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Analyse

Diese 2 Games sind mehr als nur schlecht – sie stehen für Trends in der Videospiel-Industrie

2023 hat uns allerlei Blockbuster mit Traumwertungen gebracht. Das Jahr wird wohl als eines der qualitativ besten in der Geschichte dieses Hobbys eingehen. Doch zwei Spiele stehen für das genaue Gegenteil: wie es noch immer dazu kommen kann, dass unfassbar schlechte Games auf den Markt kommen.

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Skull Island: Rise of Kong von Game Mill. (Grafik: Game Mill)

Man sollte ja meinen, dass ein kaum funktionierendes Videospiel heute eigentlich fast unmöglich ist. Da sind gigantische Game-Engines, deren Werkzeuge viele Funktionsweisen von Videospielen reibungslos entstehen lassen. Künstliche Intelligenz übernimmt immer mehr Aufgaben in der Entwicklung von Spielen. Und sowieso sind die meisten Spielmechaniken inzwischen so sehr ausgetestet, dass man doch eigentlich auf einen reichhaltigen Fundus an fertigen Bauteilen zurückgreifen kann.

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Ganz so einfach ist es aber nicht. Videospiele sind hochkomplexe Angelegenheiten. Ja, heute entwickeln schon einzelne Personen vielgelobte Videospiele. Aber die arbeiten daran mitunter viele Jahre – und haben auch mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen. Je länger und mechanisch komplexer so ein Spiel aber wird, desto komplizierter wird auch die Entwicklung – und desto mehr Fehler können in einem Game entstehen.

So liegt es selten an Faulheit oder fehlender Kompetenz, wenn ein wirklich schlechtes Spiel auf den Markt kommt. Sondern es sind heute andere Faktoren, die hier eine Rolle spielen. Vor allem dann, wenn wir von Spielen sprechen, die von Grund auf nicht funktionieren. Zwei davon sind im vergangenen Jahr erschienen. Jedes davon steht für einen Trend in der Games-Industrie und damit auch für ein Phänomen, das wir zukünftig wohl noch öfter erleben werden.

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Der Herr der Ringe: Gollum

Von Anfang an waren Fachleute aus der Branche skeptisch. Als das deutsche Entwicklerstudio Daedalic bekannt gab, dass es ein Spiel im Herr-der-Ringe-Franchise entwickeln wird – noch dazu zu der recht unbeliebten Figur Gollum -, gingen einige Augenbrauen nach oben. In Gesprächen mit einigen Entwicklern wurde uns vorgetragen, dass dieses Projekt von Anfang an als zum Scheitern verurteilt betrachtet wurde.

Zu klein sei das Studio, zu unerfahren darin, ein Spiel dieser Größenordnung auf die Beine zu stellen. „Die Qualität des Spiels hat schlussendlich wohl niemanden aus der Branche wirklich überrascht“, sagt uns ein Experte. Und so kam es schließlich auch. Der Herr der Ringe: Gollum ist ein kaum spielbares Game – es ist voller Bugs, Abstürze, ausbleibenden Cutscenes oder Tonproblemen. Und selbst abseits von diesen technischen Fehlern scheint alles in diesem Spiel schon mal dagewesen, irgendwie uninspiriert.

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Aus Entwicklerkreisen erfährt man, dass den Studiochefs der Zustand des Spiels durchaus bekannt war. Zu spät wurden neue Angestellte gesucht, mit dem vorhandenen Personal war das Projekt kaum zu stemmen. Das Ergebnis: kritische Verrisse, Youtube-Videos, in denen das Spiel verlacht wird, und schlussendlich auch die Schließung der Entwicklungsabteilung von Daedalic. Menschen haben ihren Job verloren – wegen eines Videospiels, das unbedingt veröffentlicht werden musste.

Dafür steht das Spiel innerhalb der Games-Branche

Daedalic kann man sicherlich nicht vorwerfen, kein ambitioniertes Videospielstudio zu sein. Ein Großteil der zuvor veröffentlichten Spiele kam nicht nur kritisch gut weg. Oft behandelten sie auch gesellschaftlich relevante und für die Games-Industrie subversive Themen. Umso mehr verwunderte diese Anbiederung an ein Milliarden-Franchise.

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Dass das Spiel ein so großer Misserfolg wurde, dürfte wohl hauptsächlich an drei Punkten gelegen haben: zu wenige Entwickler und Entwicklerinnen, die in der Entwicklung eines Spiel dieses Umfangs noch nicht geübt waren, eine Chefetage, die das Spiel trotz der vielen deutlich erkennbaren Fehler zur Veröffentlichung freigab, und ein Rechteinhaber (Warner Bros.), der Druck ausgeübt hat, damit das Spiel zum vereinbarten Termin erscheint.

Es geht also darum, dass in der Games-Industrie inzwischen bekannte Franchises mehr wert sind als frische und neue Ideen. Und das nimmt selbst im Indie-Bereich zu, der ja eigentlich vor allem für Innovationen steht. Doch das ist nicht der einzige Trend, für den das Spiel symptomatisch steht. Denn die Folge dieses Missmanagements, die Entlassung von Mitarbeitenden, die sicherlich alles getan haben, damit das Spiel doch noch gut wird, haben wir 2023 zuhauf gesehen.

Kürzere Games, mehr KI: Mit diesen Entwicklungen müssen Gamer 2024 rechnen

Doch schlussendlich war die rechtzeitige Veröffentlichung des Spiels doch wichtiger als seine Qualität. Und selbst eine weitere Verschiebung von einigen Monate hätte das Spiel wohl nicht retten können. Vielmehr hätte es eine komplette Neuausrichtung mit einem deutlich größeren Team geben müssen. Das aber wäre für das französische Unternehmen Nacon, zu dem Daedalic seit 2022 gehört, wohl nur noch teurer geworden – teurer jedenfalls als die Schließung des Studios. Und genau das werden wir wohl auch 2024, mit Blick auf Nacon, Embracer Group oder Tencent, noch öfter erleben.

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Skull Island: Rise of Kong

Wer sich mit Videospielen beschäftigt und in den sozialen Medien unterwegs ist, wird wohl schon von Skull Island: Rise of Kong gehört und gesehen haben. Höchstwahrscheinlich hat es sich bei dem Content aber um keine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Spiel gehandelt. Sondern um Videos, die zeigen, wie schlecht dieses Game ist. Zum Beispiel das Jpeg von einem Gegner, das in einer Zwischensequenz statt der ausmodellierten Figur gezeigt wird. Oder die vielen hölzernen Bewegungen und absurden Gesichtsausdrücke von Kong.

Kurzum Skull Island: Rise of Kong ist zu einem viralen Hit geworden. Millionen haben sich Clips zu dem Spiel angesehen – und einige haben dann vielleicht sogar zugegriffen, um es mal selbst auszuprobieren – und um es dann als das schlechteste Spiel des Jahres zu deklarieren. Selbst Gollum schien nun von seinem Thron gestoßen.

Aber was ist Skull Island: Rise of Kong überhaupt? Ein Action-Adventure, in dem ihr in die Haut von King Kong schlüpft und auf Skull Island gegen allerlei übergroße Gegner kämpft. Aber die Antwort ist eigentlich ziemlich irrelevant. Denn Skull Island: Rise of Kong ist vor allem ein Game innerhalb eines bekannten Franchise.

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Dafür steht das Spiel innerhalb der Games-Branche

Game Mill, der Publisher des Spiels, hat dem Entwicklerstudio Iguana Bee Berichten zufolge nur ein Jahr Zeit gegeben, um Skull Island: Rise of Kong aus dem Boden zu stampfen. Mit anderen Worten: Dem Publisher war von Anfang an klar, dass am Ende der viel zu kurzen Entwicklungszeit ein komplett unspielbares Game stehen wird.

Für das Unternehmen scheint das aber kein Bug zu sein, sondern ein Feature. Im gleichen Jahr veröffentlichte Game Mill nämlich The Walking Dead: Destinies. Ein ähnlich schlechtes Spiel, das mit ähnlich gravierenden Bugs auf den Markt geworfen wurde. Doch die mangelnde Qualität ist nicht das einzige verbindende Element. Beide Spiele gehören einem großen Franchise an.

Auch hier zeigt sich, wie beim Gollum, wie viel Wert ein großer Name in der Games-Industrie hat. Und dennoch gibt es einen großen Unterschied zwischen Daedalic und Game Mill. Denn Letztere scheinen es genau darauf abzusehen, absurde Spiele auf den Markt zu bringen. Es wird so wenig Geld wie möglich investiert, um so schnell wie möglich ein „fertiges“ Spiel zu haben – das dann so grotesk ist, dass es in den sozialen Medien zum Hit wird.

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Hier wird der große Name also für schnelles Geld genutzt. Nicht für den Anspruch, ein tatsächlich wertiges Spiel auf den Markt zu bringen. Das Medium Videospiel ist hier nur ein Mittel zum Zweck. Der Name und die virale Belustigung sind Teil der Kalkulation. Die Frage ist, wie lange ein solches Geschäftsmodell nachhaltig sein kann.

6 Beispiele, wie KI jetzt schon Videospiele verändert

6 Beispiele, wie KI jetzt schon Videospiele verändert Quelle: trafficinggame.com

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