Influencer Louisa Dellert: „Ich habe mir für zehn Euro 4.000 Follower gekauft“
(Foto: Fit-trio.com)
Kostenlose Geschenke, um die ganze Welt reisen, den ganzen Tag Zeit auf sozialen Netzwerken verbringen und daraus seine Einkünfte erzielen. Hört sich gut an, oder? Für Influencer ist das Alltag. Aufgrund ihrer Reichweite sind sie für Werbetreibende inzwischen nicht mehr wegzudenken. Doch wie läuft das Geschäft hinter den Kulissen wirklich ab und wie authentisch ist man als Blogger heute eigentlich noch? Wir haben uns mit der Bloggerin und Influencerin Louisa Dellert, Gründerin von „Fit Trio“, getroffen und das Thema hinterfragt.
Influencer: Zweck zum Mittel
Warum sind Influencer so ein wichtiges Mittel für Marketing geworden? Firmen wollen mit Werbung Aufmerksamkeit gewinnen. Potenzielle Kunden schenken der Werbung aber so wenig Aufmerksamkeit wie möglich. Konkret bedeutet das: Im Internet werden Ad-Blocker verwendet, im Magazin wird Werbung überblättert, und sobald im Fernsehen die Werbung beginnt, holen wir uns ein Getränk. Der eigentliche Inhalt wird also durch Werbung unterbrochen. Influencer dagegen machen, wie jede Art von Product-Placement, die Produkte zum Teil des Inhalts.
Influencer werden leicht gemacht?
Blogger findet man in den sozialen Medien überall. Die einen weniger, die anderen mehr erfolgreich. Doch erfolgreich werden und damit seinen Lebensunterhalt zu finanzieren sei leichter gesagt als getan, erzählt Dellert. Auch sie habe zu Beginn nur aus Spaß öffentlich gebloggt, inzwischen hat sie auf Instagram 292.000 Follower.
t3n.de: Wie bist du zum Bloggen gekommen?
Louisa Dellert: Anfangs hatte ich, wie die meisten auch, einen privaten Instagram-Account, der öffentlich war. Ich war sehr Fitness-ambitioniert und habe das auf meinem Profil geteilt, indem ich Workout-Videos, Vorher-Nachher-Selfies und mein Essen gepostet habe. Mit der Zeit stieg die Zahl meiner Follower. Die Leute interessiert meine Geschichte, wie ich lebe, esse und mich gesund halte.
t3n.de: Ab wann war für dich klar, das Bloggen zu deinem Beruf zu machen?
Dellert: Ab dem Zeitpunkt, wo keine Zeit mehr für Freunde und Familie war. Irgendwann war es nicht mehr möglich, meinem Hauptberuf als Bürokauffrau nachzugehen, nebenbei im Fitnessstudio zu arbeiten und den Blog auf professioneller Ebene zu betreiben und pflegen. Nach eineinhalb Jahren entschied ich mich dazu, das Bloggen zu meinem Beruf zu machen und meinen Job zu kündigen. Dabei unterstützt mich auch mein Partner und Mitgründer, Jan Körber.
t3n.de: Was waren deine ersten viralen Bilder und hast du damit schon Geld verdient?
Dellert: Die ersten Kooperationsanfragen kamen ab einer Follower-Zahl von circa 30.000. Welche Bilder zuerst viral gegangen sind, weiß ich leider nicht mehr. Das erste Geld habe ich aber nicht durch eine Kooperation verdient, sondern durch meinen Trainings-Guide, der inzwischen aus 142 Seiten besteht, die gefüllt sind mit Challanges, Rezepten und Motivations-Hilfen.
t3n.de: Aber wie lässt sich schnell eine ordentliche Followerzahl aufbauen?
Dellert: Als ich anfing, mehr Zeit in meinen Blog zu investieren und mich entschied, das Ganze professionell zu betreiben, habe ich mir für zehn Euro 4.000 Follower gekauft. Das hat mir den Einstieg leichter gemacht. Allerdings habe ich das nach kurzer Zeit öffentlich zugegeben, da es mir wichtig war und nach wie vor ist, ehrlich zu meinen Followern zu sein. Inzwischen hat Instagram übrigens „aufgeräumt“ und die 4.000 Fake-Follower gelöscht.
t3n.de: Fit Trio ist also nicht nur ein Blog?
Dellert: Genau, wir sind, im Vergleich zu vielen anderen, eine eingetragene Marke und verkaufen verschiedene Produkte wie zum Beispiel Bootcamps, Merchandise-Produkte und verschiedene Guides. Unser Einkommen erzielen wir also überwiegend aus den Produkten und Bootcamps, die wir regelmäßig anbieten. Daher sind wir nicht auf Kooperationen angewiesen, wir nehmen maximal drei Kooperationen im Monat an.
t3n.de: Trotzdem verdient ihr mit Kooperationen Geld, wie authentisch ist das noch für eure Follower?
Authentisch ist mein Account nur, wenn ich selbst dahinterstecke.
Dellert: Fit Trio ist kein klassischer Blog. Ich achte sehr darauf, dass in meinem Instagram-Account und Blog viel Persönlichkeit steckt. Es gibt auch mal Bilder, die aus der Reihe tanzen, die nicht alle farblich und thematisch abgestimmt sind. Zudem kläre ich meine Follower über die Welt der Blogger auf, zeige, dass auch ich mal einen schlechten Tag habe und auch an mir nicht alles perfekt ist. Hinter jedem Foto oder Post stecke ich selbst, wir haben niemanden, der uns diese Aufgabe abnimmt – das würde ich auch nicht wollen.
t3n.de: Angenommen es kommt zu einer Kooperation mit einem Sponsor, wie läuft die ab?
Dellert: Erstmal gucke ich mir das Produkt genau an, ich würde nicht für etwas werben, von dem ich nicht überzeugt bin. Zudem sollte es thematisch zu unserem Blog passen. Oft kommen Anfragen, die absolut nicht passen. Das zeigt, dass der Kunde nicht versteht, worum es in meinem Blog geht. Dann gibt es verschiedene Kooperations-Pakete, die ich anbiete, eins besteht zum Beispiel aus einem Blog-, Instagram- und Snapchatpost.
t3n.de: Wie viel Mitspracherecht hast du bei der Gestaltung der Posts?
Dellert: In der Regel sehr viel, denn ich kenne meinen Blog am besten. Oft ist das Einzige, worauf ich hingewiesen werde, dass ich die Kooperation deutlich machen muss. Gelegentlich werden auch die Zeiten der Postings vorgegeben, die ich aber oft nicht einzuhalten schaffe. Bei größeren Bloggern und Kooperationen kann das aber ganz anders aussehen.
t3n.de: Was war denn deine beste Kooperation bisher?
Dellert: Die coolste war auf jeden Fall mit Nike. Das war zwar keine Kooperation, mit der Fit Trio Geld verdient hat, aber ich wurde von Nike ausgestattet und habe einen Trainer gestellt bekommen, mit dem ich mich gemeinsam auf einen Marathon vorbereitet habe. Davon habe ich natürlich selber sehr profitiert.
t3n.de: Die Fragen aller Fragen: Was kann man an einer Kooperation verdienen?
In der Fashion-Branche beginnen die Preise im fünfstelligen Bereich.
Dellert: Die genauen Summen variieren natürlich und hängen von verschiedenen Faktoren ab: Welches Paket der Kunde bucht, wie aktiv die Follower sind, wie lange die Kooperation geht und vor allem in welcher Branche man sich befindet. Der Bruttopreis kann im drei- bis vierstelligen Bereich beginnen, nach oben sind oft keine Grenzen gesetzt. Aber wie bei jedem anderen, der selbstständig ist, haben auch wir Abzüge. Alleine von zwei bis drei Kooperationen im Monat zu leben, wäre also knapp.
Ein Leben nach dem Bloggen
t3n.de: Du bist jetzt 27 Jahre alt, planst du, als Bloggerin alt zu werden?
Dellert: Nein, definitiv nicht. In drei Jahren wollen Jan und ich bestimmt keine Selfies in Bikini oder in Badeshorts mehr posten. Das, was wir an Gewinn erzielen, versuchen wir in die Marke Fit Trio zu investieren und uns selber weiterzubilden – unter anderem im Fitness- und Coaching-Bereich. Den Blog werden wir natürlich weiterhin versuchen aufrechtzuerhalten und die Reichweite zum Beispiel für unsere Bootcamps zu nutzen.
t3n.de: Was glaubst du, wie wird sich die Welt der Influencer und Blogger entwickeln?
Dellert: Ich denke, die Anzahl der Blogger wird wieder weniger werden, weil die Nachfrage nicht da ist. Manche von denen gelten bereits als C-Prominenz, die werden sicher ihren Weg machen. Andere, kann ich mir vorstellen, werden in die PR-Branche wechseln. Des Weiteren müssen Blogger ihre Nische finden, die Fashion-Branche ist zum Beispiel voll und der reinste Konkurrenzkampf. In der Fitness-Branche hingegen wird viel zusammengearbeitet und oft werden gemeinsame Kooperationen veranlasst.
t3n.de: Gibt es auch Risiken?
Dellert: Risiken sehe ich keine. Natürlich ist nicht alles Gold was glänzt, dass muss vor allem den Jüngeren vermittelt werden. Influencer sind ein neues und modernes Marketingmittel geworden, die noch präziser bestimmte Zielgruppen ansprechen können.
Was ist rechtlich erlaubt?
Wir haben uns gefragt, wie genau die Werbung gekennzeichnet werden muss. In Deutschland ist es nicht ausreichend, die Werbung mit einem @-Symbol oder einem Hashtag zu kennzeichnen. Verbraucher müssen klar und deutlich erkennen, dass es sich um Werbung handelt. Begriffe wie „Sponsored“ oder „Ad“ sind nicht ebenfalls nicht zulässig, man kann nicht davon ausgehen, dass jeder die Begriffe versteht. „Werbung“ oder „Produktplatzierung“ ist klar und deshalb zulässig. Louisa kennzeichnet ihre Werbung durch den Satz „In freundlicher Kooperation mit X“.
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Die 4.000 gekauften hat sie gelöscht. Schade nur, dass dies bei Instagram gar nicht möglich ist. Lediglich das blockieren ist möglich.
Hi Jakob, ich habe nicht geschrieben, dass sie die Follower selber gelöscht hat. Instagram hat in den vergangen Jahren immer wieder mal aufgeräumt und solche Accounts gelöscht. Grüße, Jes.
Nicht zu vergessen der Aufwand des vermutlich „händischen“ Löschens, nice joke ;-)
Influencer ist auch so ein Unwort. Da bleibe ich doch lieber Blogger mit „kleiner“ Followerzahl. Dafür aber echt und authentisch ohne stetiges Schielen auf Vanity-Metriken! Achja und wer mag folgt mir. https://www.instagram.com/macjosetty/ Das klappt sicher auch ohne Fakes. :-)
Vorher Nachher Bilder
Na, was das nicht ein zukunftsweisendes Geschäft ist.
Früher galt, wer nichts kann, wird Wirt – aber da gab es wenigstens Bier. Und Wirte gibt es heute noch.
Heute heißt es, wer nichts kann, sammelt Follower.
Tipp: Rente nicht vergessen