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Job-Ghosting: Immer mehr Bewerber tauchen nach Zusage ab

Bisher galt für Bewerber:innen auf einen Job oft, dass sich nach Abschicken der Bewerbung das Unternehmen wochen- oder monatelang nicht rührte – neudeutsch würde man von Ghosting sprechen. Jetzt scheinen jene, die einen Job suchen, den Spieß umzudrehen – aus Gründen.

2 Min. Lesezeit
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Stell dir vor, es ist Bewerbungsgespräch, aber niemand kommt. (Foto: Shutterstock)

Ghosting, also ein vollständiger Kontaktabbruch ohne Ankündigung, ging im Fall einer Bewerbung auf einen neuen Job bisher oft so: Bewerber:innen entdecken eine interessante Stellenanzeige, bewerben sich – und bekommen dann wochenlang kein Feedback.

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Ghosting durch Job-Anwärter hat zugenommen

Das scheint sich mittlerweile geändert zu haben, wie eine Befragung der Jobbörse Indeed und der Marktforschungsfirma Appinio unter 400 Recruiter:innen in deutschen Firmen zeigt. Knapp 56 Prozent geben an, dass das Ghosting durch Job-Anwärter:innen in den vergangenen Monaten zugenommen habe.

Bei 31,5 Prozent der Recruiter:innen tritt das Ghosting-Phänomen durch Bewerber:innen mindestens einmal im Monat auf, bei 25,5 Prozent sogar einmal in der Woche. Nur 7,3 Prozent der Befragten berichteten, dass sie noch nie von Bewerber:innen geghostet worden seien.

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Geht es nach Positionen, auf die sich später ghostende Bewerber:innen bewerben, dann geht es häufiger um Angestellte in Voll- und Teilzeit, weniger um Führungspositionen oder Ausbildungsplätze. Und laut Studie ghosten Männer deutlich häufiger als Frauen.

Bewerbungsgespräch als Trennlinie

Den Kontakt brechen die Bewerber:innen übrigens am häufigsten vor (36,3 Prozent) und nach (29 Prozent) einem Bewerbungsgespräch ab. Es kommt aber auch vor, dass Bewerber:innen sich nach einer konkreten Zusage (17,5 Prozent) oder gar am ersten Arbeitstag (6,8 Prozent) nicht mehr melden.

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Für die Personalabteilung und die jeweiligen Unternehmen ist das Ghosting seitens der Bewerber:innen nicht nur ärgerlich, sondern auch zeit- und damit kostenintensiv. 40,8 Prozent beklagen, dass das Ghosting Kosten verursacht. 60,3 Prozent sehen den Verlust eigener Arbeitszeit am kritischsten.

Unverschämte Stellenanzeigen: Reddit-Nutzer sammeln Mega-Fails Quelle: camilo Concha / shutterstock.com

Der kommentarlose Kontaktabbruch war bisher vor allem auf der Unternehmensseite zu finden. Einer Stepstone-Befragung aus dem Jahr 2018 zufolge klagte jede:r zweite Bewerber:in, dass sie auch 45 Tage nach Versand der Unterlagen keine qualifizierte Rückmeldung erhalten hätten.

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Fachkräftemangel verbessert Job-Optionen

„Nun hat sich das Blatt gewendet“, wie das Handelsblatt Tim Verhoeven, Recruiting-Experte bei Indeed, zitiert. Verhoeven zufolge ist die Erklärung dafür einfach: Aufgrund des Fachkräftemangels hätten Bewerber:innen jetzt oft die Wahl zwischen mehreren guten Optionen – so wie zuvor die Unternehmen.

Die versprechen laut der Umfrage Besserung beim eigenen Verhalten, um dem Trend des Ghosting entgegenzuwirken, etwa durch eine schnellere Rückmeldung und kürzere Bewerbungsprozesse. Auch mehr Transparenz im Auswahlverfahren steht als Option zur Verfügung.

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14 Kommentare
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Oliver
Oliver

Ghosting ist eine schlechte Angewohnheit. Nicht nur im Dating sondern nun auch bei der Jobsuche. Wobei ich ähnliches Verhalten von Unternehmen auch nicht nachvollziehen kann. Scheinbar geht in vielen Bereich der Respekt dem anderen gegenüber verloren. Das lässt tief blicken.

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HB
HB

Nachdem die Arbeitgeber über die letzten Jahre das Ghosting von Bewerbern perfektioniert und auf die Spitze getrieben haben beschweren sich die gleichen Arbeitgeber nun wenn die Bewerber diese Art und Weise übernehmen?

Schön das Bewerber keine Lobby haben die solche Artikel und Veröffentlichungen verbrechen.

Ich kann mich an meine Bewerbungszeit 2020 erinnern. Keinerlei Rückmeldung auf Bewerbungen von sicher 80% der Firmen. Nach dem ersten oder auch zweiten Gespräche dann keinerlei Rückmeldungen darauf von mindestens 30% der Firmen, usw.

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Masya
Masya

Ich persönlich bin zwar der Meinung, dass es der Anstand gebietet, sich in irgendeiner Form zu melden bzw. abzumelden. Doch ich kann auch sehr gut die Frustration auf der Arbeitnehmerseite verstehen. Auch ich kenne es aus all den Jahrzehnten Arbeitswelt, dass es entweder sehr lange Zeit dauert, bis eine Rückmeldung auf meine Bewerbung kommt und oftmals gab es auch keinerlei Rückmeldung.
Vermutlich sind es überweigend Menschen mit eben dieser Erfahrung, die nun zum gleichen Mittel greifen.

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Maria Bauer
Maria Bauer

Die allermeisten Firmen machen sich nicht mal die Mühe eine Ablehnung zu schreiben. Stellen sich einfach tot.

Gut daß das Pendel jetzt zurückschlägt

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Marius Windicus
Marius Windicus

Das könnte alles damit zusammenhängen, dass auf der Arbeitgeberseite auch nur Menschen sitzen, genau wie bei den Bewerbern. Es ist einfach ein Mangel an Anstand.

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Mark
Mark

Wie heißt es so schön: „die Geister die ich rief“
Passt in diesem Zusammenhang ganz besonders vortrefflich.

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Kai Rehkopf
Kai Rehkopf

hallo , ich möchte da auf eine mögliche Ursache des Ghosting hinweisen. bin fast immer im öff. Dienst tätig gewesen. die Polizeiverwaltung NRW informiert in Stellenangeboten, dass die Bewerbung ein Einverständnis zur Einsicht in die Personalakte gibt oder verlangt eine Zustimmung per Formular. Das Bundesland Hamburg erwartet ggf. eine Zustimmung in der Mail oder im Anschreiben. Das sind ehrliche und aufrichtige Stellenanbieter !
ich vermute aber, dass viele Stellenanbieter die Vertraulichkeit überhaupt nicht achten. wenn Kandidat 1 oder 2 feststehen, werden die ehem. oder am besten noch der aktuelle Arbeitgeber abtelefoniert.
Das vornehme Wort lautet Referenzeinholung. Ohne Zustimmung des Bewerbers ist das Müll, der vor allem dem Stellenanbieter schaden kann !!! Es kann immer sein, dass der Bewerber davon erfährt über alte Kollegen in der Personalabteilung oder im Fachbereich. Oder man bemerkt naseweise Fragen im Vorstellungstermin, die nach Insiderinfo riechen.
Natürlich sollte man als Bewerber nicht gemein sein. ich kann aber gut verstehen, wenn Bewerber eigenmächtige Laberfürsten hoch gehen lassen. die sind dann nicht ganz unschuldig am Ergebnis.

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Mica
Mica

Who cares ? Soll ich jetzt um die 100€ weinen die eine Firma verliert weil ich denen nicht mehr Antworte ? In einer Zeit ind er Mann emfpohlen bekommt alle zwei Jahr eum faire Löhne zu kämpfen, juckt das doch keinen wirklich. Wie schon treffend gesagt wurde; die Geister die man rief.

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Peter Gethmann
Peter Gethmann

Ich kenne das nur zu gut …, Rückmeldungen von Firmen nach der Bewerbung ? Fehlanzeige ! Also liebe Stellenanbieter, das habt Ihr Euch selbst zuzuschreiben, denn Ihr seid keinen Deut besser.

Hinweis für die Redaktion: Das Wort „Bewerber:innen“ gibt es im Deutschen nicht ! Siehe hierzu die Empfehlung des Rates für die Rechtschreibung vom 26. 3. 2021. Und ich denke liebe Redaktionmitglieder, Sie wollen doch ein gutes und richtiges Deutsch schreiben, oder ?! Na, dann tun Sie es auch. Noch was: etwa 70 % der Bevölkerung lehnen das Gendern ab. Warum machen Sie es dann trotzdem ?

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Hulk
Hulk

Ich verstehe das auch nicht. „Mitarbeiter“ steht für die gesamte Belegschaft – auch für alle Mitarbeiterinnen. Sowas ähnliches haben wir als Generalklausel mit drinne und ist auch rechtens. Dieses Idiotendeutsch machen wir nicht mit.

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Sergej
Sergej

Die armen überarbeiteten Recruiter:innen. Die tun mir ja so leid. Wenn man statt die jammernden Recruiter:innen mal die vergleichsweise kleine Minderheit der Bewerber in einer Studie gefragt hätte, dann glaube ich ohne Experte zu sein, dass die Zahlen leicht anderes aussehen würden. Außerdem!
Diese gegenderten Texte kann ich einfach nicht flüssig lesen. Gibt es irgendwo Genderkurse bei denen man sich anmelden kann? Ich will diese Sprache endlich lernen.

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Ein arbeitnehmer mit Verständnis
Ein arbeitnehmer mit Verständnis

Ich kann das durchaus nachvollziehen. Ich wurde in meinem Leben auch sehr oft von Firmen geghosted. Die Melden sich nicht mal mit einer Absage. Es kommt nichts an. Das frustriert jeden der sich Bewirbt und das mindert auch die Lust, sich auf eine andere Stelle zu bewerben, wenn die vorherigen Bewerbungen einfach ignoriert werden.

Jetzt dreht der Arbeitnehmer den Spieß um. Ich wette, dass es in Zukunft so sein wird, dass Firmen die potenziellen Arbeitnehmer anschreibt und sich Bewerben muss um denjenigen als Arbeitnehmer zu Gewinnen. Das wird sicher spannend mitzuerleben, wie die Arbeitgeber um besetzte Stellen „Betteln“ müssen.

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Masya
Masya

So ist es ja bereits in manchen Branchen… Software-Entwickler bspw. werden schon seit Jahren über Headhuntern rekrutiert und als Arbeitnehmer winkt eine hübsche Summe, wenn man erfolgreich einen neuen Mitarbeiter in die Firma bringt.

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Marschalek MSc
Marschalek MSc

Mich persöhnlich stört der Artikel nicht, im Gegenteil, er beschreibt in etwa das sich sich die Zeiten gewandelt haben.
Es ist nun ein Bewerbermarkt.
Ich habe heute zwei Firmen abgesagt, da sie mir nicht zusagen, bzw ich das Gefühl habe, man sucht die eierlegende Wollmichsau. Eine Firma sucht eine Karenzvertretung, aber über eine Personallieasingfirma (erfährt man dann sehr spät) die Andere Firma schickt dir drei Positionen auf einmal, 2 für die ich überqualifiziert bin und eine, die mich interessiert, aber wo man tatsächlich eine Person braucht, die diesen Job genau schon über 10 jahre macht.

Ich habe abgesagt, da ich normalerweise auch immer auch bei Ablehnungen bescheid bekomme.
Dennoch der Markt hat sich gewandelt und er wird noch viel härter, ich denke die heutigen HR und Auftraggeber müssen baldigst nachdenken wie sie die fehlenden Mitarbeiter kompensieren wollen, so sicher nicht.

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