Es ist unklar, wie sich die Datenschutzgesetze in Großbritannien nach dem Brexit entwickeln werden. Premierminister Boris Johnson hat zumindest angekündigt, in dieser Frage einen anderen Weg als die EU einschlagen zu wollen. Wie Reuters meldet, zieht mit Google einer der größten Internet-Konzerne bereits erste Konsequenzen daraus. Die Nachrichtenagentur zitiert interne Quellen, laut denen Google die britischen Nutzerinnen und Nutzer rechtlich nicht mehr wie bisher in der Europazentrale in Irland, sondern in den USA ansiedeln will.
„Wie viele Unternehmen müssen auch wir uns auf den Brexit vorbereiten. An unseren Diensten und unserem Datenschutzansatz ändert sich nichts – auch nicht daran, wie wir Daten erheben oder verarbeiten und wie wir auf die Anforderungen der Strafverfolgungsbehörden in Bezug auf Nutzerinformationen reagieren. Der Schutz der britischen DSGVO gilt weiterhin für diese Nutzer“, heißt es dazu in einem Statement von Google, das t3n vorliegt.
Britische Google-Konten: Abzug aus der EU soll die Anpassung an kommende Regelungen vereinfachen
Für Google ergibt der Schritt in Anbetracht einer möglichen Entkopplung von britischen und europäischen Datenschutz Sinn, erklärt Lea Kissner, Googles ehemalige Chefin für Datenschutztechnologien gegenüber Reuters. Wenn sich Großbritannien unter Premierminister Johnson im Rahmen eines Handelsabkommens mit den USA auf ein geringeres Datenschutzniveau einigen sollte, würde die die Verwaltung der Daten gemeinsam mit denen der deutlich stärker geschützten EU-Bürger verkomplizieren.
Langfristig könnte es auch Probleme geben, wenn britische Strafverfolgungsbehörden Daten ihrer Bürger aus der EU anfordern, wo sie den strengen Auflagen der DSGVO unterliegen. Durch die im März 2018 von Donald Trump unterzeichnete Cloud-Verordnung wäre es für britische Behörden hingegen juristisch kein größeres Problem, entsprechende Daten aus den Vereinigten Staaten zu bekommen.
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