Die US-amerikanische Polizei hat Meng Wanzhou, die Finanzchefin des Technologie-Riesen Huawei (und nebenbei die Tochter des Huawei-Gründers Ren Zhengfei) beim Umsteigen an einem Flughafen in Kanada verhaften lassen. Mit welcher Begründung, ist noch nicht ganz klar. Aber zumindest der amerikanische Senator Ben Sasse (Republikaner) bringt die Verhaftung in Verbindung mit den US-amerikanischen Sanktionen gegenüber dem Iran.
Diplomatisch ist das ein ganz schöner Hammer. Man stelle sich mal vor, ein VW-Vorstand würde an einem Flughafen in Kanada verhaftet. Weil in Teheran Golf-Modelle mit Bauteilen aus den USA gesichtet wurden.

Trump und Xi Jinping hatten am selben Abend noch zusammen gegessen
Klar, es ist noch sehr früh für eine Einordnung. Aber zumindest zum jetzigen Zeitpunkt wirkt die Verhaftung sehr politisch motiviert. Wenn auch mit einigen Widersprüchen: Noch am Abend der Verhaftung saßen Donald Trump und der chinesische Präsident Xi Jinping zum Abendessen in Buenos Aires zusammen und hatten sich gerade auf einen neuen Handelsfrieden geeinigt.
Die USA, besonders die Trump-Administration, haben chinesische Technologie und vor allem Huawei und den chinesischen Huawei-Konkurrenten ZTE schon länger auf dem Kieker: Ein Verbot im Frühling hatte den chinesischen Hardware-Produzenten ZTE in die Enge getrieben. Immer wieder warnten US-amerikanische Behörden vor möglichen Spionage-Hintertüren in Huawei-Hardware. ZTE und Huawei durften keine Aufträge mehr von US-amerikanischen Behörden bekommen. Und selbst US-amerikanische Telefongesellschaften nahmen, scheinbar auf politischen Druck hin, Huawei-Geräte aus dem Angebot.
US-amerikanische Geheimdienste warnen vor Huawei
Auch bei Verbündeten der USA wie Australien, Neuseeland und Großbritannien hatten die USA auf eine Einschränkung von chinesischen Technologie-Anbietern gepocht. Der neuseeländische Geheimdienst hatte daraufhin sogar Huawei vom Ausbau des 5G-Netzwerkes ausgeschlossen.
Die Befürchtung dabei: Ein Konzern, der der chinesischen Politik so nahesteht wie Huawei, lässt sich eventuell auch von der chinesischen Politik instrumentalisieren. In Friedenszeiten könnte mit Huawei-5G-Infrastruktur spioniert werden. Wer weiß, vielleicht können die Geräte sogar per Fernsteuerung abgeschaltet werden, wenn es hart auf hart kommt. Besser, man baut darauf keine 5G-Infrastruktur auf, so das Argument. Besser, man nutzt die Geräte von Verbündeten, von Ericsson aus Schweden, Nokia aus Finnland oder natürlich Cisco aus den USA.
Auch in Deutschland steht demnächst der 5G-Netzausbau an. Und damit die Frage: Huawei oder nicht Huawei. Und auch hier werden schon kritische Stimmen laut: Als „gefährlich naiv“ bezeichnete Konstantin von Notz (Bündnis 90/ Die Grünen) den Umgang mit chinesischer Hardware von Huawei.
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