Grief-Tech: KI bildet virtuelle Versionen von Verstorbenen nach
Vielleicht hat sich die Trauer um Verstorbene mit zunehmender Digitalisierung nicht verändert – die Erinnerung an sie jedoch grundlegend: Mit Tausenden von Videos, Fotos und Tonaufnahmen, die sich per simplem Tab auf dem Smartphone abspielen lassen, lässt sich der oder die Verstorbene für die Trauernden zumindest auf dem Bildschirm leicht wieder „zurückholen“. Interaktionen sind freilich nicht möglich – doch das wollen sogenannte Grief-Tech-Startups nun ändern.
Virtuelle Interaktionen mit Verstorbenen: KI soll es möglich machen
Unternehmen wie das US-amerikanische Hereafter, das eine KI mit stundenlangen Aufnahmen basierend auf bestimmten Eingabeaufforderungen füttert und dann Gespräche aus den Datensätzen generiert, wollen auch die Trauerarbeit transformieren. Das Ziel ist, eine KI so zu trainieren, dass sie eine virtuelle Form der Verstorbenen bildet, mit der die Trauernden „interagieren“ können.
„Hereafter ist eine App, mit der Sie sinnvolle Erinnerungen an Ihr Leben bewahren und sie interaktiv mit den Menschen teilen können, die Sie lieben“, heißt es auf der Website hereafter.ai. Das Startup spricht damit explizit auch die noch nicht Verstorbenen an, die sich für die Nachwelt zwar nicht unsterblich, doch weiterhin erinnerbar machen wollen. „Hereafter stellt Fragen zu Ihrem Leben und Audio zeichnet die Antworten auf. Sie können auch Fotos hochladen. Dann, nur indem sie mit der App sprechen, stellen geliebte Menschen Fragen über Ihr Leben. Sie werden Ihre Fotos sehen und hören, wie Sie Erinnerungen in Ihrer tatsächlichen Stimme teilen, um Ihre Erinnerungen für kommende Generationen zu bewahren.“
Hereafter ist nicht das einzige Unternehmen, das sich Grief-Tech (Deutsch: Trauer-Technologie) gewidmet hat. Das britische Startup Storyfile erlaubt quasi-holografischen Versionen verstorbener Personen, an ihren eigenen Beerdigungen teilzunehmen und Fragen der Anwesenden zu beantworten.
Die Technologie hinter dem Konzept, das sicherlich diskutabel ist, scheint zu funktionieren: Eine Redakteurin von MIT Technology Review testete Hereafter mit ihren noch lebenden Eltern – und war überrascht über das Ergebnis: „Sie gaben mir Lebensratschläge und erzählten mir Dinge über ihre Kindheit sowie über meine eigene. Es war faszinierend“, schreibt Jee im Artikel.
Ob Entwicklungen wie diese das Trauern erleichtern werden, sei dahingestellt. Mit Sicherheit fügt es dem Bewahren von Erinnerungen wie Fotos, Videos oder Tonaufnahmen eine interaktivere Komponente hinzu, die für viele Trauernde verlockend sein wird.