Gatekeeper und Werbepolizei – warum Google jetzt nervige Werbung blockiert
Die „Coalition for better ads“, ein Zusammenschluss führender Digitalunternehmen, dem auch Google beigetreten ist, geht nur einen weiteren strategischen Schritt, um Nutzern ein besseres Werbeerlebnis zu ermöglichen und sie so von der Installation von Adblockern abzuhalten. Seit dem 15. Februar unterbindet Google im Chrome-Browser besonders nervige Werbung wie Popups oder Autoplay-Videos.
Was bedeuten die Google-Pläne für Publisher?
Das automatische Ausblenden solcher „Bad ads“ klingt im ersten Moment nach einem gravierenden Schritt. Doch was wird Googles Adblocker tatsächlich bewirken? Wahrscheinlich nicht sehr viel. Weniger als ein Prozent der 100.000 untersuchten Websites in Nordamerika und Europa enthalten unzulässige Werbung, die der Chrome-eigene Adblocker nun unterbindet. Die meisten Nutzer dürften also erstmal keine Veränderung bemerken. Nur öffentlichkeitswirksam ist die Maßnahme allemal.
Letztendlich geht es Google nicht darum, aus reiner Gutmütigkeit heraus für ein störungsfreieres Werbeerlebnis seiner Nutzer zu sorgen. Vielmehr sollen bessere Erlebnisse dazu führen, dass weniger Adblocker installiert werden und der US-Konzern somit mehr profitable Anzeigen ausspielen kann. Ob die Maßnahme, wie von Google erhofft zu einer vermehrten Deinstallation von Adblockern führen wird, ist mehr als fraglich. Wenn es für User ohnehin keinen Unterschied macht, welches Tool Werbeanzeigen blockiert, warum sollten sie sich dann die Mühe machen, ihre Adblocker zu deinstallieren?
Viel bemerkenswerter ist die Ausweitung von Googles Marktmacht, die mit der Einführung des Werbeblockers einhergeht. Google dominiert nicht nur den Online-Werbemarkt sondern hat mit einem Marktanteil von 56 Prozent von Chrome auch den führenden Webbrowser. Auch wenn Google angibt, den Standards der Better-ads-Koalition zu folgen (wohlgemerkt Standards, die Google selbst mitgestaltet hat), entscheidet doch letztlich der Konzern allein, wer wie werben darf.
So ist eine Ausweitung der Definition davon, was „Bad ads“ sind, denkbar, wobei Google wohl kaum für Nutzer nervige, aber dennoch profitable Formate auf die Liste setzen dürfte. Zudem sind die Standards vor allem auf den amerikanischen Markt ausgerichtet. „[Der] Versuch, eine rein US-getriebene Initiative zu installieren, die sich in puncto Formaten und Arbeitsweise primär auf die Bedürfnisse des amerikanischen Marktes fokussiert, ist weder sinnvoll noch förderlich“, schreibt BVDW-Mitglied Julian Simons.
Letztlich profitiert von dem Adblocker also vor allem Google, während Werbetreibende neue Wege finden müssen, um die Akzeptanz von Werbung bei Nutzern zu erhöhen.