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Analyse

Instant Payments: EU will Überweisungen binnen Sekunden ohne Extrakosten

Die EU-Kommission will die Banken in die Pflicht nehmen und Echtzeitüberweisungen ohne Aufpreis durchsetzen. Das gefällt einerseits den Kund:innen, davon profitieren aber auch viele andere Zahlungsdienstleister und der Onlinehandel.

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Von Instant Payments per Default könnten Verbraucher:innen profitieren. (Foto: Alex Brylov/Shutterstock)

Schon seit 2017 gibt es im europäischen Bankwesen die Instant-Payments-Richtlinie und die damit verbundene Echtzeitüberweisung. Doch noch immer fristet diese Form der Überweisung, die innerhalb von zehn Sekunden zwischen Banken und Finanzdienstleistern, die das unterstützen, abgewickelt wird, kaum Verwendung.

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Das Nischendasein rührt vor allem daher, dass die meisten Banken für Instant Payments einen Aufpreis im Vergleich zur klassischen SEPA-Überweisung erheben. Der bewegt sich zwischen wenigen Cent und über einem Euro. In Zukunft will die Europäische Kommission hier nachbessern und die Banken und Finanzdienstleister in die Pflicht nehmen – mit gravierenden Folgen für die europäische Bankenwelt, die dann endlich in die Gänge kommen muss. Die Instant-Payments-Überweisung würde dann zum Standard.

Natürlich haben die Banken schon seit einigen Jahren die Möglichkeit, das SEPA-Instant-Credit-Transfer-Verfahren (SCT Inst) freiwillig zu implementieren – und rund zwei Drittel der Banken im Europäischen Wirtschaftsraum haben das auch bereits getan (in Deutschland dürften es sogar mehr sein). Doch sie bieten das eben nicht als Standard, sondern lediglich gegen Aufpreis, den die wenigsten Kund:innen zu zahlen bereit sind, da sich hieraus noch kein echter Mehrwert ergeben hat angesichts des De-facto-Nullzinsniveaus auf Girokonten.

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EU will die Instant-Payments-Überweisungen durchsetzen

Was die Europäische Kommission jetzt in einem Gesetzentwurf umsetzen will, ist zum einen, dass die Banken und Finanzdienstleister zukünftig die sekundenschnellen Instant-Payment-Zahlungen und Echtzeitüberweisungen anbieten müssen. Maximal zehn Sekunden darf es dann dauern, bis die Zahlung dem Empfänger:innenkonto gutgeschrieben ist – und das rund um die Uhr. Diese Betonung von 24/7 betrifft das Thema Geldwäscheprävention, das bekanntermaßen auch den Banken obliegt.

So sollen Banken schärfere Vorkehrungen gegen Geldwäsche treffen und etwa sicherstellen, dass keine Empfänger:innen, deren Konten aus irgendwelchen Gründen (etwa Sanktionsbeschlüsse) eingefroren sind, Geld erhalten. Durchsetzen sollen dies die nationalen Aufsichtsbehörden ebenso wie den damit verbundenen Verbraucher:innenschutz. Das klingt erst einmal nachvollziehbar und ohne Nachteile für Endkund:innen, könnte aber bedeuten, dass die Detektoren der Banken schärfer werden müssen – und auch bei auffälligen Aktionen unbescholtener Kund:innen anschlagen könnten.

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Damit verbunden soll die Instant-Überweisung nicht mehr teurer sein als eine klassische SEPA-Überweisung, wie der Entwurf vorsieht, der in den nächsten Monaten verabschiedet und danach in die Länderrechte überführt werden muss. Der klassischen SEPA-Überweisung könnte damit zumindest bei einmaligen Zahlungsvorgängen das Aus drohen, da sie schlichtweg die schlechtere, da langsamere Lösung darstellt.

Für die Banken ist all das eigentlich gar nicht so problematisch – denn ein Großteil der Institute im deutschsprachigen Raum hat den technischen Wandel eh vollzogen und müsste lediglich das Pricing ändern. Übrigens setzt sich auch die etwas ins Stocken geratene European Payments Initiative (EPI) dafür ein, dass Echtzeitüberweisungen zum Standard werden, zumal die europäischen Banken damit zu Visa, Mastercard, Paypal und Co. aufschließen könnten.

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Fintechs begrüßen den Entwurf der EU-Kommission

Offene Türen rennt die EU dagegen bei Zahlungsanbietern wie dem mit günstigen Auslandszahlungen werbenden Wise ein. „Der Vorschlag trägt wesentlich dazu bei, Europas Vorreiterrolle bei der Gestaltung des innovativsten Zahlungssektors auch zukünftig zu gewährleisten“, erklärt Arun Tharmarajah, Head of Europe bei Wise. Das Unternehmen begrüßt den Anreiz für die Verbraucher:innen, sich standardmäßig für eine Echtzeitüberweisung zu entscheiden, da auch der Wise-Manager erkennt, dass vor allem die hohen Kosten hier bislang ein Showstopper sind.

Wise bietet bereits Echtzeitüberweisungen an, ist dabei aber auf die Partner angewiesen, da ihnen kein direkter Zugang zu den Zahlungssystemen zur Verfügung steht. Denn die EU hat die Banklizenz sinnvollerweise aufgeteilt und die Vorschriften derart gestaltet, dass Banken ausdrücklich als Kreditgeber definiert werden. Institutionen, die keine Kredite vergeben, sollten sich entsprechend auch nicht als Bank bezeichnen dürfen. „Das Problem ist jedoch, dass anderweitige Regelungen die Nutzung unterschiedlicher Zahlungsmethoden weiterhin ausschließlich Kreditgebern gestatten, was nicht mehr zweckmäßig ist. Alle Nichtbanken sind gezwungen zu warten, bis die Banken neueste Technologien und Innovationen implementieren“, beklagt Tharmarajah.

Auch Politiker wie der wirtschaftspolitische Sprecher der EVP-Fraktion, Markus Ferber (CSU), betonen, dass es nicht mehr zeitgemäß sei, die Zahlungsabwicklung in Tagen und Stunden zu messen. „Damit Instant Payments wirklich abheben können, muss sichergestellt sein, dass Verbraucher die gleichen Verbraucherschutz- und Sicherheitsstandards genießen wie bei regulären SEPA-Zahlungen.“

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Beschleunigung der Prozesse ist gut für alle Beteiligten

Unterm Strich profitieren von einer solchen Vereinheitlichung aber vor allem auch die deutschen Banken auf funktionaler Ebene, da die Kund:innen dann „gelernt“ haben, dass Überweisungen prinzipiell nicht länger dauern müssen als Paypal und Co. Auch wenn es bisher nur wenige Anwendungsfälle gibt, in denen das Szenario geschäftskritisch ist, könnte man insbesondere im E-Commerce und im Präsenzhandel davon profitieren. Denn die direkte Ausführung führt zu einem geringeren Aufwand bei der Abgleichung von Zahlungen und zu einem Plus an Sicherheit für die Händler.

Davon abgesehen könnte das gerade im E-Commerce die Prozesse weiter beschleunigen – was angesichts der ansonsten problematischeren Lage in der Logistik und der längeren Paketlaufzeiten auch bitter nötig wäre. Kurzum: Die Vereinheitlichung bei Instant Payments würde dem Flickenteppich der Banken und Zahlungsdienstleister ein Ende setzen und Verbraucher:innen und Unternehmen eine zeitgemäße Lösung bieten. Lediglich den Banken, die hierfür Extrakosten verlangen, dürfte das nicht passen. Doch seien wir ehrlich: Einige Cent extra für eine (schnellere) Überweisung zu verlangen ist ungefähr so, wie wenn ein Hotel am Buffet das Körnerbrötchen extra in Rechnung stellt.

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