iPhone 16e: Warum Apple Käufer zu Testpersonen macht

Nach sieben Jahre Entwicklungszeit und einer Milliardeninvestition inklusive der Übernahme von Intels Modemsparte ist Apples erstes eigenes 5G-Modem fertig und Bestandteil des iPhone 16e. Mit dem neuen Bauteil erweitert der Hersteller die Anzahl der eigenen Komponenten in den hauseigenen Produkten und macht sich so von Zulieferer wie Qualcomm unabhängiger. Das sollen aber nicht die einzigen Vorteile sein. Jedoch scheint Apple Käufer:innen des neuen iPhones zu Testpersonen zu machen.
C1: Apples erstes 5G-Modem im iPhone 16e ist ein „Test-Vehikel“, sagt ein Analyst
Denn dass Apple sein neues Bauteil mit dem iPhone 16e startet, soll einen Grund haben: Glaubt man den Einschätzungen im Wall satreet Journal von Edward Snyder, dem geschäftsführenden Direktor von Charter Equity Research, handelt es sich bei dem C1-Modem zunächst um einen Testballon.
Mit dem iPhone 16e wolle der Hersteller erste Erfahrungswerte mit dem eigenen Modem sammeln, bevor Apple in kommende Modelle wie dem iPhone 17 und 17 Pro verbaut, die im Laufe des Septembers 2025 eingeführt werden. Snyder geht davon aus, dass 20 Prozent der Geräte, die im Herbst auf den Markt kommen, das neue Apple-Modem an Bord haben könnten.
Das bedeutet, dass der Großteil der iPhone-17-Modelle weiterhin noch mit den Mobilfunkchips von Qualcomm ausgeliefert werden soll. Davon geht übrigens auch der Bloomberg-Reporter Mark Gurman aus. Qualcomm ist Apples langjähriger Chiplieferant, mit dem das Verhältnis durchwachsen ist. Zuletzt hieß es, dass Qualcomm bis zum Jahr 2027 Apple Modems liefert. In einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters wollte Apple nicht darauf eingehen, wann Qualcomms Modems vollständig aus dem Apple-Portfolio verschwinden werden.
Vom Jahr 2027 geht indes auch Snyders aus: Der Analyst rechnet damit, dass Apple in etwa zwei Jahren komplett auf Qualcomm-Chips verzichten wird. Dies setzt voraus, dass die nächsten eigenen Modem-Generationen sich mit Qualcomm messen können.
Berichten zufolge arbeitet Apple auch schon an den nächsten Modemgenerationen: Auf den Chip mit dem Codenamen „Sinope“ sollen 2026 und 2027 die Modems mit den Codenamen „Ganymede“ und „Prometheus“ folgen. „Ganymede“ soll etwa im iPhone 18 und den Top-iPads verbaut werden. Mit dem 2027er-Modem plant Apple angeblich, die Leistung von Qualcomms Modems zu übertreffen, heißt es.
C1: Apples erstes Modem noch nicht auf Qualcomm-Niveau
Beim Modell C1 scheint das noch nicht der Fall zu sein, weshalb der Hersteller dem Modem im Zuge der Ankündigung des iPhone 16e womöglich wenig Aufmerksamkeit geschenkt hatte: In der Pressemitteilung wurde es beiläufig erwähnt und im über zwölfminütigen Präsentationsvideo nahm es einen winzigen Anteil von 15 Sekunden ein.
Laut Reuters ist das C1 neben der mobilen Verbindung auch für die Standortbestimmung und Satellitenverbindungen für Apples Notruf-SOS in Notfallsituationen zuständig. Auf dem gleichen Feature-Niveau mit Qualcomms Modems ist Apples Erstling aber noch nicht. Das sei auch nicht das Ziel gewesen, erklärte ein Apple-Manager gegenüber Reuters. So fehlt dem C1 etwa Unterstützung für das Millimeterwellen-Spektrum (mmWave), das in den USA vor allem in Innenstädten für mehr Kapazität und hohe Übertragungsraten angeboten wird.
Unbestätigt ist derweil, welche Arten von Carrier-Aggregation (CA) Apples Modem unterstützt. Mit „CA“ können mehrere Bänder parallel genutzt werden. Im Unterschied zur Konkurrenz, die bis zu acht Bänder kombinieren kann, soll das Apple-Modem nur vier Bänder parallel nutzen können, will Gurman erfahren haben. Je höher die „Carrier Aggregation“, desto höher ist letztlich die Netzwerkkapazität und die Geschwindigkeit.
Apple plant weitere Modemgenerationen
Laut Apples Chip-Chef Johny Srouji ist das C1-Modem jedenfalls nur der Anfang und man plant, die Technologie mit jeder Generation zu verbessern, um eine „differenzierte Plattform für die eigenen Produkte zu entwickeln“. Mit dieser recht kryptischen Aussage könnte Srouji meinen, dass der Hersteller passende Modems nicht nur für iPhones entwickeln könnte, sondern sukzessive für ein breiteres Portfolio. Schließlich bietet Apple auch iPads und Watches mit optionaler Mobilfunkverbindung an.
Nicht vollkommen auszuschließen wäre auch der Einsatz von 5G-Modems in Macbooks oder die eigenen MR-Headsets. So könnten die Geräte unterwegs ohne einen per iPhone aufgebauten Hotspot aufs Internet zugreifen.
Ein Novum wären Notebooks mit Modem nicht: In der Windowswelt bieten einige Hersteller ausgewählte Modelle schon länger mit integriertem Mobilfunk an. Bei Apple dauern solche Entwicklungen länger. Langfristig dürfte Apple die eigenen Modems zum Teil der eigenen SoCs (System-on-a-Chip) der A- und M-Serie werden lassen. Das hat den Vorteil, dass mehr Platz im Gerät frei wird, etwa für den Akku. Außerdem kann so der Energieverbrauch reduziert werden: Dies ist laut Apple unter anderem auch der Grund, weshalb das iPhone 16e auf dem Papier eine weit bessere Laufzeit als andere iPhones besitzt.