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Ratgeber

Gehirngerecht arbeiten? Wie das geht und was es bringt

„Die meisten Firmen arbeiten überhaupt nicht gehirngerecht“, beobachtet Neurowissenschaftlerin Friederike Fabritius. Im Interview mit t3n erklärt sie, wieso sich das ändern sollte, was besser laufen könnte und wie Veränderungen auch im Team gelingen.

3 Min.
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Wie gelingt es, mit dem eigenen Gehirn im Team zu arbeiten? (Foto: Shutterstock/Wirestock Creators)

Als sich Friederike Fabritius um 11 Uhr morgens unserem Call zuschaltet, hat sie ihrem Gehirn schon viel Gutes getan: eine Stunde Krafttraining, ausreichend Schlaf und ein Stück Lieblingsschokolade.

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Im Interview erklärt sie, warum Unternehmen mehr Wert auf gehirngerechtes Arbeiten legen sollten, woran das bisher scheitert und was jede:r Einzelne tun kann, um mit dem eigenen Kopf an einem Strang zu ziehen.

Jetset-Leben, wenige Pausen, viele Calls: Alles andere als gehirngerecht

Friederike Fabritius ist Neuropsychologin, nach ihrem Studium ist sie zunächst in der Wissenschaft geblieben. Als sie schließlich vom Forschungsinstitut in eine Unternehmensberatung wechselt, erlebt sie einen Kulturschock.

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Die Arbeit in der Unternehmensberatung widerspricht all dem, was sie über gehirngerechtes Arbeiten gelernt hat: Jetset-Leben rund um den Globus, extrem lange Arbeitszeiten, wenige Pausen, aneinandergereihte Calls, keine Zeit für Sport oder ausreichend Schlaf.

„Ich habe mich gefühlt wie in einem Zombiezustand.“ Das Erlebte führt dazu, dass Fabritius es sich zur Aufgabe macht, eine Brücke zwischen Neurowissenschaft und Wirtschaft zu schlagen. Sie schreibt preisgekrönte Bücher zum gehirngerechten Arbeiten, tritt als Speakerin auf und hilft Führungskräften in Konzernen wie Google, Deloitte, EY, BMW, Bayer und SAP, durch gehirngerechtes Arbeiten leistungsfähiger zu werden.  

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Auf die Frage, warum viele Strukturen unserer heutigen Arbeitswelt alles andere als gehirngerecht sind, antwortet Fabritius im Interview: „Ich glaube, die meisten Firmen verstehen nicht, wie viel Impact es [das gehirngerechte Arbeiten] haben kann.“ Wer sich darauf einlässt, Dinge flexibler zu gestalten und den Mitarbeitenden individuelle Anpassungen an deren Bedürfnisse erlaubt, ebne damit den Weg für effizienteres Arbeiten.

Statt starrer Arbeitsstrukturen fordert Fabritius eine Ergebniskultur, „wo die Leistung zählt, die erbracht wurde, und nicht so sehr, dass man die Menschen überwacht, ob sie wirklich von 8 bis 17 Uhr an ihrem Platz sitzen“.

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Fun, Fear und Focus: Der optimale Gehirncocktail

Aber was braucht es denn nun, damit unser Gehirn sein volles Potenzial entfalten kann? Den entscheidenden Unterschied machen Bewegung, Ernährung, Schlaf und ein Cocktail aus den Neurotransmittern Dopamin, Noradrenalin, Acetylcholin.

Fabritius übersetzt die Neurotransmitter-Mischung in Fun, Fear und Focus. Dopamin wird ausgeschüttet, wenn wir Spaß bei der Arbeit haben, Noradrenalin entsteht durch angemessenen Stress, zum Beispiel bei kleinen Herausforderungen oder überraschenden Elementen. Acetylcholin sorgt für Fokus – der beispielsweise durch Chats, E‑Mails und Multitasking gestört werde.

Wie viel Anteil Fear, Fun und Focus jeweils einnehmen sollten und bei welchen Tätigkeiten sie entstehen, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Wer es schafft, den individuellen optimalen Mix aus Spaß, Stress und Fokus für sich herauszuarbeiten, kann so in den Flow-Zustand kommen und extrem effizient arbeiten.

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Ab in die Umsetzung: Fünf Ideen für gehirngerechtes Arbeiten

Genug Schlaf, Bewegung, Fun, Fear und Focus – das alles klingt einleuchtend und ist doch für viele schwer umzusetzen. Deswegen haben wir fünf Ideen gesammelt, die zum Loslegen einladen.

Passives Multitasking

Wem die Bewegung im Alltag fehlt, der:die könnte es mit „passivem Multitasking“ probieren, so Friederike Fabritius. Soll heißen: Die Videokonferenz wird beispielsweise nicht im Sitzen, sondern stehend absolviert, physische Meetings oder Telefonate könnten zum Spaziergang werden.

Fünf Minuten für mehr Kreativität

Wer sich in Meetings und Telefonaten lieber sitzend Notizen macht, kann die Bewegung auch in Minipausen einbauen. Denn: „Fünf Minuten Spaziergang klingt nach nichts, macht aber im Gehirn einen Unterschied“, erklärt die Neurowissenschaftlerin. Der Benefit, der dabei entsteht: Bewegung fördert nachweislich die Kreativität.

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Festgelegte Fokuszeiten

E‑Mails, Slack-Nachrichten, Anrufe sind für den Austausch mit Kolleg:innen und externen Parteien unabdingbar, stören aber auch den Workflow. Fabritius rät deswegen zu klar festgelegten Fokuszeiten, in denen alle Pushbenachrichtigungen, Klingeltöne und Co. bewusst Pause haben.

Nicht ohne mein Team

Apropos Kommunikationskanäle: Wer im Team arbeitet, sollte gemeinsam mit den Kolleg:innen nach Wegen suchen, wie die Zusammenarbeit mit individuellen Stärken und Präferenzen abgestimmt werden kann.

Einen Gesprächsanstoß bietet folgende Übung: Jede:r schreibt fünf Tätigkeiten auf, die den eigenen Arbeitstag dominieren, und gibt dazu an, ob die einzelne Tätigkeit eher stressig ist, langweilt oder in den Flow versetzt. Gemeinsam kann dann beraten werden, wie stressige oder langweilige Elemente optimiert werden können.

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Keine Kompromisse beim Schlaf

Während Bewegung schon in kleinen Dosen einen Unterschied macht und sich gut nebenher einbauen lässt, sieht Friederike Fabritius beim Schlaf keinen Platz für Kompromisse. Für die fünffache Mutter hat der Schlaf höchste Priorität – dafür verzichtet sie beispielsweise auf die Teilnahme an Abendveranstaltungen.

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MAria Rodrigues

Deshalb achte ich darauf, dass ich in meiner Pause einen 15-minütigen Spaziergang mache.

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