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Unfertig, aber spannend: AR-Brille Snap Spectacles 5 ausprobiert

Während Metas AR-Brille Orion noch ein Prototyp ist, liefert Snap mit seinen Spectacles der fünften Generation zumindest für Entwickler eine AR-Brille aus. Wir haben sie ausprobiert.

6 Min.
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AR-Brille Snap Spectacles der 5. Generation ausprobiert. (Foto: t3n)

Augmented-Reality-Brillen sollen langfristig Smartphones ablösen, sagt Mark Zuckerberg, und buttert Milliarden US-Dollar in die Entwicklung des AR-Brillen-Prototypen Orion. Aber auch Snap, das Unternehmen hinter Snapchat, arbeitet seit Jahren an seinen Spectacles. Mit der im September angekündigten 5. Generation hat das Unternehmen eine weitgehend unabhängig vom Smartphone funktionierende AR-Brille vorgestellt.

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Die Snap-Spectacles der fünften Generation können visuelle Informationen und Inhalte direkt auf ihre transparenten Gläser projizieren, sodass die virtuellen Objekte sich gewissermaßen mit der analogen oder realen Welt vermischen. Für die neue Brille hat der Hersteller eigens das neue Betriebssystem Snap OS entwickelt. Wir haben Snaps neue eigenständige AR-Brille ausprobiert und sind überzeugt, dass diese Gerätekategorie Potenzial hat, aber noch Zeit braucht.

Snap Spectacles: Klobige Hardware auf der Nase

Im Unterschied zu Metas Orion sind die Snap Spectacles kein Prototyp. Sie sind zwar noch kein finales Endprodukt für Verbraucher:innen. Stattdessen richtet sich der Hersteller mit der Brille an Entwickler:innen, die am Ökosystem von Snap mitarbeiten und die Zukunft von AR-Brillen mitgestalten wollen, so das Unternehmen.

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Und um ehrlich zu sein, würde ich Snaps AR-Brille nicht freiwillig in der Öffentlichkeit aufsetzen. Denn sie ist noch unglaublich klobig und nicht sonderlich leicht. Mit ihren 226 Gramm wiegt sie das Vielfache einer herkömmlichen Brille. Und etwa 100 Gramm schwerer als Metas Orion ist sie auch.

Der Autor mit den Snap Spectacles 5. (Foto: t3n)

Der Vorteil von Snaps Modell ist, dass sämtliche Technik in die Brille integriert ist. Bei Metas Orion ist die Recheneinheit auf ein externes Gerät ausgelagert. Entsprechend weniger Platz ist in Snaps Modell für den Akku, der mit 45 Minuten Laufzeit alles andere als ein Dauerläufer ist.

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Metas Modell soll zwar zwei Stunden schaffen. Das wiederum wird zum Großteil an der Auslagerung der Recheneinheit liegen, wodurch der in die Brille integrierte Akku weitgehend für die Darstellung von Inhalten über das Siliziumkarbid-Glas benötigt wird. Beide Laufzeiten sind für ein finales Produkt jedoch zu kurz.

Immerhin hat Snap sich schon Gedanken über das Nachladen gemacht und bietet ein Akkupack an, mit dem die Brille per USB-C-Port bequem mit Strom versorgt werden kann. Laut eines Snap-Entwicklers reicht das Akkupack für über 400 Ladezyklen. Der Vorgänger, die Spectacles der vierten Generation von 2021, lieferte laut Hersteller nur 30 Minuten Laufzeit.

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Transparentes Display-System mit hoher Auflösung, aber kleinem Sichtfeld

Die weitere Hardware der Spectacles umfasst ein LCoS-Display-System (Liquid Crystal on Silicon) mit einem 46-Grad-Sichtfeld. Es ist etwa dreimal so groß wie bei der vierten Generation, aber kleiner als bei Metas Orion. Immerhin: die Auflösung von 37 Pixeln pro Grad ist höher als bei Apples Vision Pro, was durchaus bemerkenswert ist.

Snap Spectacles 5: Der Wellenleiter der AR-Brille ist nur aus bestimmten Winkel zu sehen; während der Nutzung ist er nicht wahrnehmbar. (Foto: t3n)

Beim Blick durch die Spectacles ist das kleine Sichtfeld deutlich wahrzunehmen: Beim Spielen der Golfsimulation Golf-Lens, bei dem das Smartphone als Schläger benutzt wird, fällt man schnell aus dem Rahmen. Bei einer App, mit der ich Blumen durch meine Hände an die Wände und den Boden des Snap-Büros sprießen lassen konnte, wurden die Kreationen ebenfalls durch das kleine Sichtfeld abgeschnitten.

Auch bei einer kollaborativen Anwendung, bei der mehrere Nutzer:innen per Sprachprompt beliebige 3D-Objekte kreieren können, reicht schon ein kleiner Blick zur Seite und schon sind die Inhalte verschwunden oder abgeschnitten. Man gewöhnt sich zwar recht schnell an diesen Umstand, ein wenig mehr Sichtfeld wäre dennoch wünschenswert. Das Sichtfeld lässt sich in gewisser Weise mit einer rechteckigen Box beschreiben. Für Entwickler:innen sollte das dennoch ausreichen, zumal die Bildqualität sehr gut ist.

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Praktisch für Brillenträger:innen: Die Snap Spectacles unterstützen Inlays mit Dioptrienausgleich. (Foto: t3n)

Zwei nach unten gerichtete Infrarotkameras dienen für die Erfassung von Handgesten zur Steuerung und zur Manipulation von AR-Inhalten. Die Gestensteuerung funktioniert schon präzise, sodass ich etwa im Raum befindliche dreidimensionale Objekte mit den Fingern bewegen und sie mit zwei Händen vergrößern oder verkleinern kann. Ich kann sie dank eines genauen Mappings auch anderen Personen mit einer der Spectacles-Brille in die Hand geben.

Praktisch ist die sogenannte elektrochromatische Verdunkelung: Bei hoher Helligkeit oder einem Tap in der Snap-App können sich die durchsichtigen Gläser wie eine Sonnenbrille verdunkeln. Auf diesem Weg sollen Inhalte auch draußen bei Sonnenlicht erkennbar sein. Im Innenraum trägt die Verdunkelung dazu bei, Objekte vor den Augen kontrastreicher erscheinen zu lassen.

Auf den Bügeln der Snap-Specatcles sind links und rechts zwei Knöpfe angebracht: Einer ist der Powerbutton, mit dem anderen könnt ihr Aufnahmen starten. (Foto: t3n)

Die Spectacles besitzen zudem ein Snapdragon-Dual-SoC von Qualcomm. Die zwei nicht näher benannten Prozessoren sollen zum einen für eine bessere Wärmeverteilung sorgen, zum anderen ist jeder Prozessor für verschiedene Aufgaben verantwortlich. Das soll unter anderem auch für eine höhere Sicherheit und Privatsphäre sorgen, so Snap.

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Während des Ausprobierens habe ich im Blickfeld immer wieder Warnhinweise über zu starke Wärmeentwicklung erhalten, die sich aber nicht negativ auf die Verwendung ausgewirkt haben.

Relevant für die Steuerung und Erfassung der Außenwelt sind insgesamt vier Kameras: Zwei von ihnen sind nach vorn gerichtet und dienen unter anderem zur Aufnahme von Inhalten – ihr könnt mit einer auf der linken Oberseite befindlichen Taste 30-sekündige Clips erfassen.

Verbunden werden die AR-Brillen untereinander per Bluetooth. Bei kollaborativen Anwendungen erfolgt das Mapping zum Start optisch über virtuelle Fixpunkte. So lassen sich in Spielen und anderen Anwendungen auch die Kreationen mit Dritten austauschen und interagieren. In der App „Imagine Together“ könnt ihr per Sprachbefehl 3D-Objekte- oder -Figuren erzeugen und sie bewegen. Sie sind zwar nicht realitätsgetreu, sondern eher cartoonartig, was dem Ganzen einen sympathischen Anstrich vermittelt.

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Mehrere Snap-Spectacles lassen sich in einigen Anwendungen mit einander koppeln. Die Farbdarstellung auf dem Foto ist leider verfälscht. In der Realität sieht es besser aus. (Foto: t3n)

Auch in die Luft zeichnen könnt zusammen mit weiteren AR-Brillenträger:innen, die mit der „Fingerpaint“-App erstellten Kreationen schweben an festen Orten im Raum. Dank einer geringen Latenz fühlt sich die Interaktion mit den Inhalten direkt an.

Snap-Spectacles: Mit der Fingerpaint-App könnt ihr mit mehreren Personen gleichzeitig in die Luft zeichnen. (Fotos: t3n)

Mit den Spectacles könnt ihr unter anderem den menschlichen Körper in 3D erforschen und euch die Funktionen der Organe erklären lassen:

Snap Spectactles 5: Nur die Nutzeroberfläche ist fertig

Snap ist sich bewusst, dass die Spectacles der fünften Generation nicht das Ende der Fahnenstange sind. Man ist sich zwar sicher, dass Augmented-Reality-Brillen die Zukunft sind, aber weder morgen noch übermorgen, sondern irgendwann in der Zukunft das Smartphone ersetzen können.

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Sowohl die Hardware als auch das noch überschaubare Ökosystem benötigen noch viel Arbeit, während Snap überzeugt ist, dass die Nutzeroberfläche schon serienreif ist. Das Userinterface besteht aus einer Art App-Übersicht, über die Anwendungen mit einem Tap gestartet werden können. Mit einer Handgeste könnt ihr die Übersicht frei im Raum nach vorn ziehen, weiter nach hinten in den Raum bewegen oder in der Größe verändern.

Um eine App zu verlassen, nehmt ihr die linke Hand vor eure Augen, in der das Hauptmenü mit wenigen virtuellen Buttons erscheint. Das Interface ließ sich leider nicht per Kamera aufnehmen.

Das Hauptmenü von Snap OS liegt förmlich in eurer Handfläche und ist immer erreichbar. (Bild: Snap)

Snap will AR-Ökosystem aufbauen

Die Auswahl an AR-Apps ist noch recht überschaubar, jedoch hat der Hersteller schon Partner wie OpenAI, Niantic und Lego an Bord geholt. Auch erste Entwickler:innen sind dabei und haben laut Snap erste „Lenses“ erstellt, wie der Hersteller die AR-Anwendungen für seine Brille nennt. Im Gespräch mit Snap wurden weitere Partnerschaften mit anderen Unternehmen wie etwa Google für die Maps-Navigation oder andere nicht ausgeschlossen.

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Überdies bietet Snap nach einem Start in den USA das Lens-Studio nun auch in Deutschland, Frankreich, Italien, Niederlande, Österreich und Spanien für Entwickler:innen an. Interessierte Entwickler:innen können sich über das Programm anmelden und die AR-Glasses für 110 Euro im Monat mit einer zwölfmonatigen Mindestlaufzeit erwerben. Snap will mit dem Entwickler:innenprogramm nach eigenen Aussagen nicht nur das Ökosystem wachsen lassen, sondern im Grunde auch die Grenzen des Möglichen der AR-Brille austesten. Man wolle auf Augenhöhe voneinander lernen. Und wir sind können gespannt sein, wann oder ob AR-Brillen nun wirklich der Durchbruch gelingen wird.

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