ISS: Astronauten berichten nach Frachtlieferung von toxischem Gestank
Nach zwei Tagen Flugzeit erreichte das russische Frachtraumschiff Progress 90 die Internationale Raumstation (ISS), um sie mit mehreren Tonnen an Vorräten zu beliefern. Doch statt Treibstoff, Lebensmittel und andere Versorgungsgüter in Empfang zu nehmen, breitete sich nach dem Öffnen der Luke zum Kuppelmodul ein beißender Geruch aus, begleitet von „kleinen Tröpfchen“, wie es in einer Erklärung der Nasa auf X hieß.
Sofort wurden die Luftreinigungssysteme und Schadstoffsensoren der Raumstation aktiviert, die die Luft an Bord der ISS überwachten – und am Sonntag schließlich Entwarnung gaben: Die Flugkontrolleure stellten fest, dass die Luftqualität innerhalb der Raumstation normale Werte aufwies.
„Es gibt keine Bedenken für die Besatzung, und seit Sonntagnachmittag arbeitet die Besatzung daran, die Luke zwischen Poisk und Progress zu öffnen, während alle anderen Vorgänge der Raumstation wie geplant fortgesetzt werden“, teilte die Nasa mit. Die Ursache für die Geruchsentwicklung ist nicht bekannt.
Technische Probleme im russischen ISS-Teil mehren sich
Der Vorfall ereignete sich bereits am Abend des 23. Novembers und es ist nicht das erste Mal, dass es Probleme im russischen Teil der Raumstation gibt: In einem Tunnel, der das russische Segment der Internationalen Raumstation mit einem Andockstutzen verbindet, breiten sich zunehmend Risse und Lecks aus. Laut der US-Raumfahrtbehörde Nasa wächst deshalb die Besorgnis an Bord der ISS.
Im Februar 2023 hatte ein an der ISS befestigtes Versorgungsschiff einen Druckverlust in seinem Kühlsystem erlitten und das gesamte Kühlmittel war ausgetreten. Es war bereits das dritte Leck innerhalb von nur einem Jahr.
Im April 2024 hatte die Raumfahrtbehörde erneut darauf hingewiesen und kritisierte im September: „Fortlaufende Risse und Luftlecks im Servicemodul-Transfertunnel stellen ein großes Sicherheitsrisiko dar. Nasa und Roskosmos arbeiten zusammen, um die Risse und Lecks zu untersuchen und zu beheben, die Ursache zu ermitteln und die Station auf neue Lecks zu überwachen.“
Auch der aktuellste Vorfall soll keine Lappalie gewesen sein: US-Astronaut Don Pettit bezeichnete den Geruch gegenüber Russian Space Web als „toxisch“ und verglich ihn mit dem von Sprayfarbe. Laut Russian Space Web hätten die Astronauten im russischen Teil der ISS Schutzausrüstungen angelegt und ein zusätzliches System zur Luftreinigung aktiviert.
Berichten zufolge sei finanzielle Knappheit ursächlich für die Probleme der russischen Weltraumtechnik. Probleme, die die Aufrechterhaltung des ISS-Betriebs weiter erschweren könnten, obwohl die Station 2030 ohnehin offiziell außer Dienst gestellt werden soll.