Tiktokisierung von Instagram: Adam Mosseri rechtfertigt sich nach Kritik von Kylie Jenner

Instagram test eine neue Benutzungsoberfläche: Einzelne Posts werden im Fullscreen-Modus durchgewischt, ähnlich wie bei Tiktok. Die testenden User:innen sind nicht begeistert – darunter Kylie Jenner, Kim Kardashian und Kourtney Kardashian. Nun hat Instagram-Chef Adam Mosseri reagiert.
Devin Coldewey von Techcrunch hat die neue Benutzungsoberfläche ausgespielt bekommen und berichtet von einigen Änderungen, die er als irreführend und aufdringlich empfindet.
Eine Änderung ist, dass Reels mit einem Tap nicht mehr stummgeschaltet werden, sondern pausiert. Coldewey weist darauf hin, dass das Stummschalten nützlich war, weil viele Menschen Videos im öffentlichen Raum schauen und niemanden belästigen möchten. Ganz unabhängig von Systemeinstellung wie der grundsätzlichen Gerätelautstärke oder dem Lautlos-Modus können einzelne Videos stumm oder laut geschaltet werden. Nun werden Videos pausiert und zwingen Nutzer:innen dazu, mit mehreren Taps Einstellungen zu verändern, die das ganze Gerät beeinflussen. Für Coldewey erschwert es Instagram damit den Nutzer:innen, Inhalte so zu konsumieren, wie sie es möchten.
Dazu wurde das klassische Endlos-Scrollen durch ein Post-by-Post-Scrollen getauscht – wie es beispielsweise bei Tiktok auch ist. Der Unterschied ist dabei, dass es auf Tiktok nur Videos gibt und keine Karussell oder Bildposts. Nutzer:innen müssen sich zwangsweise jeden Post für einen Moment ansehen. Bislang gab es bei Instagram kein Wischen, die Inhalte segeln vorbei und konnten mit einem Tap gestoppt werden, wenn etwas Besonderes ins Auge fiel.
Während das das neue Feature bei organischen Inhalten von Freund:innen noch in Ordnung ist, zählt Coldewey jeden vierten Inhalt einen Werbepost. Diese können nicht mehr überscrollt werden, sondern müssen mindestens für einen Moment fullscreen betrachtet werden. Nutzer:innen müssen explizit den Bildschirm berühren und eine Aktion ausführen, bevor die Werbung verschwindet. Instagram-Werbung sei, so Coldewey, von der Bannerwerbung zum Pop-up geworden: Vorher war sie nur am Rande da, nun benötigt sie eine explizite Aktion, um etwas anderes zu sehen. Suggested Posts, also vorgeschlagene Inhalte von Konten, denen die Nutzer:innen nicht folgen, sind in der neuen Oberfläche nicht mehr als solche gekennzeichnet.
Für Nutzer:innen ist das nervig, für Marketer:innen nur bedingt gut: Metriken werden damit potenziell beschönigt. Die Impressions mögen eventuell steigen, allerdings bedeutet das nicht, dass Nutzer:innen die Werbung wirklich wahrgenommen und angesehen haben – sondern nur, dass sie genervt einen Moment brauchten, um sie wegzuwischen. Wie auch mit der Umstellung auf Reels als ausschließliches Videoformat werden sich die Metriken ändern.
Kylie Jenner und Kim sowie Kourtney Kardashian teilten beide auf Instagram einen Post, der da lautete: „Macht Instagram wieder zu Instagram. (Hör auf damit, Tiktok sein zu wollen, ich will nur süße Fotos von meinen Freund:innen sehen.) Mit freundlichen Grüßen, alle“ Der Post stammt von einer Fotografin, die dazugehörige Petition auf Change.org hat über 187.000 Unterschriften.
Das ist deswegen relevant, weil die Jenner-Kardashian-Familie einen gigantischen Impact hat: Als Kylie Jenner 2018 tweetete, dass sie Snapchat nicht mehr nutze, sorgte sie damit für einen Kurseinbruch von 1,3 Milliarden US-Dollar.
Adam Mosseri, Head of Instagram, reagierte nun in einem Reel. Erstens sei der Fullscreen-Modus noch ein Test, sie seien sich bewusst, dass das „noch nicht gut“ sei. Vor einem Rollout würde es noch Optimierungen geben. Zweitens liebe auch er Fotos, aber die App würde sich organisch in die Video-Richtung entwickeln. Nutzer:innen selbst würden vermehrt Videos uploaden. An der Stelle ist allerdings die Frage: Posten Nutzer:innen eventuell mehr Videos, weil der Algorithmus Videos gegenüber Bildposts favorisiert? Denn dann wäre dieser Shift, von dem Mosseri spricht, von Instagram selbst herbeigeführt. Drittens seien die empfohlenen Inhalte ebenfalls noch nicht gut, daran würde Instagram allerdings arbeiten. Es sei eine wichtige Funktion für Creator:innen, um ihre Reichweite aufzubauen.
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Gegenüber Chrissy Teigen, die ebenfalls kritisiert, dass sie Content von ihren Freund:innen sehen möchte, betont Mosseri: Privater Content wird über Storys und die Direktnachrichten geteilt, nicht über den Feed. Wer mehr Inhalte von Freund:innen sehen wolle, solle sie zu der „Enge Freunde“-Liste hinzufügen und mit ihnen schreiben.
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