Google Glass: Sergey Brin über das „Glasshole“-Desaster – und den zweiten Anlauf mit KI

Auf der Entwicklerkonferenz Google I/O 2025 hat sich Google-Mitgründer Sergey Brin überraschend offen zu den Fehlern des einstigen Datenbrillen-Projekts Google Glass geäußert. In einem Gespräch mit Demis Hassabis, CEO von Google DeepMind, und dem Journalisten Alex Kantrowitz, das unter anderem im Big Technology Podcast ausgestrahlt wurde, räumte Brin ungewohnt selbstkritisch Versäumnisse ein.
Brins Beichte: „Viele Fehler gemacht“
„Ich habe definitiv viele Fehler gemacht bei Google Glass, ich will ehrlich sein“, wird Brin von CNBC aus dem Podcast zitiert. Er sei damals sowohl technisch als auch wirtschaftlich überfordert gewesen. Insbesondere die Lieferketten in der Unterhaltungselektronik und die Schwierigkeit, ein solches Produkt zu einem vernünftigen Preis anzubieten und gleichzeitig die Fertigung zu steuern, habe er unterschätzt.
Die erste Version von Google Glass, vorgestellt 2012 und ab 2013 für 1.500 US-Dollar erhältlich, litt unter einem auffälligen Kameramodul und eingeschränkten Funktionen. Datenschutzbedenken führten schnell zum abfälligen Begriff „Glasshole“ für die Träger:innen und besiegelten letztlich das Schicksal der Konsument:innenversion, die 2015 eingestellt wurde. Auch eine spätere Enterprise-Version wurde 2023 beerdigt.
Neustart mit Android XR und KI-Power
Doch Google gibt nicht auf. Mit dem neuen Betriebssystem Android XR und der Sprach-KI Gemini soll nun ein neuer Anlauf gelingen. „Und jetzt sieht es aus wie normale Brillen – ohne das Ding vorn“, erklärte Brin mit Blick auf das klobige Kameramodul des Vorgängers. Die technologische Entwicklung, vor allem im Bereich der künstlichen Intelligenz, sei der Schlüssel. „Jetzt, in der KI-Welt, sind die Möglichkeiten dieser Brillen, einem zu helfen, ohne ständig abzulenken, viel größer“, so Brin laut CNBC.
Google plant, zusammen mit dem Brillenanbieter Warby Parker aus New York schon 2026 ein marktfähiges Modell vorzustellen. Weitere Partner für Android XR sind Schwergewichte wie Samsung, Qualcomm und Sony, aber auch Spezialisten wie Xreal und Magic Leap. Die neuen Brillen sollen sich per Sprache steuern lassen und Informationen diskret in den Alltag der Nutzer:innen einblenden.
Aus Fehlern gelernt?
Die damalige Präsentation von Google Glass mit Fallschirmspringer:innen auf der Google I/O 2012 kommentierte Brin nun scherzhaft: Es wäre am aktuellen Konferenzort, dem Shoreline Amphitheater in Mountain View, zwar noch cooler gewesen, aber: „Wir sollten wahrscheinlich zuerst das Produkt aufpolieren. Dann machen wir eine richtig coole Demo. Das ist wahrscheinlich der klügere Schachzug.“
Diese Worte lassen hoffen, dass Google diesmal mit mehr Bedacht und ausgereifterer Technologie an den Start geht. Ob der zweite Anlauf die Datenbrille salonfähig macht, werden die kommenden Jahre zeigen müssen.