Augenverdrehen, Fingerklopfen, leise Seufzer, generelle Unruhe, der Blick aufs Smartphone oder ein überhebliches Grinsen: Geringschätzung bei der Arbeit durch subtile und weniger subtile Zeichen ausgedrückt. Und sie belastet. Wer etwas zu sagen hat, dabei aber erlebt, dass die Konzentration der anderen sofort weg ist, der leidet darunter. Fehlt der Respekt von anderen, dann zerkrümelt eines Tages auch der Respekt vor sich selbst.
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Respekt muss man sich verdienen, so sagte man früher. Aber was, wenn das Gegenteil wahr wäre? Wir könnten genauso gut davon ausgehen, dass jeder Mensch Respekt verdient, und zwar in jedem Lebensbereich, jedem Alter, auf jeder Karrierestufe. Das wirft die Frage auf, wie wir zu diesem Respekt kommen. Schauen wir uns verschiedene Perspektiven an.
1. Respekt von Führungskräften
Wer oben sitzt, der hat die meisten Gestaltungsmöglichkeiten. Eine Führungskraft kann ein Klima des Respekts schaffen, einfach, indem sie eine gesunde Haltung vorlebt. Ausgelebter Respekt drückt sich aus in einer zugewandten Haltung, Blickkontakt, Nicken. Auch ein Widerspruch kann respektvoll vorgebracht werden – sogar eine Korrektur. „Das ist ein guter Gedanke, wir müssen aber von anderen Zahlen ausgehen“, klingt viel besser als: „Das können wir gleich vergessen, deine Zahlen sind Quatsch.“
Führungskräfte tragen für den Respekt in einem Team eine besondere Verantwortung, weil sich andere Menschen an ihrem Verhalten orientieren werden. Drückt die Führungskraft ihre Wertschätzung aus, werden nur die wenigsten Team-Mitglieder versuchen, über Arroganz zu glänzen.
2. Respekt im Team
Hat sich in einem Team erst einmal ein toxisch-ironischer Ton eingeschlichen, ist der schwer wieder wegzubekommen. Das ist eine harte Wahrheit, aber auch keine endgültige. Wer etwas ändern will, benötigt Verbündete – und einen langen Atem. Auch hier hilft die zugewandte, wertschätzende Haltung. Wer sie vorlebt, der macht einen guten Anfang.
Außerdem braucht es einen gewissen Mut zum Widerspruch – und selbst der ist respektvoll möglich. Nehmen wir den Fall an, dass jemand eine Idee vorstellt. Es ist eine Person, die generell wenig Aufmerksamkeit bekommt (das ist die subtile Variante) oder herablassende Kommentare (die merkt-ihr-noch-was?-Variante). In beiden Fällen lässt sich durch Dritte eingreifen. Und diese Eingriffe beeinflussen direkt die Kultur im Team. So könnte das aussehen: „Der Gedanke ist spannend, ich denke, da sollten wir alle genau hinhören.“
Damit wird niemand angegriffen, aber die betroffene Person bekommt die Bühne, die sie gerade benötigt. Auch konkrete, gern mit leicht erhobener Stimme formulierte Nachfragen können Aufmerksamkeit schaffen. So geht es bei offensiverer Geringschätzung aus dem Publikum, sagen wird, durch einen abfälligen Kommentar: „Mit so einem Kommentar beerdigen wir den Vorschlag direkt. Dabei ist er doch interessant. Lasst uns ihn weiterdenken.“
So wird klargestellt, dass harte, respektlose Aussagen auch ein Sachproblem sind. Und das ist das Kernproblem fehlenden Respekts: Ideen werden personalisiert zu Grabe getragen. Und das schadet jedem Team.
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3. Respekt für Einsteiger:innen
Von ganz unten Respekt einzufordern, das ist zugegebenermaßen schwer. Aber auch das ist möglich. Wer sich in der Ausbildung oder im Einstiegsjob mehr Respekt für die eigenen Ideen wünscht, der kann das genau so sagen: „Ich habe zuletzt einige Ideen vorgebracht und hatte das Gefühl, sie bekommen hier wenig Raum. Mir ist klar, dass ihr mehr Erfahrung habt. Aber was kann ich ändern, damit wir auch mal meine Ideen diskutieren können?“
Auch hier gilt: Ein solcher Satz greift niemanden direkt an. Er ist eine Bitte um einen Rat. Wer eine Vertraute oder einen Vertrauten unter den erfahreneren Team-Mitgliedern hat, der kann das nutzen: „Ich habe das Gefühl, ich werde wenig gehört. Kannst du mir helfen, damit das anders wird?“
Ideen vorzubringen und dafür Respekt zu bekommen, gehört zu den wirklich wichtigen Dingen im Berufsleben – und zwar auf jeder Ebene. Am Anfang ist es aber ganz besonders wichtig. Es prägt, wie eine Person sich selbst erlebt.
Deshalb ist eine Kultur der Wertschätzung so bedeutsam für ein Team. Gelingt es, sie zu schaffen, werden die Ergebnisse besser. Und ja, dafür muss man zuhören. Aber soviel Respekt sollte man vor dem eigenen Intellekt haben, das auch mal auszuhalten.