
Das schwedische Möbelhaus Ikea entwickelt nach und nach eine wettbewerbsfähige Online-Strategie. (Bild: Shutterstock / Tooykrub)
Das Ikea-Einkaufserlebnis ist sprichwörtlich. Es wurde in zahlreichen Kabarett-Programmen (von zumeist Männern) thematisiert und ist vor allen Dingen eines: offline-zentriert. Das war über viele Jahre die Strategie des Firmengründers Ingvar Kamprad, dem ein eher gespanntes Verhältnis zum Internet nachgesagt wird. Zu tun hat dies mit der Firmenphilosophie von Ikea, dass man nicht nur ins Möbelhaus geht, wenn man eine neue Schrankwand oder ein Sofa kaufen will, sondern einfach mal etwas Geschirr, einen Vorhang oder die beliebten Kerzen und Teelichte mitnimmt. Und gerade diese Inspiration zum Kaufen von Kleinartikeln ist es, die sich beim Offline-Einkaufserlebnis so viel leichter umsetzen lässt als in einem Webshop.
Ikea verkauft Teile seines Sortiments über Amazon-Shop
Bislang galt Ikeas Website als mit dem Katalog vergleichbares Schaufenster für den Besuch im Möbelhaus, die Online-Strategie des Unternehmens eher als ungewöhnlich. In der Vergangenheit hatte Ikea nämlich Artikel hauptsächlich per Spedition verschickt, die mit Versandkosten von 25 Euro erst losgingen und mit steigendem Warenwert sogar noch bis auf 75 Euro anwuchsen. Inzwischen gibt’s auch über den deutschen Shop Kleinteile schon für 3,90 Euro Versandkosten – eine Änderung, die die Schweden in den letzten Monaten ohne große Ankündigung eingeführt haben müssen.
Jetzt startet Ikea zudem in den USA einen Amazon-Shop mit einer Auswahl der eigenen Produkte. Angeboten werden hier vor allem jene Kleinteile, die sich einfach und risikoarm verschicken lassen: Kleinere Küchenutensilien, Plastikgeschirr, Stehsammler, Lampen oder kleinere Möbel. Alle Produkte sind auch als Prime-Ware erhältlich, also zu Versandkonditionen, die im Onlinehandel wettbewerbsfähig sind.
Ikea und Amazon: Beide dürften profitieren
Ikea will damit, so erklärt man gegenüber dem Portal Retaildive, neue Möglichkeiten des Vertriebs an neue Zielgruppen ausloten, indem man über Plattformen wie Amazon Waren vertreibt. Profitieren dürften von dieser Partnerschaft beide – sowohl Amazon als auch Ikea: Denn die Online-Möbelverkäufe sind alleine in den USA um 18 Prozent im Jahr 2015 angestiegen und nicht nur in den USA setzen Händler wie Wayfair mit versandkostenfreier Lieferung ab einem zweistelligen Betrag die Standards. Da kann Ikea nicht hintanstehen, wenn man nicht über kurz oder lang Marktanteile verlieren will. Und auch Amazon dürfte an den Ikea-Produkten gut verdienen. Schließlich hat der Online-Riese die passende Logistik zu bieten und ist Anlaufstelle Nummer eins, egal um welche Warenkategorie es geht.
Ob und wann der schwedische Möbelhändler in Deutschland einen Amazon-Shop ausrollt, ist unklar. In der Vergangenheit sind verschiedene Online-Maßnahmen nur in lokalen Märkten eingeführt worden. Bislang findet man hierzulande bei Amazon nur Angebote von Dritthändlern, wenn es um Ikea-Produkte geht. Das dürfte für die Händler nicht nur markenrechtlich etwas heikel sein, sondern sich auch nur begrenzt rechnen, nachdem Ikea selbst zumindest für viele Kleinteile die Versandkosten auf 3,90 Euro gesenkt hat.