Google Maps war gestern: Diese 3 Startups bauen die Karten der Zukunft
Wann immer wir einen Ort suchen, eine Adresse brauchen oder einfach nur wissen wollen, wo es lang geht: Google Maps ist zur Stelle. Im Browser, auf dem Smartphone oder auf dem Tablet. Doch der mächtige Kartendienst hat eine Schwäche: Das Material der Satelliten ist häufig veraltet und bietet den Millionen von Menschen, die es jeden Tag abrufen, von Natur aus nur beschränkten Spielraum für dynamische und analytische Einsatzzwecke. Mit beeindruckenden Lösungen wollen drei Startups diese Chance für sich nutzen und basteln am Kartendienst der Zukunft. Die Rede ist von Urthecast, Planet Labs und Skybox. Ihre Projekte im Kurzprofil.
Urthecast macht deinen Vorgarten 4K-ready
Wie wäre es, wenn wir aktuelle hochauflösende Satellitenbilder in Echtzeit abrufen könnten? Das kanadische Startup Urthecast aus Toronto hat im vergangenen November gleich zwei High-Tech-Kameras ins All geschickt, die genau das ermöglichen sollen und künftig an Bord der Internationalen Raumstation (ISS) ihre Dienste verrichten. Und die sehen so aus: 16-mal täglich umkreisen die Urthecast-Module die Erde und nehmen dabei 40 Kilometer große Bildstreifen mit einer räumlichen Auflösung von fünf mal fünf Metern pro Pixel auf. Zum Vergleich: Googles Kartenmaterial ist bis zu drei Jahre alt und ist in der Regel mit „nur“ 30 Metern pro Pixel aufgelöst.
Die Kanadier wollen aber vor allem mit bisher einmaligen Videoaufnahmen der Erde punkten. So ist das zweite Kameramodul in der Lage, jeweils 60 Sekunden lange Videos von einem Ort aufzunehmen und diese dynamisch auf bis zu einem Meter genau abzubilden. Die Kameras konzentrieren ihre Arbeit vor allem auf den 51. Breitengrad der Erde. Geschickt, denn hier deckt Urthecast eine Fläche ab, auf der rund 90 Prozent der gesamten Erdbevölkerung leben.
Eine solide Grundlage, mit der das Startup in Zukunft auch Geld verdienen will. Dazu bietet Urthecast auf seiner Webseite nebst einer Gratis-Mitgliedschaft auch kostenpflichtige Premium-Konten an. Darin enthaltene Analysefunktionen sollen zum Beispiel Stadtplanern, Entwicklungshelfern oder Umweltschützern helfen. Endverbraucher können aber auch bestimmten Koordinaten„folgen“ und beobachten, wie sich ihr Heimatort über die Monate verändert.
Skybox: Die Satelliten-Cloud in 600 Kilometer Höhe
Statt einfach nur hochauflösende Kameras zur ISS zu schicken, bauen die Macher von Skybox ihren Satelliten lieber gleich selbst. Einen Meter im Durchmesser, nicht mehr als 100 Kilogramm schwer und in der Lage, die gesamte Erdoberfläche mit einer räumlichen Auflösung von einem Meter pro Pixel abzulichten und sogar 90 Sekunden lang abzufilmen. So geschehen mit dem SkySat, einem künstlichen Mikrotrabanten, der im Herbst seinen Weg ins All fand. Doch das ist nur der Anfang: Im Laufe der nächsten Jahre sollen 23 weitere Kleinsatelliten des US-Startups aus Kalifornien das All erreichen so ein ganzes Skybox-Netzwerk im All erschaffen.
Zusammen mit den Aufnahmen und dem Einsatz von neuen Web-Technologien sollen Unternehmen und Organisationen dann eine „einzigartige Infrastruktur aus Geodaten“ vorfinden, mit denen Akteure aus Wirtschaft und Forschung das Kartenmaterial frei nach ihren Bedürfnissen analysieren können. Denkbare Einsatzgebiete finden sich zum Beispiel im Bereich der Logistik, der Stadtplanung oder dem Katastrophenschutz. Skybox arbeitet mit Unternehmen aus der Luft- und Raumfahrt zusammen und kann sich auf Kapitalspritzen von mehr als 70 Millionen US-Dollar berufen. Wohin die Reise hier in Zukunft geht, zeigt ein beeindruckendes Video.
Planet Labs: Mit 32 Satelliten quer durch die Galaxis
Den Bereich der Fernerkundung möchte auch Planet Labs aus San Francisco kräftig umkrempeln. Dumm nur, dass den Kaliforniern mit Skybox schon jetzt ein ebenso engagierter Konkurrent zur Seite steht. Planet Labs hat es sich jedoch zur Aufgabe gemacht, die topologischen Veränderungen der Erde greifbar zu machen und dafür nicht weniger als „die weltweit größte Satelliten-Flotte“ im All zu installieren. Anschließend möchte das Startup zu einem der führenden Dienstleister für Geodaten aufsteigen. Noch bis Ende dieses Monats sollen insgesamt 32 hochgerüstete Kleinsatelliten per Weltraumbahnhof den Orbit erreichen.
Anders als andere Trabanten sollen die „Dove“ getauften Satelliten in deutlich geringerer Höhe als üblich um die Erde kreisen. So sollen Aufnahmen von besonders hoher Qualität entstehen. Die Idee hat allerdings ihren Preis. Durch die unmittelbare Nähe zur Erdatmosphäre sind die Satelliten einem hohen Verschleiß ausgesetzt und verglühen nach spätestens drei Jahren in der Atmosphäre.
Android-Handies kalkuliert man ja auch nur mit 1 Jahr bis man ein neues will.
So gesehen können Replacement-Satelliten bei günstigem Preis durchaus kalkulatorisch günstiger sein als Satelliten die man einmal hochschiesst und 20 Jahre nutzen will.
Kameras für Full-HD (ca 2 Megapixel) liegen ab 100 Euro. Quad-HD-Kameras kommen langsam und haben dann 8 Megapixel. Da sind langfristige Investitionen in optische Geräte eher zu riskant. Siehe auch die aktuellen CES-Berichte von Thermographie-Modulen(?) oder Lichtfeld-Addons für Smartphone-Kameras.
Die Futures-Händler haben bessere Wetterberichte als die Bauern um Börsengeschäfte auf gefrorenen Orangensaft, Soja, Mais, Kaffee-Preise usw. zu machen. Da helfen solche Bilder auch.
Man wüsste auch wo die illegalen Drogenfelder sind oder würde durch häufigere Fotografien herausfinden wo Öl in den Fluss geleitet wurde.
Im Rahmen von Open-Streetmap gibts Projekte mit Drohen Fotos zu machen.
Silvester am Berliner Tor und lokale Ereignisse oder Baufortschritt oder Baumschäden nach Stürmen könnte man damit lokal dokumentieren. Man braucht also nicht immer Satelliten.
Der Link zur Skybox funktioniert nicht… Ansonsten super Artikel!
Hallo Oliver, Danke für Deinen Hinweis. Der Link sollte jetzt wieder ordnungsgemäß funktionieren.
Beste Grüße aus Hannover,
Daniel
Da fehlen aber noch ein paar interessante Anwendungsgebiete in der Liste: Terroristenverfolgung, Überwachung unbescholtener Bürger durch die NSA und andere Geheimdienste, und viele mehr.
Auf dem 51. Breitengrad leben 90% der Menschheit? Das doch viel interessanter…aber es wohl er das Wörtchen ‚auf‘ was mich hier interessiert…
Und was macht Urthecast, wenn im Jahr 2020 die ISS im Meer versenkt wird? Haben die bis dahin ihre Anfangskosten reingeholt? Haben sie bis dahin Alternativen. Und wenn ja, warum bauen sie nicht von Anfang an auf längerfristige Lösungen? Auch als Übernahmekandidat sind Mitbewerber mit Lösungen in Selbstverwaltung sicher interessanter.
Das Kartenmaterial von Google ist oft viel älter als drei Jahre. So sind die Luftbilder der freundlichen Metropole am linken Niederrhein (Mönchengladbach) immerhin schon 10 Jahre alt.