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Hambacher Forst und Innogy: Wie RWE Wikipedia-Inhalte abänderte

Mit der nicht gekennzeichneten Löschung von Kritik am Konzern hat RWE womöglich gegen Wikipedia-Regeln verstoßen.

Von Marvin Oppong
2 Min. Lesezeit
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(Foto: Tobias Steinert/Shutterstock)

IP-Adressen von RWE stehen unter Dauerverdacht, wenn es um Manipulationen in der Online-Enzyklopädie Wikipedia geht. Über das Tool Wikiscanner wurde bekannt, dass jemand von RWE in dem Artikel über das Atomkraftwerk Biblis aus dem „Störfall“ ein harmloses „meldepflichtiges Ereignis“ machte. Von derselben IP-Adresse aus wurde hinzugefügt, dass das AKW ein „Meilenstein in punkto Sicherheit“ sei. Aus dem „Export von Atommüll“ wurde schlicht die „Rückführung von Brennstäben“.

Regelmäßige Schönfärberei durch RWE

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Jetzt zeigt sich, dass über eine weitere IP-Adresse, die laut utrace.de der RWE IT GmbH gehört, unter anderem Kritik an RWE aus der Wikipedia gelöscht wurde. Über die RWE-IP-Adresse wurde am 28. August im Wikipedia-Artikel „Hambacher Forst“ ein Tweet des Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet, verlinkt, der eine kritische Aussage über die Grünen beinhaltet.

Am 6. September verlinkte jemand über die RWE-IP eine Pressemeldung des Bundesumweltministeriums zur Arbeitsaufnahme der Kohlekommission.

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Im März wurde von der RWE-Adresse aus im Wikipedia-Artikel über die RWE-Tochter Innogy die Zwischenüberschrift „Kritik“ in „Lob und Kritik“ geändert, in dem Abschnitt selbst Kritik des früheren Handelsblatt-Chefredakteurs Bernd Ziesemer, wonach die grüne Selbstdarstellung von RWE eine „Mogelpackung“ sei, entschärft und Lob an RWE davorgesetzt.
Ziesemer erklärt auf Anfrage, der Konzern habe „eine kritische Anmerkung tatsächlich sauber glattgebügelt. Ein wesentlicher Teil meines Arguments ist weggefallen (‚Mogelpackung‘), sodass alles in einem milderen Licht erscheint. Das Ganze ist geschickt gemacht, weil ja nichts Falsches in den Artikel hineinredigiert worden ist von RWE – aber trotzdem der Sinn verändert worden ist.“

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Eintrag von Innogy besonders betroffen

Über die IP-Adresse wurde besonders der Wikipedia-Artikel über Innogy bearbeitet. Das 2016 gegründete Unternehmen ist eine RWE-Tochter und betreibt Stromnetze und produziert und vertreibt Strom. Im Innogy-Eintrag wurde eine Youtube-Botschaft des Eon-Vorstandsvorsitzenden Johannes Teyssen an die Innogy-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter SEO-förderlich verlinkt. Außerdem wurde unter anderem ein langer Abschnitt über die „Aufteilung der Innogy“ zwischen RWE und Eon eingefügt. Darin ist in feinstem PR-Sprech die Rede davon, dass „Synergien in Höhe von 600 bis 800 Millionen Euro jährlich“ zu erwarten seien.

Nach den Wikipedia-Regeln ist bezahltes Schreiben transparent zu machen, etwa durch einen entsprechenden Hinweis im Bearbeitungskommentar oder auf der Benutzerseite, die eine IP-Adresse bei Wikipedia nicht hat. Ein solcher Hinweis fehlt im Fall der RWE-Änderungen. Nur wer als Wikipedia-Leser die IP-Adresse mit einem speziellen Tool nachschlägt, weiß, wer die Passage im Artikel tatsächlich geschrieben hat.

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RWE: „Können dazu nichts sagen“

Bei RWE hieß es auf Anfrage dazu nur: „Wir können Ihnen nicht zweifelsfrei bestätigen, dass die genannte IP-Adresse aus dem Adressbereich von RWE heraus genutzt wurde. Sicher wissen Sie, wie leicht sich IP-Adressen manipulieren lassen. Allein in den letzten Tagen haben wir Dutzende Fälle erlebt, in den mit falschen Identitäten zum Beispiel Newsletteranmeldungen vorgenommen und gefälschte Ebay-Kleinanzeigen für Wohnungen, Autos etc. unter Nennung der Kontaktdaten einzelner RWE-Mitarbeiter eingestellt wurden“, so RWE-Sprecher Olaf Winter. Bei Ebay konnte man auf Anfrage die Angaben von RWE jedoch nicht bestätigen. Auf weitere Nachfrage teilte RWE mit, dass „öffentlich exponierte RWE-Mitarbeiter, etwa in der Kommunikationsabteilung“ Opfer des Identitätsklaus geworden seien. Man habe „keine Änderungen an Wikipedia-Artikeln in Auftrag gegeben“. Daher könne man „zu keiner der aufgezählten Änderungen etwas sagen“, so der RWE-Sprecher.

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Günther Kolonke

IP Adressen können manipuliert werden. Nach dem DDOS Hackerangriff auf RWE wäre ich mit solchen Spekulationen gaanz vorsichtig…

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Alexander

IP-Adressen lassen sich eben *nicht* einfach manipulieren; um das in einer brauchbaren Weise zu tun, bräuchte man weitreichende Zugriffe auf die Netzwerk-Infrastruktur zwischen Server und angeblichem Client.

Die Aussage der RWE ist nicht nur falsch, sondern auch ziemlich perfide. Denn sie tut so, als könnte es sich hier um Identitätsdiebstahl handeln (und jeder weiß ja, wie einfach das ist, nicht wahr). Aber die Manipulation von Netzwerkverkehr ist eben alles andere als trivial.

Ach ja, hat die RWE eigentlich aufgrund des Vorgangs Strafanzeige gestellt? Wenn man davon ausgeht, dass es sich hier um (angeblichen) Identitätsdiebstahl oder Netzwerkmanipulation oder wenigstens üble Nachrede handelt, dürfte man das ja nicht auf sich beruhen lassen.

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