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Fundstück

Shift + 2: Figma folgt einem Bug auf eine Zeitreise ins Jahr 1977

Die Entwickler der Design-Software Figma mussten auf der Suche nach dem Grund für einen vermeintlichen Bug in ihrer Anwendung bis ins Jahr 1977 zurückgehen. Das Ergebnis ihrer Suche verblüfft.

3 Min.
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IBM-Rechner vor 1977 ;) (Foto: Figma / Twitter)

In der Figma-Designsoftware gibt es verschiedene Tastatur-Kürzel. So können Nutzer etwa mit dem Kürzel Shift + 2 in ein Designelement zoomen.

Ulkig: Shift + 2 funktioniert nur oberhalb des Buchstabenblocks

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Im November 2019 hatte ein Nutzer bemerkt, dass das nur funktioniert, wenn die Taste 2 oberhalb des Buchstabenfelds verwendet wird. Die 2 auf dem numerischen Tastenfeld war für diese Aufgabe nicht zu gebrauchen. Bei Figma war man überrascht, vor allem weil dieser „Bug“ nur unter Windows, nicht aber auf dem Mac auftrat.

Nach intensiver Suche fanden die Figma-Entwickler die Ursache des Bugs in einem Fehler, der gar keiner ist. Bis ins Jahr 1977 mussten die Bug-Jäger dabei zurückgehen. Just in diesem Jahr hatte der Großrechner-Experte IBM den Markt für Kleincomputer betreten.

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1977: Das „Unheil“ nimmt seinen Lauf

Das erste Modell hieß „System/34“, kostete einen sechsstelligen Betrag, war extrem schwer und mit einer Tastatur ausgestattet, die IBM mit der Typbezeichnung 5251 versehen hatte. Das Layout zeigte einen links abgesetzten Block mit Pfeil- und einigen anderen weniger wichtigen Tasten, den alphanumerischen Block in der Mitte und ein sich rechts anschließendes numerisches Keypad.

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1980 folgte dann das „System/23“ aka Datamaster. Es war leichter, wog um die 50 Kilogramm. Es war billiger, kostete um die 9.000 US-Dollar. Aber es hatte erneut die 5251-Tastatur. Der hatte IBM allerdings die neuen Federschalter unterlegt.

IBM-Tastatur 1980. (Foto: Figma / Twitter)

Ein Jahr später wagte IBM dann den Einstieg in das PC-Segment. Mit dem IBM 5150 aka IBM PC betrat der Hersteller völliges Neuland. Dabei war das Projekt in so großer Eile hochgezogen worden, dass sich IBM dazu entschloss, etliche Teile des Datamaster einfach wiederzuverwenden und im erforderlichen Maße anzupassen.

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Tabellenkalkulation erfordert Repositionierung der Pfeiltasten

An diesem Punkt wurde es spannend. Denn bei der Tastatur gab es durch das Aufkommen der Killeranwendung Tabellenkalkulation deutlichen Änderungsbedarf. Das Erfordernis des Hin- und Herspringens in verschiedenen Zellen bescherte den Pfeiltasten eine gesteigerte Aufmerksamkeit.

Entsprechend mussten sie sinnvoller positioniert werden. IBM erfand die Doppelbelegung mit dem numerischen Tastenfeld, die sich bis heute gehalten hat. Die sogenannte Num-Lock-Taste aktiviert die Zifferntastatur. Mit ausgeschaltetem Num-Lock sind die Pfeil- und andere Navigationstasten aktiv.

IBM-PC-Tastatur 1981. (Foto: Figma / Twitter)

Damit Nutzer in Tabellenkalkulationen jetzt aber nicht per Lock-Taste umständlich zwischen Ziffern und Pfeilen umschalten mussten, erfand IBM Shift + 2. Probiert es selbst aus.

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Wenn ihr den numerischen Ziffernblock aktiviert habt, könnt ihr durch Gedrückthalten der Umschalttaste (Shift) und das gleichzeitige Drücken der Navigationstasten auf dem Ziffernblock in der Exceltabelle oder im Word-Dokument oder wo immer ihr wollt hin- und herspringen. Das Gedrückthalten von Shift wirkt also wie das Deaktivieren von Num-Lock. Das ist eine ziemlich komfortable Sache, wenn man sich erst mal dran gewöhnt hat.

In den späten 80ern änderte IBM das Layout dann noch einmal, indem es den zusätzlichen Pfeil- und Funktionsblock zwischen alphanumerischer Tastatur und numerischen Tastenfeld einfügte. Dieses Layout ist uns bis heute erhalten geblieben.

IBM PC 1987. (Foto: Figma / Twitter)

IBM behält Konvention über die Jahrzehnte schlicht bei

Zu diesem Zeitpunkt hätte IBM Shift + 2 eigentlich beerdigen können. Immerhin gab es jetzt einen separaten Pfeilblock. Allerdings hatten sich die Anwender über die Jahre so an die Funktionalität gewöhnt, dass IBM sich entschloss, Shift + 2 weiterhin zusätzlich zu unterstützen. Alle kommenden Tastaturtreiber – egal, ob unter MS-DOS oder Windows bis rauf zur aktuellen Version – behielten die Funktion über die Jahrzehnte bei.

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Damit war den Entwicklern Figmas klar, worin der vermeintliche Bug begründet liegt. Es ist kein Bug, sondern ein Feature – wenn auch eines, das seit rund 40 Jahren kaum noch genutzt wird, weshalb es völlig in Vergessenheit geraten ist.

Ebenso erklärt sich, warum das Problem bei Macs nicht auftritt. Apple hatte nie die Notwendigkeit, die Num-Lock-Taste einzuführen. Zunächst gab es auf Macs keine Pfeiltasten, weil Entwickler gefälligst für die Maus programmieren sollten. Mit ihrer Einführung 1987 wurden sie direkt rechts unterhalb der alphanumerischen Tastatur platziert, sodass es nie eine Doppelbelegung gab.

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Dein t3n-Team

Norbi

Fehler im Artikel: Shift + 2 erzeugt auf allen Windows-PCs das Zeichen „. Die beschriebene Funktion ‚Temporär ausschalten der NumLock-Taste‘ wird über die Tastenkombination Shift + F2 ausgelöst.

Antworten
Dieter Petereit

Danke für den Kommentar, der aber irgendeine Form von Missverständnis repräsentieren muss. Gemeint ist folgendes: Wenn Num-Lock an ist und du Shift gedrückt hältst, verhält sich der Ziffernblock so, als wäre Num-Lock nicht an. Sprich: die Zifferntaste 2 führt nicht zur Eingabe einer 2, sondern zu einer Abwärtsbewegung des Cursors in Text, Tabelle oder sonstwo.

Antworten
Norbi

Danke für die Aufklärung. Stimmt.

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