Anzeige
Anzeige
News
Artikel merken

Hellofresh will Gewerkschaftsbildung in den USA verhindern

Hellofresh gehörte zu den großen Gewinnern der Pandemie. Weil das auf dem Rücken der Angestellten geschehen sei, wollen die nun eine Gewerkschaft. Hellofresh scheint das verhindern zu wollen.

3 Min. Lesezeit
Anzeige
Anzeige

Hellofresh hatte während der Pandemie stark profitiert. (Foto: rblfmr / shutterstock)


Hellofresh hat stark von der Pandemie profitiert und den eigenen Umsatzrekord Quartal um Quartal gebrochen. Das war anscheinend auf Kosten der Angestellten geschehen: Wie Vice Mitte September berichtete, sollen die Arbeiter:innen an den Fließbändern nicht in der Lage gewesen ein, ihre Miete zu zahlen. Auch von einer schweren Verletzung ist die Rede sowie von Zeitschaltuhren beim Gang auf die Toilette. Mehrere Arbeitnehmer:innen sollen der Gewerkschaft berichtet haben, obdachlos zu sein – mit dem Gehalt von Hellofresh könnten sie es sich die Miete für eine Wohnung nicht leisten.

In Colorado und Kalifornien haben 1.300 Arbeitnehmer:innen Anstrengungen unternommen, die zwei Standorte gewerkschaftlich zu organisieren. Unterstützt werden sie dabei durch Unite here, einer nationalen Gewerkschaft für den Gastronomie- und Service-Bereich. Es wurde bereits eine Petition beim National Labor Relations Board eingereicht, damit die Angestellten abstimmen können, ob sie von einer Gewerkschaft vertreten werden möchten. Das NLRB ist die US-amerikanische Behörde für die Durchsetzung des Arbeitsrechts – vor allem, wenn es Tarifverhandlungen und unlautere Arbeitspraktiken betrifft. Die Behörde organisiert in der Regel diese Gewerkschaftswahlen. Nun fordert Unite here, dass Hellofresh aufhören solle, die Gewerkschaftsinitiative zu boykottieren.

Anzeige
Anzeige

Hellofresh dagegen bestreitet in einem offiziellen Statement, die Gewerkschaftsbildung verhindern zu wollen: „Wir sind fest davon überzeugt, dass die Entscheidung, sich durch eine Gewerkschaft vertreten zu lassen, wichtig ist, und respektieren das Recht jedes Mitarbeitenden, eine Gewerkschaftsmitgliedschaft zu wählen oder abzulehnen. Wir legen großen Wert auf die direkte Zusammenarbeit mit unseren Mitarbeitenden, die einen wertvollen Dialog ermöglicht.“

Die Gesundheit, Sicherheit und Zufriedenheit der Mitarbeitenden würden für Hellofresh im Vordergrund stehen, das Unternehmen würde sich für ein sicheres Arbeitsumfeld und den respektvollen Umgang einsetzen. Im Laufe der letzten 18 Monate habe Hellofresh in Maßnahmen zur „Sicherheit und Gesundheit unserer Mitarbeitenden investiert“, genannt werden unter anderem Krankengeld, eine regelmäßige Reinigung der Arbeitsplätze, bezahlte Quarantäne, Investitionen in verbesserte Luftfiltersysteme, regelmäßige Schnelltests vor Ort und die Bereitstellung eines kostenlosen Impfangebots. „Außerdem haben wir unser Sicherheitsteam verdoppelt und die Anzahl der Unfälle am Arbeitsplatz signifikant reduziert.“

Anzeige
Anzeige

Hellofresh nutzt gewerkschaftsfeindliche Taktiken und eine ominöse Consulting-Firma

Unite here berichtet auf Twitter von „gewerkschaftsfeindlichen Taktiken“, beispielsweise verpflichtende Versammlungen, in denen mit gewerkschaftsfeindlicher Rhetorik gesprochen würde. Beschäftigte hatten Vice berichtet, dass eine Consulting-Firma namens Kulture Consulting bei einigen obligatorischen Anti-Gewerkschafts-Sitzungen in Colorado anwesend war, die QAnon-Memes und rechtsradikale Verschwörungsideologien verbreitet haben soll. Das Beratungsunternehmen soll auch bei Coca Cola und AT&T gegen Gewerkschaftsinitiativen agiert haben.

Anzeige
Anzeige

Nun ruft die Gewerkschaft dazu auf, eine Petition zu unterschreiben. Diese ist als offener Brief an Uwe Voss, den CEO in den Vereinigten Staaten, gerichtet. Insbesondere wird gefordert, dass das Unternehmen die Angestellten nicht dafür belästigen oder bedrohen solle, weil sie sich für die Bildung einer Gewerkschaft engagieren. Zudem solle Hellofresh den Anti-Gewerkschafts-Berater entlassen. Es sei zudem bekannt, was passiere, wenn in neuen Industrien Tausende neue Arbeitsplätze ohne Berücksichtigung der Arbeitssicherheit und Menschenwürde geschaffen würden: Die Kochbox-Fabrikküchen von heute seien die Bekleidungsfabriken von gestern.

Auf Twitter tauchte auch ein Schild auf, auf dem dazu geraten worden war, dass sich Arbeitnehmer:innen gegen den „Union Bully“ organisieren sollen. Dieses Schild soll in einem Hellofresh-Standort gesehen worden sein, wo Angestellte eine Gewerkschaftswahl beantragt hatten. Sollte die Sichtung korrekt sein, könnte das ein Beispiel für die angesprochenen Maßnahmen gegen die Gewerkschaft sein.

Sollten die Angestellten von Hellofresh in der Wahl für eine gewerkschaftliche Organisierung stimmen, wären sie in der Kochbox-Branche die ersten. Auch bei der Konkurrenz wie Blue Apron oder Sun Basket gibt es keine Gewerkschaften.

Anzeige
Anzeige

 

Update: Hellofresh hat auf die Berichterstattung reagiert, daher wurde dieser Artikel mit der Stellungnahme am 08. Oktober aktualisiert.

Mehr zu diesem Thema
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Schreib den ersten Kommentar!
Bitte beachte unsere Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Melde dich mit deinem t3n Account an oder fülle die unteren Felder aus.

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Anzeige
Anzeige