Google FLoC: Warum Google die neue Technik ohne europäische Nutzer testet

Google lässt FLoC ohne europäische Nutzer testen. (Foto: Shutterstock)
Vor einigen Wochen sorgte Google für einen Paukenschlag: Das Unternehmen kündigte das Ende der individualisierten Werbung an. Doch das war angesichts des sich abzeichnenden Endes der Third-Party-Cookies keine große Überraschung mehr. Andererseits war es auch im Hinblick auf die in der Europäischen Union und anderen Ländern herrschenden Datenschutz- und Privatsphärediskussionen ein Befreiungsschlag für Google.
Doch der Verzicht aufs personalisierte Tracking einzelner Nutzer bedeutet freilich nicht, dass Google es sich in Zukunft gänzlich nehmen lassen wird, Werbung individualisiert an Nutzer auszuliefern. FLoC steht für „Federated Learning of Cohorts“, eine Technik, die dazu dienen soll, große Gruppen von Anwendern in Clustern nach Interessen zusammenzuführen.
Und die neue Technik stellt Google jetzt in Form einer Developer Origin Trial in Chrome zur Verfügung. Etwas mehr ist damit über die Funktionsweise der Kohorten bekannt. Die Kohorten, die nach Interessen und Verhaltensweisen gebildet werden, generiert Google auf Basis des Browserverlaufs, der aber nicht an Google weitergegeben wird, wie das Unternehmen erklärt. Auf Basis der Browserdaten fällt Google aber die Entscheidung, welcher Kohorte ein Nutzer angehört, und leitet eine entsprechende ID an Seitenbetreiber weiter. Die sehen damit nur, dass ein Mitglied jener Kohorte vorliegt, können aber (je nach Größe der Kohorte) nicht unbedingt den Nutzer wiedererkennen. Interessant ist auch, dass das Unternehmen keine Gruppen zu sensiblen Themen wie Medizin, Politik oder Religion anlegen will, wie Google in einem Blogbeitrag erklärt. Gleichzeitig hat Google das Thema Diskriminierung und Diversität auch auf dem Schirm: In einem Whitepaper erklärt Google, warum die FLoC-API nicht diskriminierend arbeiten werde.
Wie datenschutzkonform ist FLoC wirklich?
Positiv diskriminiert sollen erst einmal alle europäischen Nutzer werden. Denn die Testgruppe an Anwendern, die aus einem Bruchteil der Nutzer besteht, kommt aus Australien, Brasilien, Kanada, Indien, Indonesien, Japan, Mexiko, Neuseeland, den Philippinen und den USA. Nutzer aus der Europäischen Union oder aus Deutschland sollen zunächst nicht dabei sein. Grund hierfür ist offenbar der in der EU geltende strenge Datenschutz in Form der DSGVO. Denn ganz klar ist noch nicht, in wieweit die FLoC-Technik den strengen Datenschutzregeln entspricht, zumal hier der Nutzer ja nicht um Erlaubnis gefragt wird, sondern die allenfalls in Zukunft über die EULA des Browsers abnicken wird (die bekanntermaßen ja eh keiner liest).
Immerhin: Wer bereits heute Third-Party Cookies in Google Chrome blockiert hat, wird auch nicht mit FLoC behelligt, wenn er aus den genannten Ländern kommt. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es zwar ansonsten noch keine Tools, die die FLoC-ID blocken oder überschreiben. Doch es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis hierzu Lösungen entwickelt werden, auch wenn Google diese aller Wahrscheinlichkeit nach nicht als Browser-Extension zulassen wird.
FLoC wird die Probleme nicht lösen,
FLoC ist ein Kompromiss aus den Privatsphäreinteressen der Nutzer und den Wünschen der Werbetreibenden (und nicht zuletzt auch Googles), Botschaften zielgerichtet auszuliefern. Ob das Unternehmen damit 70 oder (wie vorausgesagt) bis zu 90 Prozent Treffsicherheit schaffen wird, ist unklar. Klar ist aber schon heute, dass die Idee, kohortenbasiert statt individuell Werbung auszuliefern, die harten Werbehasser nicht befriedigen wird. So wird Google zwar möglicherweise formaljuristisch für Befriedung sorgen, viele Nutzer werden aber wohl weiterhin mit den Füßen abstimmen.
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