Investitionsmöglichkeit Lithium: Begehrt, knapp und teuer

Lithiumabbau: Salzpyramiden im bolivianischen Salzsee Uyuni. (Foto: Matyas Rehak/Shutterstock)
Die E‑Mobilität nimmt weltweit mehr und mehr Fahrt auf. So wurden im vergangenen Jahr rund um den Globus über 6,5 Millionen E‑Automobile verkauft, gegenüber dem Vorjahr entspricht das einem Zuwachs um 108 Prozent.
Inzwischen bewegen sich weltweit rund 16,5 Millionen E-Autos von A nach B, das sind in etwa dreimal so viel wie im Jahr 2018. Dass auch der Marktanteil am gesamten Automobilmarkt kräftig zulegt – von 4,7 Prozent 2020 auf nunmehr 9,5 Prozent –, ist daher keine allzu große Überraschung. Ein Trend, der im Zuge strengerer Abgasnormen und des Klimawandels auch künftig anhalten dürfte.
So erwartet die Unternehmensberatung Boston Consulting Group, dass 2025 Batterieautos rund 20 Prozent aller weltweiten Verkäufe ausmachen – und Mitte des nächsten Jahrzehnts bereits 59 Prozent. Kurzum: Der E‑Auto-Trend ist gekommen, um zu bleiben.
Anhaltendes Angebotsdefizit
Im Fahrwasser des rasanten E‑Auto-Wachstums gewinnen auch Lithium-Ionen-Batterien – und damit einhergehend das Leichtmetall Lithium – zunehmend an Bedeutung. Und zwar so sehr, dass das jetzt schon vorhandene Angebotsdefizit weiter zunehmen dürfte.
Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe sieht etwa 2030 bereits ein Angebotsdefizit von bis zu 200.000 Tonnen Lithium. Andere Schätzungen sehen ein Defizit in ähnlicher Größenordnung oder teilweise einen noch größeren Mangel.
Dieser Erwartung tragen die Weltmarktpreise für Lithiumcarbonat bereits seit Monaten Rechnung. Während eine Tonne des „weißen Goldes“ noch im vergangenen Sommer weniger als 100.000 chinesische Yuan (circa 14.000 Euro) kostete, liegt dieser Preis nun bei rund 470.000 Yuan. Und: Vor dem Hintergrund des wahrscheinlich anhaltenden Angebotsdefizits könnte der Preis noch immer Luft nach oben haben.
Interessierte Anleger müssen genau hinschauen
Anders als bei Rohöl, Kupfer oder Zink gibt es bei Lithium aber keine Terminmärkte. Der Weltmarktpreis ist also die Summe vieler Lieferverträge, die innerhalb der Industrie geschlossen wurden und die sich je nach Qualität des Lithiums und der Eckdaten der Vereinbarung teilweise stark unterscheiden können. Das macht es für interessierte Anleger nicht gerade einfacher.
Da es keine Terminkontrakte auf Lithium gibt, fallen auch Derivate auf offizielle Preise als Anlageinstrument weg. Anleger, die einen weiteren Preisanstieg erwarten, können aber indirekt an der Kursentwicklung partizipieren – indem sie sich etwa einzelne Unternehmen aus der Branche näher anschauen. Bekannte Namen sind beispielsweise Albemarle aus den USA, Allkem aus Australien oder auch das chilenische Chemieunternehmen SQM.
Neben den großen Namen tummeln sich auch zahlreiche kleinere Unternehmen, die vorgeben, Lithium in Zukunft fördern und manchmal auch verarbeiten zu wollen.
Eines dieser Unternehmen ist etwa die deutsch-kanadische Gesellschaft Rock Tech Lithium. Das mit rund 260 Millionen Euro bewertete Unternehmen hat vor einigen Wochen eine Rahmenvereinbarung mit einem nicht genannten deutschen Autobauer geschlossen und unter anderem eine Kooperation mit einem Tochterunternehmen von Thyssenkrupp vereinbart.
Lithium-Hype: Chancen nutzen und Risiken reduzieren
Auf der Suche nach Rendite sollten sich Anleger von vermeintlichen Erfolgsmeldungen aber nicht vorschnell blenden lassen und bedenken, dass gerade kleinere Unternehmen ohne größeres operatives Geschäft zunächst große Investitionen tätigen müssen, um am Markt agieren zu können.
Auch sind während der vergangenen Monate viele Anleger bereits auf den Lithium-Zug aufgesprungen. Sich diversifiziert zu engagieren und Unternehmen mit einer transparenten Lieferkette sowie einem geschärften ESG-Profil zu bevorzugen könnte daher eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiche Investments in den Lithiummarkt sein.
Vor allem das aus südamerikanischen Salzseen gewonnene Lithium gilt aus Gründen des Umwelt- und Gewässerschutzes als problematisch.
Grundsätzlich punkten breit gestreute ETFs vor allem damit, die Chancen und Risiken auf mehrere Schultern zu verteilen. Doch die Auswahl von Lithium-ETFs – also passiv gemanagte Fonds, die in Unternehmen investieren, die im Bereich Lithiumabbau oder der Produktion von Lithiumbatterien tätig sind –, ist nicht nur begrenzt, sondern diese ETFs sind auch häufig noch nicht allzu lange auf dem Markt und haben zudem ein recht geringes Volumen.
Anleger, die sich für solch einen ETF interessieren, sollten daher eine gewisse Portion Risikofreude mitbringen.
Investoren, die nicht ausschließlich auf Lithium fokussiert sind und stattdessen eher Unternehmen im Blick haben, die die gesamte Palette der E‑Mobilität abdecken, können hingegen in eine Vielzahl von entsprechenden ETFs investieren, die ein weitaus höheres Volumen aufweisen und deutlich mehr Unternehmen abdecken. So ist beispielsweise der rund dreieinhalb Jahre alte ETF iShares Electric Vehicles and Driving Technology rund 700 Millionen Euro groß und verteilt das Fondsvolumen auf über 100 Unternehmen.
Doch Vorsicht: Trotz der an und für sich vielversprechenden Aussichten rund um den Lithium- und E‑Mobilitäts-Markt: Eine Garantie auf eine hübsche Rendite erhalten Anleger nicht.
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