Hochzeit im Metaverse: Dieses Paar hat virtuell Ja gesagt
Am ersten Wochenende im September schritt Traci Gagnon als Avatar in einem weiß-grauen Zweiteiler und einem Blumenkranz in den Haaren zum virtuellen Altar – ein Outfit, das dem ihrer analogen standesamtlichen Trauung nachempfunden war und anhand von Fotos digitalisiert wurde.
Der Avatar von Frau Gagnon wurde von dem virtuellen Abbild ihres engen Freundes zum Altar geführt. Dave Gagnon – als Avatar – sah zu, wie die digitale Variante seines Freundes auf die Bühne schlenderte und einen Toast aussprach. Und siebenjährige Zwillings-Avatare (der Ringträger und das Blumenmädchen) tanzten auf dem Empfang.
Sind virtuelle Hochzeiten legal?
Möglich gemacht wurde diese Zeremonie durch das US-Unternehmen Virbela, das „virtuelle Umgebungen für Arbeit, Lernen und Veranstaltungen schafft“. Neuerdings entwickelt das Unternehmen auch maßgeschneiderte Hochzeitserlebnisse für Paare, die in der Matrix heiraten wollen – so wie Traci (52) und Dave Gagnon (60), die als Makler für eine Holding Gesellschaft arbeiten, zu der auch Virbela gehört. Ihre virtuelle Hochzeitszeremonie war laut New York Times ein Geschenk von Kolleg:innen und kostete das Paar keinen Cent.
Wie bei einer Zeremonie in einem Videospiel ist es jedoch wichtig zu wissen, dass Hochzeiten, die ausschließlich im Metaverse stattfinden, derzeit nicht legal sind. Es braucht also zumindest eine standesamtliche Zeremonie, um die Ehe in den Augen des Gesetzes gültig zu machen.
Was bedeutet das für die Zukunft?
Die Corona-Pandemie hat dazu geführt, dass viele Hochzeiten abgesagt wurden, oder nur mit reduzierter Gästeanzahl stattfinden konnten. Einige Paare nutzten deshalb Videokonferenzdienste wie Zoom, um ihr Glück per Livestream mit ihren Freunden und Verwandten zu teilen, und in einigen Fällen sogar, um sich von einem per Kamera zugeschalteten Beamten trauen zu lassen.
Ob das Metaverse die Hochzeitskultur nachhaltig verändern wird, bleibt abzuwarten. Doch für den Moment bietet es Hochzeitspaaren und ihren Gästen die Möglichkeit, sich kreativ auszutoben. Jede:r Teilnehmer:in kann seinen Avatar selbstredend selbst gestalten, was noch einen ganz anderen Vorteil mit sich bringt: Frisur und Outfit sitzen immer perfekt, die Haut ist rein und die Figur in Topform.
„Es gibt keine Grenzen“, sagt Sandy Hammer, Gründerin von Allseated, einem Unternehmen, das digitale Planungstools für Hochzeiten entwickelt, gegenüber der New York Times. Das Unternehmen investiert in das Metaversum, indem es virtuelle Versionen von realen Veranstaltungsräumen wie dem Plaza Hotel in New York erstellt.
Die virtuelle Hochzeit schlug mit 30.000 Dollar zu Buche
„Wenn man wirklich etwas anderes machen will, kann man im Metaverse seiner Kreativität freien Lauf lassen.“ Auch Hochzeiten im Weltall oder am Strand von Hawaii seien somit denkbar. Der Job eines Hochzeitsplaners würde in solchen Fällen dann vermutlich keine fundierte Eventmanagement-Ausbildung mehr erfordern, sondern vielmehr die eines Videospiel-Designers oder Filmregisseurs.
Wer jetzt aber mit dem Gedanken spielt, sich durch eine virtuelle Hochzeit Geld zu sparen, irrt: Traci Gagnon schätzt, dass ihre virtuelle Hochzeit etwa 30.000 US-Dollar gekostet hätte.