Google TV Streamer im Test: Das Gadget findet eure Fernbedienung – wir suchen nach dem Sinn
So gut wie jeder aktuelle Fernseher bietet unabhängig vom Betriebssystem Zugriff auf die gängigen Streaming-Dienste. Dazu gehört auch meiner – ein Samsung QLED aus dem Jahr 2023. Netflix ist genauso installiert wie Amazon Prime Video oder Wow. Deswegen wundere ich mich über Googles neuerlichen Vorstoß auf dem Unterhaltungsmarkt. Der Google TV Streamer ist eine 120 Euro teure Set-Top-Box, die euch ebenso Zugriff auf Streaming-Dienste verschafft. Ziemlich teuer für etwas, das ein Fernseher ohne Hilfe schafft. Google will deswegen mit cleveren Zusatzfunktionen punkten.
Einfaches Design – und einfache Einrichtung
Auch beim Design geht Google neue Wege. Der TV Streamer beerbt den Chromecast mit Google TV. Während der noch über das integrierte HDMI-Kabel in eine freie Buchse hinten am Fernseher eingestöpselt wurde und dann aus dem Blickfeld verschwand, muss man sich beim Verstecken des TV Streamers mehr Mühe geben. Das Gehäuse ist deutlich größer, dafür immerhin einigermaßen ansprechend gestaltet. Es erinnert entfernt an die Nest-Lautsprecher des Unternehmens – oder an eine drahtlose Ladestation. Bevor ihr es an den Fernseher anschließen könnt, solltet ihr außerdem sicherstellen, dass ihr ein HDMI-Kabel zu Hause habt. Google legt keines bei.
Ist der Punkt abgehakt, profitiert ihr von einer einfachen und schnellen Einrichtung. Ihr scannt einfach mit der Google-Home-App auf dem Smartphone den auf dem Fernseher angezeigten QR-Code ein. Euer Konto verknüpft sich automatisch mit dem TV Streamer. Außerdem koppelt die Set-Top-Box die mitgelieferte Fernbedienung mit euerem TV-Gerät. Ihr könnt darüber also die Lautstärke und den TV Streamer sowie den Fernseher darüber ein- und ausschalten. Habt ihr HDMI-CEC aktiviert, lässt sich das Google-Gadget übrigens auch mit der Fernsehfernbedienung steuern.
Google löst ein nerviges Problem
Allerdings liegt die Fernbedienung des TV Streamers besser in der Hand als jene, die mit meinem Fernseher geliefert wurde. Glaubt man Google, ist das kein Wunder. Nach eigenen Angaben hat das Unternehmen das Zubehör neu designt. Das Gehäuse fällt jetzt – mit Absicht – größer aus. Trotzdem sind alle Tasten gut zu erreichen. Neben denen zur Navigation und Steuerung gibt es auch Shortcuts für Youtube und Netflix und einen frei belegbaren Button, der sich etwa mit der Lieblings-App belegen lässt.
Viel wichtiger ist aber eine andere Funktion: Ist die Fernbedienung mal wieder verschwunden, drückt ihr einfach einen Knopf auf der Rückseite des TV Streamers. Dieser lässt die Fernbedienung piepen. Der Filmabend ist gerettet. Clever!
Google TV bietet keine Überraschungen
Nichts Besonderes ist dagegen die Oberfläche von Google TV. Das Unternehmen versucht, das Beste aus allen installierten Streaming-Apps auf einen Blick anzuzeigen. Unterteilt ist das wie üblich in eine personalisierte Übersicht, die auch viele Youtube-Clips enthält. Außerdem gibt es spezielle Reiter für Filme und Serien und eine Mediathek, in der Kauf-Inhalte landen sollen. Das scheint sich jedoch nur auf den Play-Store zu beziehen. Bereits gekaufte Filme von Amazon Prime Video tauchten hier nicht auf.
Findet sich in den vielen Kategorien nichts unter den Vorschlägen, kann man auch den Mikrofon-Knopf auf der Fernbedienung bemühen und mithilfe von Google Assistant suchen. Abseits von „Finde Komödie“, ist Googles smarter Helfer aber keine echte Hilfe.
Volle Kontrolle im Smarthome
Etwas anders sieht es beim Smarthome aus. Über den Assistent lassen sich auch am TV Streamer die smarten Lampen oder Thermostate steuern, die man in der Home-App auf dem Smartphone hinterlegt hat. Licht an, Licht aus. Das klappt problemlos per Sprachbefehl oder über den neu eingerichteten Shortcut im Schnelleinstellungsmenü. Allerdings ist das kein Alleinstellungsmerkmal. Über meinen Fernseher könnte ich mein Smarthome auch steuern – wenn ich das wollte.
Die Besonderheit bei Google: Der TV Streamer unterstützt auch die Smarthome-Standards Matter und Thread. Kompatible Leuchten und Co. lassen sich also direkt mit dem Gerät und ohne Umwege über eine externe Bridge (oder Gateway) koppeln. Offen bleibt, ob Nutzer:innen deswegen zum TV Streamer greifen. Smarthome-Fans dürften längst andere sogenannte Border-Router wie den Amazon Echo 4 oder einen Homepod zu Hause haben.
KI-Bildschirmschoner
Ebenso wenig dürfte das letzte große Feature als Verkaufsargument dienen. Ihr habt die Möglichkeit, KI-Kunst als Bildschirmschoner zu erstellen. Über Vorgaben könnt ihr Art, Stil und Farben aussuchen. Die Google-KI generiert aus euren Eingaben dann ein Bild, das bei Bedarf erscheint, wenn ihr den Fernseher gerade nicht nutzt. Alternativ lassen sich auch Bilder von Google Fotos nutzen.
Beide Optionen stoßen bei mir auf wenig Gegenliebe. Mein TV-Gerät bietet von Haus einen Ambient-Modus. Den habe ich aber noch nie ausprobiert. Denn: Nutze ich meinen Fernseher nicht, schalte ich ihn einfach aus.
Hier kann der TV Streamer punkten
Aber nicht alles ist schlecht oder schon dagewesen. Googles TV-Streamer kann mit hohem Arbeitstempo punkten. Durch die Menüs kann man schnell navigieren. Apps laden fix. Kleine Spiele wie Crossy Roads (für alles andere gibt es Xbox, Playstation oder die Switch) laden schnell. Auch der Wechsel zwischen Apps funktioniert gut. Lässt die Rechenpower des Fernsehers irgendwann nach, kann der TV Streamer als Zuspieler zur echten Alternative werden.
Kurz noch das Technische: Die Google-Box unterstützt 4K-Auflösung bei maximal 60 Bildern pro Sekunde, sowie die Audio- und Videoformate Dolby Vision, HDR10, HDR10 Plus, HLG und Dolby Digital sowie Dolby Digital Plus und Dolby Atmos. Was davon bei euch herauskommt, hängt natürlich auch davon ab, was euer Fernseher kann. Ausgestattet ist der TV Streamer außerdem mit 32 Gigabyte Speicher für Apps und Spiele.
Fazit
Beim Google TV Streamer seid ihr richtig, wenn der Fernseher zu Hause zu langsam ist, aktuelle Apps nicht mehr unterstützt oder ihr die Menüführung eures TV-Geräts nicht mögt. Außerdem taugt das Gadget für den Einstieg ins Smarthome. Funktioniert am Fernseher alles wie gewohnt, gibt es eigentlich keinen Grund, die 120 Euro für die Google-Box auszugeben.