James-Webb-Teleskop entdeckt am weitesten entfernte Galaxie

Das James Webb Space Telescope liefert neue Erkenntnisse über die Frühphase des Universums. (Bild: Dima Zel/Shutterstock)
In einer Veröffentlichung am Donnerstag, 30. Mai, haben Astronom:innen, die Aufnahmen des James Webb Space Telescopes (JWST) ausgewertet haben, mitgeteilt, dass sie die bislang am weitesten entfernte Galaxie entdeckt haben. JADES-GS-z14-0 ist offenbar nur 290 Millionen Jahre alt und unter anderem viel heller, als die Wissenschaftler:innen angenommen hatten.
Lichtdehnung belegt: JADES-GS-z14-0 ist bislang die am weitesten entfernte Galaxie
Die fortgeschrittene Technologie des JWST macht es Forschenden möglich, stark verzerrtes Infrarotlicht aus dem All aufzuzeichnen und dadurch Kenntnisse über sehr weit entfernte Galaxien zu erlangen. Durch die Ausdehnung des Universums wird deren Licht nämlich sehr stark gedehnt und ist schließlich nur noch auf der Infrarotebene sichtbar.
Die neue Galaxie wurde im Januar 2024 über zehn Stunden hinweg beobachtet und wies laut Messungen eine Rotverschiebung von 14 auf. Dieser Wert legt fest, wie stark das Licht auf seiner Reise durch das All gedehnt wurde und damit auch, wie weit entfernt die untersuchte Galaxie ist. Der gemessene Wert bricht den bisherigen Rekord der Galaxie JADES-GS-z13-0, wodurch JADES-GS-z14-0 jetzt die am weitesten von der Erde entfernte Galaxie ist, die bislang entdeckt worden ist.
Die extreme Entfernung zur Erde lässt auch darauf schließen, dass die Galaxie JADES-GS-z14-0 sich relativ früh nach dem Urknall so entwickelt hat, wie sie sich den Forschenden heute präsentiert, nämlich in weniger als 300 Millionen Jahren nach der Entstehung des Universums vor 13,7 Milliarden Jahren.
Ganz anders als erwartet: Eigenschaften von JADES-GS-z14-0 verblüffen Forschende
Das JWST entdeckt derzeit immer wieder Galaxien aus dieser Frühphase des Universums, und die Ergebnisse, die die Forschenden dabei erhalten, geben ihnen immer wieder Rätsel auf. So ist auch bei JADES-GS-z14-0 einiges unklar: Zum einen scheint die Galaxie überraschend hell zu sein, wobei das Licht wohl ziemlich sicher von jungen Sternen stammt und nicht von Materie, die im Zentrum der Galaxie von einem Schwarzen Loch geschluckt wird.

Extrem weit entfernt und viel heller als gedacht: die Galaxie JADES-GS-z14-0. (Foto: Nasa, Esa, CSA, STScI, B. Robertson (UC Santa Cruz), B. Johnson (CfA), S. Tacchella (Cambridge), P. Cargile (CfA))
Außerdem dehnt sich JADES-GS-z14-0 über 1.600 Lichtjahre hinweg aus und besitzt 100 Millionen Mal so viel Masse wie die Sonne. Als wären die Ausmaße nicht schon erstaunlich genug, legen die Messgeräte des Teleskops zudem nahe, dass in der Galaxie Wasserstoff und Sauerstoff vorhanden sind, also in den knapp 300 Millionen Jahren nach dem Urknall schon ältere Sterne dort ihren kompletten Lebenszyklus durchlaufen haben müssen.
Bislang gibt es keine Erklärung dafür, wie sich eine derart massive und helle Galaxie in so kurzer Zeit nach der Entstehung des Universums gebildet haben kann. Die Galaxie widerspricht in ihrem gesamten Erscheinungsbild gängigen Rechenmodellen und Computersimulationen.
Die Forschenden gehen außerdem davon aus, dass sie künftig noch mehr derartige Galaxien entdecken werden, was so manche Annahme über deren Entstehung über den Haufen werfen wird. Die Ergebnisse der Messung warten derzeit noch auf ein Peer-Review.