Dass unsere Umgebung einen enormen Einfluss auf unsere Arbeitsleistung hat, ist eine altbekannte Tatsache. Während die einen Berufstätigen vor allem eine ruhige Atmosphäre brauchen, um ihre Arbeit zu erledigen, brauchen andere den Trubel, um so richtig Fahrt aufzunehmen. Doch auch weitere Faktoren, die oft wenig Beachtung finden, spielen eine Rolle: die Luft, das Licht und das Klima gehören beispielsweise genauso dazu. „Es gibt viele wissenschaftlichen Studien, die zeigen, wie die Umwelt auf die Leistungsfähigkeit wirkt“, erklärt Thomas Ripp im t3n-Gespräch. „Wir nutzen diese wissenschaftliche Basis, um genau zu sagen, um wie viel Prozent die Produktivität steigen kann, wenn an den richtigen Stellen optimiert wird.“ So brauche ein Uhrmacher ein anderes Licht als ein Softwareentwickler. Die optimalen Bedingungen für kreative Arbeit seien ebenfalls wieder andere.
Büroarbeit: Mit IoT-Sensorik zu mehr Wohlbefinden
Ripp ist Gründer von Isarvation. Sein Startup optimiert den Arbeitsplatz. Die Mission des Ingenieurs: „Den Unternehmen aufzuzeigen, dass es sich wirtschaftlich für sie lohnt, etwas Gutes für ihre Mitarbeitenden zu tun“, erklärt er. „Wir Menschen haben uns über Jahrtausende an natürliche Umgebungen angepasst und plötzlich kauern wir nur noch in luft- und lichtarmen Räumen.“ Die Technologie von Isarvation arbeitet mit IoT-Sensorik. „Scients“ genannte Stationen werden am Schreibtisch aufgestellt und messen Umweltparameter wie die Luftqualität, Temperatur, Luftfeuchte, Luftdruck, Beleuchtungsstärke und die Lichtfarbe. Die Messdaten werden per Wi-Fi in die Cloud geschickt, wo ein Algorithmus sie analysiert und mit konkreten nutzerspezifischen Daten auswertet. Das „Enform“ genannte Dashboard visualisiert die Ergebnisse und gibt den Mitarbeitenden dann Tipps.
„Das eigene Gefühl für stickige Luft kommt meist viel zu spät.“
Isarvation will so helfen, die Umgebungsfaktoren zu optimieren, bevor der Mensch von schlechten Bedingungen überrascht wird: „Die Sonne geht unter und plötzlich merke ich, dass es dunkel ist. Der Büromief fällt erst auf, wenn ich vom Kaffeeholen zurückkomme. Die Hände sind auf einmal kalt und ich fühle mich unwohl“, zählt Ripp die Szenarien für viele Büroarbeitende auf. Auch und gerade die Luftqualität in geschlossenen Räumen ist aber auch während der Corona-Pandemie häufig Gegenstand gesundheitlicher Empfehlungen gewesen. Sogenannte Aerosole spielen bei der Übertragung von Covid-19 in geschlossenen Räumen eine nicht unerhebliche Rolle. Häufiges Stoß- und Querlüften helfe genauso wie smarte Lüftungsanlagen. Der Gründer erklärt, dass das Enform-Dashboard schon zu veränderten Einstellungen der Anlagen aber auch zu baulichen Anpassungen bei Kunden geführt hat.
Luftqualitätsmesser zählen tatsächlich zu den beliebtesten Smart-Office-Geräten. Die Stiftung Warentest hat erst im Februar dieses Jahres einige Geräte getestet. Vor allem CO2-Messgeräte, die Aufschluss über den Kohlendioxidgehalt und damit die Luftqualität geben, haben die Verbraucherschützer interessiert. 15 neue CO2-Melder habe man getestet und ein positives Urteil gefällt – immerhin zwei Drittel schnitten gut ab. Auch die Stiftung Warentest bestätigt Thomas Ripp im Report: „Je höher die Konzentration an Kohlendioxid im Raum ist, desto schlechter können wir uns konzentrieren. Gerade in Coronazeiten ist regelmäßiges Lüften wichtig. Das eigene Gefühl für stickige Luft kommt meist viel zu spät.“ Der beste smarte Luftmesser komme vom Hersteller Airthings. Der Raumluftsensor überträgt die Daten auf mobile Endgeräte und misst zusätzlich Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Feinstaub.
Thomas Ripps Produkte gehen noch weiter, indem sie nicht nur die Luft-, sondern auch die Licht- und Klimaverhältnisse hinsichtlich der Tätigkeiten der Büromitarbeitenden analysieren und somit eine All-in-one-Lösung bereitstellen. Isarvation bietet neben dem „Enform“-Dashboard für die Basisanwendung mit „Enport“ noch einen detaillierten Management-Report an. „Hier setzen wir uns als Datenanalyse-Experten persönlich an die Datenauswertung und tauchen sehr viel tiefer ein“, erklärt der Gründer. Während die Dashboard-Auswertung als Software- beziehungsweise Product-as-a-Service-Lösung monatlich 34,50 Euro für ein kleines Büro kostet, fallen die Preise für einen detailliert erstellten Management-Report mit anschließender Beratungsdienstleistung höher aus: Die Analyse eines mittelgroßen Büros über zwei Wochen kostet etwa 2.500 Euro.
Räume und Klima: Das Büro ist im Wandel
Das leistungsfördernde Büro hat über die Jahre in vielen Branchen immer mehr Beachtung bekommen. Hohe Decken, lichtdurchflutete Räume, lärmberuhigte Deep-Work-Zonen und Orte des Zusammenkommens gelten heute als Standard in vielen Neubauten. Dass ein klug durchdachtes Bürokonzept weit über die Tischordnung hinausgeht, zeigte jüngst auch die Studie „Raumpsychologie für eine neue Arbeitswelt“ des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation. „Der Mensch nimmt mit allen Sinnen wahr, wo er sich gerade befindet – entsprechend müssen auch alle Sinne angesprochen werden, damit er sich im Büro wohlfühlt“, heißt es von den Forschenden. Wohlbefinden gehe nun einmal mit besserer Leistung einher, bestätigen auch die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Auch Smart-Office-Lösungen wie die von Thomas Ripp können ihren Teil am Ende dazu beitragen.