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Interview

Tinder will mit Hilfe von KI das Online-Dating sicherer machen

Ein Ausbau des Reporting-Prozesses und Chat-Unterstützung auf KI-Basis: Tinders Senior Communication Managerin Juliane Leupold verrät, was in der Online-Dating-App für die Sicherheit der User:innen getan wird.

4 Min.
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Tinders Senior Communications Managerin DACH, Juliane Leupold. (Foto: privat)

Ein Wisch nach links, ein Wisch nach rechts: So kann Kennenlernen funktionieren. Die Dating-App Tinder ist mit dieser Gamification des Online-Datings bekannt geworden. Neue Leute lassen sich kennenlernen, während die oder der Suchende zu Hause auf der Couch sitzt. Das potentiell Gefährliche dabei: Wer sich wirklich hinter dem Profil verbirgt, ist nicht immer klar – geschweige denn, ob die Person mal auf dem heimischen Sofa sitzen soll.

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Das Thema Sicherheit beim Online-Dating fängt dabei nicht erst beim Real-Life-Treffen an. Belästigende Nachrichten können auch weit vor dem ersten tatsächlichen Date verschickt werden – Betroffene können sich damit alleingelassen fühlen. An wen sollen sie sich wenden, wenn sie sich mit einem Online-Dating-Kontakt unwohl fühlen?

Bei Tinder gab es dafür bisher ein zweischrittiges Reporting-Verfahren. Wer eine schlimme Erfahrung im Zusammenhang mit Tinder gemacht hatte, online oder offline, konnte sich darüber melden. Diese Funktion wurde jetzt ausgebaut: Mehr Schritte beim Reporting-Prozess sollen die Betroffenen besser begleiten. Was die Neuerung bedeutet und wie KI schon beim Chatten die Kennenlernenden schützen soll, erzählt Tinders Senior Communications Managerin in der DACH-Region, Juliane Leupold, im Interview.

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t3n: Tinder hat seinen Reporting-Prozess überarbeitet und erweitert – was ist neu daran?

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Juliane Leupold: Bisher war der Reporting-Prozess sehr kurz und knackig. Wer ein Profil melden wollte, hat das direkt über das Profil der zu meldenden Person gemacht. In zwei Schritten wurden so Tinder-Nutzer gemeldet. Jetzt gibt es mehr Schritte, wir begleiten die Betroffenen durch den Meldeprozess. Es können einzelne Nachrichten und auch Profilbilder ausgewählt werden. Außerdem haben ehemalige Matches keine Möglichkeit mehr, zu verschwinden.

t3n: Was heißt denn zu verschwinden?

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Juliane Leupold: Auch wenn du ein Match auflöst, die Person also aus deiner Kontaktliste streichst oder selbst gestrichen wirst, kannst du deinen Kontakt später mit der Reporting-Funktion wiederfinden. Das ist auch einer der maßgebendsten Punkte bei der neuen Reporting-Funktion.

t3n: Welche Vorteile für Nutzer:innen bietet die neue Funktion noch?

Juliane Leupold: Wir begleiten Betroffene durch den Meldeprozess, fragen, ob sie akut Hilfe brauchen, es ihnen gut geht und sie in Sicherheit sind. Außerdem weisen wir auch noch mal auf die Informationen im Sicherheitscenter hin. Generell spreche ich immer sehr gerne davon, dass es auch eine vorbeugende Wirkung hat, solche Funktionen zu haben. Das Bewusstsein der Community wird geschärft.

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t3n: Wie wird denn ein Missbrauch der Funktion verhindert?

Juliane Leupold: Wir prüfen natürlich jeden Meldefall. Da bei jeder Meldung auch Bilder oder Screenshots mitgeliefert werden, können unsere Support-Agents auch erkennen, ob jemand aus Eifersucht heraus handelt. Ich glaube auch dadurch, dass viel detailliertere Informationen mitgeliefert werden sollten, sind viele abgeschreckt, falsche Meldungen zu erstellen.

t3n: Gab es für den Ausbau der Funktion einen konkreten Anlass?

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Juliane Leupold: Es gibt keinen konkreten Anlass, sondern das Thema Sicherheit steht bei uns immer an oberster Stelle. Unsere Entwicklung, das kann man wirklich sagen, leitet die gesamte Dating-Industrie in Sachen Sicherheit an.

t3n: Warum hat Tinder die Meldefunktion in Zusammenarbeit mit Rainn, der größten US-Organisation gegen sexuelle Gewalt, überarbeitet?

Juliane Leupold: Was beim ehemaligen Meldeprozess etwas gefehlt hat, war die individuelle Betreuung der Betroffenen, dass wir ihnen Mitgefühl aussprechen, für das, was sie erlebt haben, und vor allem, dass betroffene Personen nun selbst entscheiden können, wie und wann sie eine Belästigung melden möchten. Das hat sich jetzt geändert. Der erste Punkt und ich glaube, auch einer der maßgeblichsten hier, ist, dass es keine Möglichkeit mehr für jemanden gibt, zu verschwinden, und dass auch bei aufgelösten Matches Personen im Nachhinein innerhalb unserer App auffindbar sind, sollte es einen Zwischenfall gegeben haben. Im zweiten Schritt sind wir auch beim Thema Fürsorge besser geworden. Wir begleiten Betroffene durch den Meldeprozess, fragen, ob sie akut Hilfe brauchen, es ihnen gut geht und sie in Sicherheit sind. Außerdem weisen wir auch noch mal auf die Informationen im Sicherheitscenter hin und geben auch auf Wunsch im Nachgang ein Update über den Verlauf des Reportings.

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t3n: Neben der Arbeit mit Rainn kooperiert Tinder in den USA auch mit der Sicherheits-App Noonlight. Sind solche Kooperationen auch in Deutschland geplant?

Juliane Leupold: Wenn es in Deutschland eine Organisation wie Noonlight gäbe, würde ich sofort ja sagen. Passende Kooperationen sind auch in unseren anderen Kernmärkten, wie Deutschland, geplant. Allerdings haben wir hier noch keinen geeigneten Kooperationspartner gefunden. Die Nach-Hause-Weg-Telefone sind nicht auf solche Nutzer-Dimensionen ausgelegt, wie wir sie haben. Wir müssen erstmal eine Organisation finden, die einerseits digital bei Tinder integrierbar ist und andererseits die nötigen personellen Strukturen hat, um den Support für Nutzer:innen zu ermöglichen.

t3n: In Deutschland verfügbar sind seit dem Herbst schon „Does this bother you?“ und „Are you sure?“. Wie beeinflussen sie die Sicherheit bei Tinder?

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Juliane Leupold: Bei „Are you sure?“ ist es ja so, dass Nutzer gefragt werden, wenn sie etwas schreiben, was beim Empfänger möglicherweise nicht so gut ankommt, ob sie es wirklich abschicken wollen. Die Technologie ist KI-basiert. Nach den ersten Tests haben wir schon festgestellt, dass die Zahl der unangemessenen Nachrichten, die verschickt wurden, um zehn Prozent zurückgegangen ist. Das klingt erstmal nicht viel, aber wenn man sich überlegt, wie viele Nachrichten vielleicht korrigiert und nicht so abgeschickt wurden, ist das schon was anderes. Bei „Does this bother you?“ werden Nachrichten, die jemanden stören könnten, markiert. Seitdem wir das Feature eingeführt haben, sind 46 Prozent mehr Reports zu unangemessenen Nachrichten reingekommen. Die Zusammenarbeit von beiden ist eigentlich perfekt.

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