Infarm: Investoren stecken 170 Mio. Dollar in das Berliner Hightech-Gewächshaus-Startup
Das Berliner Startup Infarm hat sich im First Closing einer Series-C-Finanzierungsrunde unter der Führung von LGT Lightstone zunächst weitere 170 Millionen Dollar an Risikokapital gesichert. Die Finanzierungsrunde ist auf insgesamt 200 Millionen Dollar angelegt.
Infarm bereits mit mehr als 300 Mio. Dollar finanziert
Mit den frischen Mitteln, einer Mischung aus Eigen- und Fremdkapital, erhöht sich die Gesamtfinanzierung von Infarm auf mehr als 300 Millionen Dollar. Dabei konnte Infarm nicht nur die bestehenden Investoren LGT Lightstone, Atomico, Triplepoint Capital, Mons Capital und Good Harvest an Bord behalten. Mit Hanaco, Bonnier, Haniel und Latitude konnte das Startup seine Investorenbasis noch verbreitern.
Das Kapital will das Unternehmen nutzen, um seine Expansion voranzutreiben und das Produkt zu verbessern. So geht Infarm davon aus, dass sich die Gesamtfläche seiner Hightech-Gewächshäuser von 50.000 Quadratmetern bis Ende 2020 auf 500.000 Quadratmeter bis 2025 verzehnfachen lässt. Dabei sind die einzelnen Einheiten kleinflächig verteilt und typischerweise direkt im Einzelhandel positioniert. In stadtnah gelegenen Gewerbegebieten werden jedoch auch große Fabrikhallen zu vertikalen Farmen umgebaut, um so größere Bedarfe bedienen zu können.
Zielgruppe ist vornehmlich der Lebensmitteleinzelhandel
Infarm hat dabei große Ketten im Blick. In Deutschland kooperiert der Gemüsebauer etwa mit Aldi Süd und Edeka, in den Niederlanden mit Albert Hejn und mit Selfridges in Großbritannien. Laut Dharmash Mistry vom Leads-Investor LGT Lightstone kann das Unternehmen bereits auf eine Zusammenarbeit mit 17 der 50 führenden Lebensmittelhändler der Welt verweisen. In Deutschland konnten bislang 30 Supermarktketten vom Konzept überzeugt werden. Auch in Restaurants will Infarm das Konzept des vertikalen Gemüseanbaus durchsetzen – dort aber mit kleineren Gewächshäusern.
Im Rahmen seiner Expansion will das Unternehmen eine neue Generation verteilter „Farmen“, so nennt Infarm seine Hightech-Gewächshäuser, ausrollen. Die soll dann als Netzwerk ausgelegt sein. Die einzelnen Gewächshäuser würden über die Cloud miteinander verbunden. Dabei hat sich das Startup viel vorgenommen. So soll die „Farm“ der nächsten Generation einen vergleichbaren Ertrag wie ein Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche erbringen.
Bereits zum jetzigen Zeitpunkt erntet Infarm in seinen Standorten in 30 Städten nach eigenen Angaben monatlich mehr als 500.000 Pflanzen. Dafür würden 99,5 Prozent weniger Platz als bei der bodengebundenen Landwirtschaft, 95 Prozent weniger Wasser sowie 90 Prozent weniger Transportkilometer anfallen, so Infarm. Chemische Pestizide würden gar nicht eingesetzt. Der Stromverbrauch werde bereits zu 90 Prozent aus erneuerbaren Energien gedeckt. Ab dem kommenden Jahr wollen die Großstadt-Farmer vollständig emissionsfrei produzieren.
Das ist Infarm
Infarm gehört zur Gruppe der sogenannten Cleantechs, die mit Technologie auf die zunehmenden Probleme des Klimawandels reagieren wollen. Konkret verfolgen die Berliner das Ziel, große Teile der Nahrungsmittelproduktion vom Land in die Städte zurückzubringen.
Infarm errichtet dazu fabrikhallengroße Hightech-Gewächshäuser, in denen Kräuter und frisches Gemüse mit einer speziellen Nährlösung unter Kunstlicht herangezüchtet werden. Zusätzlich stellt das Unternehmen kleinere „Farmen“ in Supermärkten, Restaurants und anderen Vertriebspunkten auf. Hier kann das entsprechende Gemüse dann direkt geerntet und verkauft werden. Gegründet wurde das Startup 2013 von Osnat Michaeli und den Brüdern Erez und Guy Galonska. Inzwischen beschäftigt Infarm 600 Mitarbeiter weltweit.
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