Großauftrag für Lilium: Deutsches Startup soll Lufttaxis nach Brasilien liefern
Die Münchner Lufttaxi-Entwickler von Lilium sehen ihrem ersten Großauftrag entgegen. Eine Milliarde US-Dollar will Azul nach München überweisen. Dafür soll Lilium 220 Lufttaxis liefern und gemeinsam mit Azul ein Netzwerk von Flug- und Landestationen für die Senkrechtstarter des Unternehmens in ganz Brasilien aufbauen. Die Unterschrift unter dem entsprechenden Vertrag scheint indes noch nicht recht trocken zu sein. Lilium verweist in einer Pressemitteilung darauf, dass die Information unter dem Vorbehalt einer endgültigen Einigung steht.
Neuer Siebensitzer wird gebaut
„Das Flugzeug, das wir in Betrieb nehmen wollen, wird eine Geschwindigkeit von 280 Kilometern pro Stunde erreichen“, hatte Alexander Asseily, Chefstratege von Lilium, am Montag gegenüber CNBC zu Protokoll gegeben. „Die Reichweite wird 250 Kilometer betragen.“
Der aktuelle Lilium-Jet ist damit nicht der, der Gegenstand des Vertrages sein wird, denn dabei handelt es sich um ein fünfsitziges Modell. Azul will laut Asseily Siebensitzer zum Stückpreis von rund 4,5 Millionen Dollar bestellen. Die entsprechende Fertigungslinie sei bereits zur Hälfte fertiggestellt, so der Manager.
Azul gilt als starker Partner in Brasilien
Azul ist, gemessen an der Zahl der angeflogenen Städte und der täglichen Abflüge, die größte Inlandsfluggesellschaft Brasiliens. Deren Chef John Rodgerson sieht gerade in der Stärke seiner Marke die Zugkraft, die erforderlich sei, um „die Märkte und die Nachfrage für das Lilium-Jet-Netzwerk in Brasilien zu schaffen“.
Dabei sind die Aufgaben klar verteilt. Azul will die Lilium-Jet-Flotte betreiben und die Wartung sicherstellen, während Lilium eine Plattform zur technischen Überwachung der Flugzeuge, die erforderlichen Batterien, sowie Ersatzteile und sonstige Materialien bereitstellen wird. Azul wird Lilium bei allen behördlichen Genehmigungsverfahren in Brasilien unterstützen. Schon 2025 soll es in verschiedenen Regionen Brasiliens losgehen.
Wie die Süddeutsche erfahren hat, soll die Region um São Paulo einen ersten Schwerpunkt bilden. Dort befindet sich bislang schon der größte Hubschrauberflughafen der Welt. Im Vergleich mit einem Hubschrauber sollen die Lilium-Jets nach Unternehmensangaben um bis zu 75 Prozent reduzierte Betriebskosten aufweisen. Das wäre wohl ein starkes Argument für einen erfolgreichen Markteintritt.
Zusammenschluss mit Spac stellt Kapitalisierung sicher
Lilium will sich nun zusätzliches Kapital in einer Größenordnung von 830 Millionen Dollar beschaffen und damit auf eine Unternehmensbewertung von 3,3 Milliarden Dollar kommen. Das Geld soll über einen Zusammenschluss mit der bereits an der Nasdaq notierten Mantelgesellschaft Qell Acquisition Corp., einem Spac, akquiriert werden, dessen Vorsitz der ehemalige Airbus-Chef Thomas Enders innehat. Was ein Spac („Special Purpose Acquisition Vehicle“) ist, haben wir bei t3n bereits ausführlich erläutert. Verkürzt gesagt handelt es sich um eine Möglichkeit, ohne Umschweife direkt an die Börse zu gehen.
Nach Abschluss des Zusammenschlusses sollen die Ex-Tesla-Personalchefin Gabrielle Toledano und der Luftfahrtmanager Henri Courpron in den Verwaltungsrat des dann Lilium N.V. heißenden Unternehmens berufen werden. Der Verwaltungsrat wird das oberste Führungsgremium des neuen Unternehmens sein.