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Unternehmensführung: Was wir von Ernie und Bert lernen können

Management, Leadership, Unternehmensführung – die Debatte, was gut und richtig ist für Mitarbeiter und Unternehmen, wird hitzig geführt. Warum es tatsächlich zwei Verhaltensweisen gibt – und warum wir über die falschen Dinge diskutieren.

Von Alexandra Vollmer
4 Min. Lesezeit
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Ernie und Bert. (Foto: Lester Balajadia/Shutterstock)

„Wenn wir über Führung sprechen, haben wir in der Regel eine Begriffswolke im Kopf“, so Olaf Kapinski, IT-Führungskräfte-Coach und Herausgeber des „Leben Führen Podcast“. „Management, taktische Führung, Unternehmensführung, Leadership – sehr oft drehen sich die Diskussionen nur um Begriffe, da diese von jedem anders belegt sind. Am Ende schwirrt den Gesprächsteilnehmern nicht nur der Kopf, diese Diskussion bringt uns auch keinen Millimeter voran“, kritisiert der Führungskräfte-Coach. Was hier vor allem eine Rolle spiele, sei die Rechtfertigung des eigenen Berufsstandes – und die Fütterung des stets hungrigen Egos. Das sei insofern gefährlich, als es vom eigentlichen Thema ablenke. „Die Zeiten ändern sich heftig“, so Kapinski. „Und wir stehen erst am Anfang.“ Neue Technologien sorgten dafür, dass sich Markteintrittsbarrieren im Nichts auflösten. Jeder könne alles probieren. „Unsere Stärke im Bereich Massenproduktion wird bei einer Losgröße 1 immer weniger wert sein“, stellt Kapinski in Aussicht. In diesem Rahmen würden viele Unternehmen in eine Art Schockstarre verfallen. Keiner wage etwas. „Und während alle diskutieren, läuft uns die Welt davon.“

Führung mit Ernie und Bert

So löst sich Kapinski bewusst von tradierten Rollen und Funktionen, wenn er fordert: „Wir brauchen mehr Ernie!“ Ernie? „Ja, an Ernie und Bert können wir hervorragend festmachen, welche beiden grundsätzlichen Führungsverhalten im Unternehmen herrschen“, erklärt Kapinski diesen Schwenk in die Welt der Sesamstraße. Es sei nicht entscheidend, was auf der Visitenkarte der Führungskraft stehe. Wichtig sei vielmehr, sich klar zu machen, dass es um eine Einstellung ginge, mit der die jeweilige Führungskraft agiere. „Die Orientierung an der Norm, den Fokus auf Exekution und Verwaltung – das hat Bert zu verantworten“, so Kapinski. Ernie stünde für die Möglichkeit des Ausprobierens und die Innovation. Beides brauche man im Unternehmen. „Doch ich sehe überall nur Bert“, ärgert sich Kapinski. „Mach das Gleiche wie gestern, denk nicht drüber nach. Ich kontrolliere, ob du’s gemacht hast“, das sei eine typische Bert-Ansage. Bert schaue vor allem nach hinten und sehe zu, dass der Standard erhalten bliebe. Ernie hingegen inspiriere. Er ließe zu, dass Neues ausprobiert werde – auch auf die Gefahr hin, dass das Unterfangen schiefgehen könnte.

Kreativität – von allen

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Genau diesen Mut, Dinge anders zu machen, brauche es heute. An der notwendigen Kreativität der Mitarbeiter mangele es nicht. „Menschen sind kreativ“, ist der Coach überzeugt. „Wenn ich mir die sozialen Netzwerke anschaue, dann sehe ich überall geile Ideen.“ In den Vereinen lebten Mitarbeiter nach Feierabend Talent und Tatendrang aus. Warum nicht im Job? Lust am Gestalten ließe sich mit Bert einfach nicht erreichen. „Die Treiber für Bert sind Angst und Faulheit“, beobachtet Kapinski immer wieder. „Wenn etwas gestern gut war, dann mache ich das heute auch so. Dafür kann mich keiner rausschmeißen.“ Das hieße nicht, dass wir Bert aus unseren Unternehmen verbannen sollten. „Für Perfektion im Prozess, für eine blitzsaubere Exekution – dafür ist Bert Eins A geeignet.“ Um jedoch die Kreativität aller im Unternehmen zu nutzen, brauche es Ernie. „Wenn ein Mitarbeiter zum dritten Mal vom Kunden kommt, von einem neuen Bedarf berichtet und anregt, ob man sich darum nicht mal kümmern wolle – und man diesen Mitarbeiter jetzt ‚abbertet‘, dann war’s das“, erklärt Kapinski die Situation in zahlreichen Unternehmen. „Wenn er aber gehört wird und machen darf, dann ist Ernie an Bord.“ Dann entstehe echte Teilhabe im Unternehmen. „Wenn ich es schaffe, dass Mitarbeiter ihre guten Ideen in der Firma lassen, dann halte ich nicht nur meine Leute, sondern sorge auch dafür, dass mein Unternehmen durch die Decke geht“, so Kapinski.

Es ist deine Entscheidung!

„Entscheidend dafür, wie ein Unternehmen tickt, ist nicht eine Verfahrensanweisung oder irgendein Leitbild“, so Kapinski. „Entscheidend sind einzig und allein die handelnden Personen.“ So käme Ernie auch nicht ins Unternehmen, sondern stets nur zu den Menschen selbst. „Jeder, der ein bisschen Verantwortung trägt, hat es in der Hand, sich mehr Ernie zu erlauben.“ Jeder dürfe und müsse die Entscheidung selbst treffen, fordert Kapinski. Vor allem Ängste stünden Ernie im Weg. Sei es die Angst vor Macht- und Kontrollverlust oder auch die Angst zu scheitern – die Angst davor, Konsequenzen tragen zu müssen, schwebt wie ein Damoklesschwert über dem Mitarbeiter. Konsequenzen seien in Deutschland meist negativ besetzt, ärgert sich Kapinski. Warum den Spieß nicht mal umdrehen? „Kontrolle darf durch Vertrauen ersetzt werden“, so der Coach. Und die Konsequenz von Innovation sei, dass das Unternehmen eine Chance am Markt habe. „Mit ein bisschen Pech hat mein Wettbewerber einen Ernie am Start und macht das Rennen – während mich Bert noch am Zügel hält“, warnt Kapinski.

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