemie sicherlich geweckt, durch Frontalunterricht habe ich damals abgeschaltet.
Forschung und Lehre aktuell halten
Die weiterführenden Bildungseinrichtungen müssen deutlich schneller darin werden, Forschung und Lehre aktuell zu halten. Ich kann mich noch gut an mein eigenes Studium der Angewandten Informatik erinnern, bei dem die Lehrpläne dem Stand der Technik einfach einige Jahre hinterher hinkten – das Studium habe ich dann abgebrochen. Genauso wechseln aber auch heute die wirklich fähigen Köpfe direkt in die Wirtschaft – bevorzugt in amerikanische Unternehmen wie Google, Apple und Co. – und fehlen dann der europäischen Forschung. Grundlagenforschung auf höchstem Niveau ist aber Voraussetzung dafür, mit der weltweiten Entwicklung Schritt halten zu können. Die Förderung von etwa Elite-Unis wird hoffentlich am Ende allen zugute kommen.
Neuen Technologien so schnell wie möglich in der Praxis einsetzen
Außerdem müssen wir die neuen Technologien so schnell wie möglich in der Praxis einsetzen. Ein gutes Beispiel hierfür sind Blockchain-Anwendungen, die in vielen Bereichen Prozesse schneller und sicherer machen könnten: Sei es beim Energiehandel, Handel von Aktien und anderweitigen Unternehmensanteilen, Grundbuch, Pass- und Meldewesen, Handelsregister oder dem Vertrieb von hochwertigen Gütern wie Kunstwerke oder auch pharmazeutische Erzeugnisse. Hier bedarf es nicht nur einer Ausweitung der Grundlagenforschung und einer stärkeren länderübergreifenden Kooperation, sondern auch der schnellen Umsetzung entsprechender rechtlicher Rahmenbedingungen, sowie der Bereitschaft der Staaten, selbst solche zukunftsweisenden Lösungen einzusetzen.
Ich bin überzeugt davon, dass Europa technisch und wirtschaftlich weiterhin ganz vorne mitspielen kann, wenn die gemeinsamen Kräfte gebündelt werden und alle mit Mut und Entschlossenheit an einem Strang ziehen. Das wünsche ich mir für Europa 2030.
Der Typ ist so ein Blender und Möchtegern-Profi. Außer Buzzwords droppen kann er aber nichts.
Irgendwie hat er aber trotzdem mehr erreicht als du.