Google warnt: China verstärkt Cyberangriffe gegen Taiwan
Google habe in den vergangenen sechs Monaten einen deutlichen Anstieg chinesischer Cyberangriffe auf Taiwan beobachtet, sagte Kate Morgan, Senior Engineering Manager in Googles Abteilung für Bedrohungsanalysen. Laut Morgan wenden die chinesischen Hacker Taktiken an, die es schwierig machen, sie aufzuspüren.
So würden sie sich etwa auf das Eindringen in kleine Internet-Router für Privathaushalte und Büros fokussieren und jene Geräte dann für Angriffe nutzen, was helfe, ihre wahre Herkunft zu verschleiern. Das berichtet Bloomberg.
Über 100 chinesische Hackerformationen gehen auf Taiwan los
„Die Zahl der Gruppen in China, die Hackerangriffe durchführen und versuchen, in Technologieunternehmen oder Cloud-Kunden einzudringen, ist enorm“, sagte Morgan. „Ich habe keine genaue Zahl, aber es sind wahrscheinlich über 100 Gruppen, die wir allein aus China verfolgen.“
Dabei hätten es die Hacker grundsätzlich auf alles abgesehen. Vor allem der Verteidigungssektor, die Regierung und die Privatwirtschaft auf der Insel seien betroffen, so Morgan.
Angst vor militärischem Konflikt wächst
Die Erkenntnisse von Google befeuern die Besorgnis über einen möglichen Konflikt der chinesischen Regierung mit Taiwan. Der latente Konflikt belastet bereits seit Längerem die Beziehungen zwischen den USA als Taiwans wichtigstem militärischem Unterstützer und China.
Peking betrachtet Taiwan als einen Teil des chinesischen Territoriums. Das sehen weite Teile der westlichen Welt anders. Obwohl die USA Taiwan nicht offiziell als Nation anerkennt, gilt das Versprechen, den Inselstaat bei der Verteidigung gegen ein nach US-Ansicht zunehmend aggressives China zu unterstützen.
„Taiwan ist mit zunehmender militärischer Einschüchterung, Grauzonen-Kampagnen, Cyberangriffen und Informationsmanipulation konfrontiert“, resümiert die taiwanesische Präsidentin Tsai Ing-wen. Taiwan sei sich indes der Situation bewusst, und werde „weiterhin alles tun, um unsere Verteidigungskapazitäten und unsere gesellschaftliche Widerstandsfähigkeit zu stärken.“
Hacker aus Nordkorea, Iran und Russland weiterhin großes Problem
Morgan ergänzte, dass auch Hacker aus Nordkorea und dem Iran weiterhin eine große Bedrohung darstellen. Zudem habe sich Russland seit seinem Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 weitgehend auf den Cyberspace konzentriert.
Ihre Erkenntnisse gab Morgan anlässlich der Eröffnung eines neuen Google-Cybersicherheitszentrums im spanischen Malaga zum Besten. Dort sollen etwa 100 Sicherheitsexpert:innen arbeiten. Zu deren Zielen gehöre es, die Zusammenarbeit mit europäischen Unternehmen und Regierungsvertretern zu fördern, um die Cyber-Resilienz auf dem Kontinent zu verbessern.