Google lässt Suche und Google+ verschmelzen
Google wird mit Google+ persönlicher und privater
Dass Google+ für die Suche von Google immer wichtiger wird, haben wir euch gestern schon mit den SEO-Tipps für Google+ gezeigt. Jetzt hat der Suchmaschinenmarktführer das Rad noch einmal deutlich weiter gedreht und die englische Suche mit persönlichen Inhalten aus Google+ angereichert. Nicht zu verwechseln ist das mit der schon länger aktiven personalisierten Suche, bei der es um soziale Empfehlungen der eigenen Kontakte im Social Web geht. Der unter der Bezeichnung „Search, plus Your World“ angekündigte neue Suchalgorithmus kann deutlich mehr und bezieht auch persönliche Daten wie eigene Fotoalben oder persönliche Inhalte aus Google+ mit ein.
Die neue, persönlichere und privatere Suche im Google-Video:
Google lernt dich über Google+ kennen
Wie das in der Praxis aussehen könnte, zeigt am besten das Beispiel, mit dem der Google-Entwickler Amit Singhal die neue Suche im offiziellen Google Blog erklärt. Als Kind sei seine Lieblingsfrucht die „Chikoo“ gewesen, eine süßliche Frucht aus Mexiko und Zentralamerika. Später nannte er seinen Hund „Chikoo“, weil dieser als Welpe so süß gewesen ist. Gibt er nun „Chikoo“ in die herkömmliche Suche ein, so findet er viele Einträge zum Baum, der diese Frucht bildet. Mit der neuen Suche erhält er aber auch Bilder zu seinem Hund, die der Algorithmus über die Verknüpfung mit seinem Google+ Account aufgespürt hat.
Als Ergebnis werden ihm so Bilder von seinem Hund und Bilder und Informationen zu seiner Lieblingsfrucht aus der Kindheit angezeigt. Ein ganz persönliches und privates Sucherlebnis, denn diese Ergebnisse werden nur ihm in dieser Form angezeigt. Um den Datenschützern gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen, hat Google sowohl die Übertragung der Suchbegriffe in der privaten Suche als auch die Übetragung der Suchergebnisse per SSL-Technologie verschlüsselt.
Google will nicht nur suchen, sondern auch verstehen
„Wir verwandeln Google in eine Suchmaschine, die nicht nur Inhalte findet, sondern auch Menschen und ihre Beziehungen versteht“, erklärt Singhal weiter. Der erste Schritt in diese Richtung sei die Social Search gewesen, die tiefe Integration von Google+ sei jetzt die nächste Ausbaustufe. Damit ist Google auf dem von vielen Experten angedachten Weg, der die logische Konsequenz aus den letzten sechs Monaten darstellt. Mit Google+ hat Google einen mächtigen Social Layer für alle Dienste und Produkte aus den eigenen Reihen geschaffen, um diese sozial miteinander zu verbinden.
Konkret hat Google zunächst für die englische Suche, weitere Sprachen sollen folgen, drei neue Funktionen gestartet:
- Persönliche Ergebnisse: Neben den normalen Suchergebnissen werden jetzt auch ganz private Suchergebnisse angezeigt, die auf den eigenen Interessen und Vorlieben beruhen. Dazu zählen auch Dinge, die nur mit dem Suchenden geteilt wurden. Nicht dazu zählen die Empfehlungen der eigenen Kontakte, denn die werden ja schon länger in die Suche integriert.
- Profile in der Suche: Auch Personen zählen bei der Googlesuche jetzt zu den persönlichen Informationen, die die Suche bereichern. Sucht man beispielsweise nach einer Person mit einem häufigen Namen, erkennt der Algorithmus die richtige Person anhand einer bestehenden Beziehung bei Google+.
- Personenprofile und Pages: Bei der Suche nach allgemeinen Themen zeigt die neue Googlesuche nun auch Personenprofile und Pages bei Google+ an, die sich mit speziell mit diesem Thema beschäftigen. Bei der Suche nach „Music“ werden beispielsweise die Google+ Seiten von Britney Spears, Alicia Keys und Snoop Dogg angezeigt.
Neuer Google-Algorithmus als Option
Besonders erfreulich ist der Umstand, dass Google den neuen Algorithmus als wählbare Option anbietet. Jeder kann also bei der Suche wählen, ob er eine private Suche mit dem neuen Algorithmus durchführen möchte oder die herkömmlichen Ergebnisse angezeigt haben will. Google setzt hier einen Schalter neben der bekannten Suchlupe ein, mit dem man zwischen den beiden Optionen hin und her schalten kann. Wer ganz und gar auf die neue Option verzichten möchte, kann dies in den Accounteinstellungen so festlegen.
Zudem zeigt Google auch für jedes einzelne Ergebnis in der privaten Suche an, ob es sich um einen öffentlichen, limitierten oder ganz privaten Eintrag handelt. Dieses Feature kennen wir bereits von Google+, so dass die Gewöhnung leichtfallen sollte.
Weitere Screenshots zur Erklärung der neuen Googlesuche:
Weiterführende Links zur neuen Googlesuche:
- Google-Blogpost: Search, plus Your World – The Official Google Blog
- SEO mit Google+: 5 einfache Dinge, die jeder tun kann – t3n News
- Summly: 16-Jähriger zeigt, wie Googles Suche funktionieren sollte – t3n News
ich warte schon auf das aufheulen von paranoiden google-bekämpfern die nicht gelesen haben dass das ganze optional ist…
@peter: Optional, optional, optional… :P
Ich hab’s gerade mal ausprobiert. Über VPN Hotspot Shield. Es ist schon erschreckend ….. aber auch irgendwie geil. Das Doofe ist, dass die Ergebnisse auch teilweise gemischt sind – allerdings hervorgehoben durch das kleine Männchen.
Whooot?! Vielen Dank für diesen saustarken Artikel. Jetzt will ich das Feature aber auch! Weiß jemand, wann das in D. kommt oder wann schätzt ihr?
@Madmax – also wie (weiter oben) schon geschrieben: Über Hotspot Shield und der g**gle.com Adresse geht das problemlos.
Fiel mir heute zufällig auf, als ich ein gesperrtes Youtube-Video anschauen wollte ;-)
Meiner Meinung nach ist der Datenschutzaspekt nicht das Beängstigende, sondern zwei andere Aspekte: Die „Weltverengung“ und der „Kontrollverlust“.
1) Weltverengung in dem Sinne, dass die Tendenz dorthin geht, nur noch das anzuzeigen, was in meinem Dunstkreis liegt -> Also immer weniger wirklich Neues, Anderes zu Gesicht zu bekommen mit allen unschönen Konsequenzen, die sowas hat (Bis zu dem Punkt, dass man den Costumized-Aspekt vergisst und meint, umfassend informiert zu sein und alles darüber hinaus nicht mehr für existent hält)
2) Kontrollverlust in dem Sinne, dass man nicht weiß, was im Hintergrund wie costumized wird. Ich halte die Vorstellung für angenehmer, mir meinen Weg durch Standard-Suchergebnisse zu bahnen und jeden Filter selbst bewusst zu setzen (Gegen Filter ist natürlich nichts einzuwenden)
Diese beiden Dinge zusammengenommen wiederum begünstigen viele Möglichkeiten der Zensur…
Wie auch immer diese Aspekte zu relativieren sind: Fest steht jedenfalls, dass das nicht nur Vorteile hat und ein Unbehagen bleibt, wenn man es sich etwas genauer überlegt…
Ich muss meine obige Aussage korrigieren. Man kommt auch ohne VPN in den Genuss der personalisierten Suche, wenn man google.com über https aufruft.
Was Mathias‘ Kontrollverlust anbelangt, so will ich sagen, dass es auch eine Chance ist. Da bekommt man mal vor Augen geführt, was über einen im Netz herumschwirrt – auch wenn vieles davon nicht für alle sichtbar ist. Ähnlich verhält es sich ja mit der Facebook-Chronik: Da kommt kein Content dazu – es ist nur anders dargestellt! Aber erschreckend; es regt doch zum Nachdenken an. Eine Chance etwas dagegen zu tun und evtl. die Gewohnheiten umzustellen.
Das es soweit kommt, habe ich mir schon vor Monaten gedacht. Das Werbevideo ist übrigens sehr nett entwickelt.
„Bei der Suche nach „Music“ werden beispielsweise die Google+ Seiten von Britney Spears, Alicia Keys und Snoop Dogg angezeigt.“
Damit hat die „neue“ Suche schon versagt..Zumindest für die, die nicht im Mainstream schwimmen ;)
„ich warte schon auf das aufheulen von paranoiden google-bekämpfern die nicht gelesen haben dass das ganze optional ist…“
Optional aber per Default EINGESCHALTET!! Und wie wir wissen, interessieren sich die post-privacy-spacken nicht für solche Einstellungen.
Es ist wie Mathias schon schrieb: Weltverengung und Kontrollverlust.
„Es ist eine schleichende, unheimliche Veränderung: Bei Facebook, Google oder Amazon entscheidet Software, was der Nutzer zu sehen bekommt und was nicht. Nur wenigen ist bewusst, wie stark Algorithmen inzwischen unser Bild von der Wirklichkeit bestimmen – was nicht passt, schluckt der Filter.“
Und es ist Erschreckend, das das den Nutzern vollkommen egal ist. Das ist Dumm und Naiv, das sich die Nutzer Freiwillig in die Abhängigkeit eines Anbieters begeben. Ein Goldenes Gefängniss eben. Ich kann mittlerweile solche Nutzer kaum noch ernst nehmen, denn diese haben ihre Freiheit längst aufgegeben.
„The Facebook effect“, in dem dieses Zitat von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg zu Filter-Algorithmen überliefert ist: „Ein Eichhörnchen, das vor deinem Haus stirbt, könnte für dich in diesen Augenblick wichtiger sein als Menschen, die in Afrika sterben.“
Diese Entwicklung von Bevormundung, Zensur, Verdummung, Abhängigkeit kann und darf nicht die Zukunft sein..