Google I/O zeigt: KI wird überall integriert – aber niemand soll es merken

Sundar Pichai, Google-CEO.(Foto aus dem Archiv: photosince / Shutterstock)
Pomp und Glamour, spannende Trailer und Auftritte von Promis: Die diesjährige Google I/O hatte alles, was man von einer millionenschweren Marketingveranstaltung erwarten würde. In der Präsentation der nächsten Produktgeneration konnte man aber zugleich einen Einblick gewinnen, wohin sich KI – nach der Idee von Google – entwickeln wird. Noch nie habe dieses „Ding“, das wir Künstliche Intelligenz nennen, so normal erscheinen sehen wie dort – wenngleich sich nicht verhehlen ließ, dass diese eigentlich noch experimentelle Technologie in ein Sortiment integriert wird, das eigentlich darauf ausgelegt ist, Smartphones und Abonnements zu verkaufen.
Ein Chatbot als Dreh- und Angelpunkt
Ja, Googles Angebot an Verbraucherprodukten ist das raffinierteste auf dem Markt. Der Tech-Konzern bündelt die meisten seiner multimodalen Modelle in seiner Gemini-App, darunter den neuen Bildgenerator Imagen 4 und den neuen Videogenerator Veo 3. Das heißt, dass du nun über einen einzigen Chatbot auf die gesamte Palette der generativen Modelle von Google zugreifen kannst. Außerdem wurde Gemini Live angekündigt. Damit kannst du den Bildschirm deines Smartphones oder die Ansicht deiner Kamera mit dem Chatbot teilen und ihn fragen, was er sieht.
Diese Funktionen waren bisher nur in Demos von Project Astra zu sehen, einem „universellen KI-Assistenten“, an dem Google Deepmind arbeitet. Jetzt ist Google einen Schritt näher daran, Project Astra für alle Smartphone-Nutzer:innen verfügbar zu machen.
Google führt außerdem den AI Mode ein, ein LLM-basiertes Frontend für die Suche. Dieses kann nun persönliche Informationen aus Gmail oder Google Docs abrufen, um die Suche auf die Nutzer:innen zuzuschneiden. Es wird Deep Search enthalten, das eine Suchanfrage in Hunderte von einzelnen Suchanfragen aufteilen und dann die Ergebnisse zusammenfassen kann, eine Version von Project Mariner, dem browserbasierten Agenten von Google Deepmind, sowie Search Live, mit dem du deine Kamera hochhalten und fragen kannst, was sie sieht.
KI-Sprachmodelle: Es zählt die Umsetzung in Produkten
Dies ist die neue Grenze. Es geht nicht mehr darum, wer die leistungsfähigsten Modelle hat, sondern wer sie in die besten Produkte umsetzen kann. ChatGPT von OpenAI enthält viele ähnliche Funktionen wie Gemini. Mit seinem bestehenden Ökosystem von Verbraucherdiensten und Milliarden von bestehenden Nutzer:innen hat Google jedoch einen klaren Vorteil. Power-User:innen, die Zugriff auf die neuesten Versionen aller vorgestellten Funktionen wünschen, können sich jetzt für 250 US-Dollar pro Monat für Google AI Ultra anmelden.
Als OpenAI Ende 2022 ChatGPT veröffentlichte, wurde Google im KI-Wettrennen abgehängt und musste einen Gang höher schalten, um aufzuholen. Mit der diesjährigen Produktpalette scheint Google wieder eine Rolle – um im Sinnbild zu bleiben – auf dem Siegertreppchen zu spielen.
Sundar Pichai: „Mehr Intelligenz ist verfügbar, für alle, überall“
In einer Vorschau erklärte CEO Sundar Pichai, dass AI Overviews, ein Vorläufer des AI Mode, der LLM-generierte Zusammenfassungen von Suchergebnissen liefert, sich bei Hunderten von Millionen Nutzern als beliebt erwiesen habe. Er vermutete, dass viele von ihnen vielleicht gar nicht wissen (oder sich nicht darum kümmern), dass sie KI nutzen – es sei einfach eine coole neue Art zu suchen. Die Google I/O gibt einen breiteren Einblick in diese Zukunft, in der KI unsichtbar ist.
„Mehr Intelligenz ist verfügbar, für alle, überall“, sagte Pichai seinem Publikum. Ich denke, wir sollen staunen. Aber indem Google KI in alles integriert, macht es KI zu einer Technologie, die wir nicht bemerken und vielleicht nicht einmal benennen können.
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