
Hyperlinks sind blau. Aber warum eigentlich? (Foto: Jakub Krechowicz / Shutterstock)
Elise Blanchard hält sich aus beruflichen Gründen seit rund zwanzig Jahren im Internet auf. Sie ist User-Experience-Designerin und erstellt seit 2001 Websites. Wie selbstverständlich hat sie Hyperlinks konsequent blau gefärbt. Als sie ein Kollege eher beiläufig fragte, warum diese Links eigentlich immer blau seien, kannte sie keine Antwort. Es war einfach so. Der Himmel ist blau, Hyperlinks sind blau. Punkt. Keine weiteren Diskussionen. Kein Wunder, dass Google 2016 mit dem Versuch scheiterte, alle Links in schwarze Farbe zu tunken. Aber das ist eine andere Geschichte.
Diese unbefriedigende Antwort war Blanchard nicht genug. Also begab sie sich auf eine Zeitreise durch die Technologiegeschichte auf der Suche nach den blauen Hyperlinks, wie sie bis heute das World Wide Web säumen. Warum sind sie blau? Wer hat es beschlossen? Wann wurde die Entscheidung getroffen und wie konnte sich diese so nachhaltig durchsetzen? Auf diese Fragen suchte die Designerin Antworten – und fand sie. Zumindest in Teilen.
Mosaic als Pionier
Die erste vollfarbige grafische Benutzeroberfläche brachte Windows 1.0 im Jahr 1985. Links und Schaltflächen waren hier noch schwarz. Dennoch tauchte das erste Mal das heute bekannte Blau der Links auf. Die Farbe wurde dabei vor allem in Überschriften und an den Rändern von Pop-Up-Fenster genutzt. Ebenfalls interessant: Hyperlinks wurden bereits damals unterstrichen – eine gängige Praxis bis heute.
Als das von Tim Berners-Lee kreierte World Wide Web im Jahr 1987 an den Start ging, waren Links nach wie vor schwarz-weiß. Als Pionier des blauen Hyperlinks gilt der Browser Mosaic. Er wurde am 23. Januar 1993 veröffentlicht und war der erste Webbrowser, der von einem großen Publikum genutzt wurde. Danach orientierten sich auch kommende Browser am optischen Stil Mosaics.
Aber warum waren die Links blau? Eine genaue, hundertprozentig stimmige Antwort scheint es nicht zu geben, Blanchard hat bei ihrer Suche aber ein paar Theorien entwickelt. Sie habe oft gehört, dass Blau als Hyperlinkfarbe für den Farbkontrast gewählt wurde. Überzeugt hat dieser Ansatz die UX-Designerin nicht. „Nun, obwohl das W3C erst 1994 erstellt wurde und die Standards, nach denen wir die Barrierefreiheit im Internet beurteilen, noch nicht definiert waren“, so Blanchard, würde bei einem Blick auf den Kontrast zwischen Schwarz als Textfarbe und Blau als Linkfarbe auffallen, dass es ein Kontrastverhältnis von 2,3:1 gebe, „was nicht als ausreichender Farbkontrast zwischen dem blauen Hyperlink und dem schwarzen Text gelten würde“, schreibt die UX-Designerin im Mozilla-Blog.
Farbmonitore kommen zur rechten Zeit
„Stattdessen stelle ich mir gerne vor, dass Cello und Mosaic beide von den gleichen Trends im User-Interface-Design zu dieser Zeit inspiriert wurden. Meine Theorie ist, dass Windows 3.1 erst ein paar Monate vor Beginn beider Projekte herauskam, und diese Schnittstelle war die erste, die Blau als Auswahlfarbe prominent verwendet, was den Weg für Blau als Hyperlinkfarbe ebnete“, so Blanchard.
Für sie liegt der wahre Grund blauer Hyperlinks aber woanders. Farbmonitore wurden mit der Zeit immer populärer. Genau zu einer Zeit, in der immer mehr Menschen Mosaic nutzten. Farbmonitore wurden zum Standard und somit auch die blaue Farbe der Links. Als Netscape und Internet Explorer erstellt wurden, war der blaue Hyperlink bereits ein Synonym für das Web und die damit verbundene Interaktion. Browserunabhängig war er ab sofort auf dem besten Weg, ein Symbol dafür zu werden, was es bedeutet, das Internet zu nutzen.