In fünf Schritten zu einem authentischen Employer-Branding-Video
Wenn ein Bild mehr sagt als tausend Worte, sagt ein großartiges Video mehr als eine ausführliche Karriereseite. Kein Wunder, dass Employer-Branding-Videos immer beliebter werden. Unternehmen nutzen sie, um sich von der Konkurrenz abzuheben und die besten Talente anzuziehen und zu binden.
Aber was zeichnet ein überzeugendes Recruiting-Video aus? Und welche Schritte solltest du bei der Planung für dein Unternehmen beachten? Die t3n-Gastautorinnen Charlotte Carnehl und Julia Reis zeigen dir, worauf es ankommt.
Schritt eins: Kläre die Grundlagen
Bevor du ein Skript verfasst oder überlegst, welche Mitarbeitenden oder Schauspieler:innen im Video auftreten sollten, sorge dafür, dass die Grundlagen klar sind. Ein Employer-Branding-Video vermittelt die zentralen Werte deines Unternehmens. Dafür solltest du die folgenden Fragen beantworten können:
- Was sind unsere Ziele, Vision und Mission?
- Wie lässt sich unsere Unternehmenskultur beschreiben?
- Was ist unsere Employee Value Proposition (d.h., welchen Mehrwert bieten wir den Mitarbeitenden)?
Schritt zwei: Definiere Ziele und Zielgruppe
Sobald du weißt, wer du bist und was du anbietest, lege das Ziel und die Zielgruppe deines Videos fest.
- Was möchtest du erreichen? Überlege, wann dein Video als erfolgreich gilt: Wenn es Talente auf dich aufmerksam macht und relevante Bewerbungen steigert? Dein Unternehmensimage im Allgemeinen verbessert? Euer Selbstverständnis auch nach innen stärkt?
- Wen möchtest du erreichen? Sei spezifisch bezüglich deiner Zielgruppe. Hast du einen Rekrutierungsfokus? Dann überlege, welche Talente du anziehen möchtest: Welche Sprache sprechen sie? Liegt ihr Fokus mehr auf dem Jobinhalt oder dem Team? Möchtest du sie direkt ansprechen, etwa durch einen Call-to-Action?
Schritt drei: Wähle den passenden Video-Typ
Lege nun die Art deines Videos fest. Möchtest du Interviews mit Führungskräften führen, einen Blick hinter die Kulissen bieten, Mitarbeitenden-Testimonials zeigen oder mit Animationen arbeiten? Die Möglichkeiten sind endlos.
Es gibt kein „richtig“ oder „falsch“ – wichtig ist, dass das Format zu deinem Unternehmen und den Zielen passt, die du erreichen möchtest. Echte Einblicke und Selbstironie können dabei helfen, übertriebene Inszenierung zu vermeiden. Zeige reale Arbeitsmomente und halte den Stil möglichst natürlich. Außerdem wirkt es oft glaubwürdiger, wenn du deine realen Mitarbeiter:innen einbindest. Wie das aussehen kann, zeigen die folgenden drei Beispiele.
Das „Lustige und Authentische“ – Life at Figures
Das französische Tech-Unternehmen Figures konzentriert sich in seinem Video auf die Unternehmenskultur.
Figures zeigt Testimonials von Mitarbeitenden und ihren CEO, aufgenommen in einem Open-Space-Büro mit Pflanzen, Postern und einer Gitarre – typisch für den Start-up-Stil. Das Video scheint mit einfacher technischer Ausrüstung aufgenommen worden zu sein. Das Team spricht verschiedene Sprachen, untertitelt auf Englisch – ein Zeichen für die Vielfalt.
Was auffällt: Dieses Video ist voller Selbstironie. Der CEO macht assistierte Klimmzüge, Mitarbeitende scherzen über das Logo und bezahlen den Chef für Kaffee. Das Video vermittelt erfolgreich den Wert „Why so serious?”. Figures zeigt, dass man Spaß haben und trotzdem ernsthaft arbeiten kann – und konzentriert sich mit diesem Video auf einen Einblick in ihre Kultur.
Authentizitäts-Faktor: 5/5
Beispiel 2: Das „Persönliche und Inhaltsreiche“ – RealTalk@ZEISS
ZEISS gibt in diesem Video Einblicke in die Unternehmenswerte und Arbeitsbereiche: Mitarbeitende sprechen vor einem weißen Hintergrund, mit schnellen Schnitten zwischen den Personen – eine visuell einfache, aber hochwertige Umsetzung, die den Fokus auf die Aussagen der Mitarbeitenden legt.
Die Teammitglieder teilen, wofür ZEISS steht und wie sie durch gründliche Forschung die Besten in ihrer Branche sind. Ihre Statements sind auf Deutsch und Englisch, begleitet von spannender Hintergrundmusik. Das Video endet mit einem klaren Call-to-Action: Bewirb dich jetzt!
Fazit: Das Video legt Wert auf Inhalte und betont die Vielfalt der Rollen und Disziplinen. Es vermittelt eine starke Motivation der Mitarbeitenden, innovative und anspruchsvolle Aufgaben und ein kollegiales Arbeitsumfeld. Lediglich das eher sterile Umfeld mindert den Eindruck der Authentizität leicht.
Authentizitäts-Faktor: 4/5
Beispiel 3: Das „Coole“ – Work #LikeABosch
Das deutsche Traditionsunternehmen Bosch setzt auf ein unterhaltsames und stylisches Video: Bosch nutzt Schauspieler:innen im Hipster-Look in einem Büro-Setting. Sie verteilen Post-Its wie Spielgeld und arbeiten von zu Hause in Hausschuhen. Eingeblendete Fragen wie „Auf der Suche nach einem Job mit Mission und Vision?” und der Slogan „Work like a Bosch” begleiten das Video.
Es gibt keine Sprache – stattdessen eine eingängige Melodie. Der Call-to-Action, der Bewerbende einlädt, ihre perfekte Position zu finden, wird am Ende visuell eingeblendet. Das Video wirkt wie ein Musikvideo und setzt gezielt auf Stil und Bewegung. Es zeigt die Flexibilität bei Bosch, wo Mitarbeitende im Büro oder von zu Hause arbeiten können.
Fazit: Das Video ist einprägsam und setzt den Slogan „Work like a Bosch” gekonnt in Szene. Es vermittelt jedoch kaum Einblick in die Arbeit bei Bosch. Die Settings wirken künstlich und der Einsatz von Schauspieler:innen verstärkt diesen Eindruck.
Authentizitäts-Faktor: 2/5
Schritt 4: Der Realitätscheck
Mit einer klaren Vorstellung vom Video ist es Zeit für einen Realitätscheck. Überlege dir: Welches Budget steht zur Verfügung, und wie willst du es einsetzen? Dein Budget beeinflusst vor allem den Umfang und die „Poliertheit” des Videos. Auch mit kleinem Budget lassen sich starke Videos erstellen, wenn du kreativ damit umgehst.
Wie viel Zeit nimmst du dir für die Fertigstellung? Berücksichtige eventuelle gesetzte Termine für die Videonutzung (z.B. eine Messe) und die verfügbare Zeit deines Teams.
Intern oder mit einer Agentur? Dein Budget, Zeitplan und internes Know-How entscheiden, ob du alles selbst machst oder eine Agentur engagierst. Eine Agentur bietet Fachwissen und eine professionelle Produktion, während du intern oft flexibler und kostengünstiger arbeiten kannst.
Schauspieler:innen oder echte Mitarbeitende? Echte Mitarbeitende wirken authentisch, doch es kann schwierig sein, sie vor die Kamera zu bekommen. Wähle die Option, die zu deinem Ziel und deinen Ressourcen passt.
Schritt 5: Und Action!
Jetzt sind die wichtigsten Entscheidungen getroffen – es kann losgehen! Hier sind die nächsten Schritte:
- Entwickle dein Konzept und Skript (inkl. Kernbotschaft und Ton)
- Plane und organisiere deine Produktion (Standort, Ausrüstung, Personal, etc.)
- Drehe das Video!
- Nimm dir Zeit für Bearbeitung und Postproduktion
- Verbreite das Video auf möglichst vielen Kanälen
Video im Kasten – aber woher weißt du, ob es ankommt?
Dein Employer-Branding-Video ist live und du fragst dich, wie es ankommt? So kannst du den Erfolg des Videos messen:
- Traffic auf deiner Karriereseite: Wenn du dein Video auf Plattformen wie Linkedin oder Youtube einbettest, kannst du mithilfe von Tracking-Links analysieren, ob es die Besucherzahlen auf der Karriereseite erhöht.
- Engagement-Rate: Likes, Shares, Kommentare und Mentions auf Social-Media-Plattformen zeigen, wie gut das Video bei der Zielgruppe ankommt.
- Videoaufrufe und -verweildauer: Die Anzahl der Views zeigt das generelle Interesse, während die Verweildauer Hinweise auf die Relevanz und Qualität des Inhalts oder das Level an Entertainment gibt. Ein Abbruch in den ersten Sekunden ist ein Hinweis auf Verbesserungspotenzial.
- Bewerbungszahlen und -qualität: Für die meisten Employer-Branding-Maßnahmen ist dies das zentrale Ziel. Wenn nach der Veröffentlichung des Videos mehr Bewerbungen eingehen und diese besser zu euren Anforderungen passen, kann dies ein Hinweis darauf sein, dass das Video die richtige Zielgruppe erreicht. Beachte jedoch, dass solche Veränderungen selten ausschließlich auf das Video zurückzuführen sind, da oft mehrere Faktoren die Bewerber:innen beeinflussen.
- Internes Feedback: Ein schöner Nebeneffekt des Videos kann auch eine Stärkung eurer Arbeitgebermarke nach innen sein. Sammele Feedback von eurer Belegschaft dazu ein, ob sie euer Unternehmen darin wiedererkennt.
Setze klare Ziele vorab und nutze Tracking-Tools, um Kennzahlen wie Klicks und Interaktionen zu überwachen. So kannst du gezielt nachvollziehen, ob dein Video die gewünschten Effekte erzielt – und sammelst wertvolle Erkenntnisse für dein nächstes Video.