Amazon: Kalifornien erlässt Gesetz gegen überzogene Leistungsalgorithmen
An den Standorten, wo Amazon Leistungsquoten durch Algorithmen durchsetzt, gibt es besonders viele Verletzungen unter den Arbeitern. Zudem berichteten Angestellte, dass sie aufgrund der Vorgaben keine Ruhe- oder sogar Toilettenpausen einlegen können. Das hat zu einem Gesetzesentwurf geführt, der Lagerarbeiter vor überzogenen Quoten schützen soll. Der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom hat das Regelwerk unter dem Namen Bill No. 701 nun unterschrieben und somit in Kraft gesetzt, berichtet The Verge.
Überzogene Ziele und die Angst vor Arbeitsplatzverlust
Amazon steht schon länger wegen übermäßigem Leistungsdruck in den Schlagzeilen. Undercover-Journalisten in Großbritannien berichteten von Arbeitern, die in Flaschen pinkelten, weil das WC weit weg war. Sie hatten Angst, für das „Nichtstun“ des Toilettengangs bestraft zu werden und ihren Job zu verlieren. Amazon ist bekannt für eine lückenlose Überwachung der Mitarbeiter:innen und ihrer Performance. Automatische Systeme bewerten die Produktivität und Angestellte werden gefeuert, wenn sie nicht hart genug arbeiten. Die Umfrage einer Arbeitsschutzorganisation ergab, dass 74 Prozent der befragten Mitarbeiter:innen den Gang zur Toilette vermeiden. 55 Prozent der Befragten gaben an, seit ihrer Arbeit bei Amazon unter Depressionen zu leiden. Zudem steigt die Häufigkeit von Verletzungen weiter an. Das neue Gesetz soll Amazon und ähnliche Arbeitgeber dazu zwingen, die Leistungsalgorithmen transparenter zu gestalten. Die Angestellten und Aufsichtsbehörden sollen in Zukunft die Quoten erfahren. Zudem sollen Mitarbeiter:innen Leistungsziele anfechten können.
Algorithmen, um die Körper bis zur Höchstgrenze zu belasten
Kritiker sehen das neue Gesetz als „ersten Versuch“, Transparenz und Schutz vor algorithmischen Quotensystemen zu etablieren. Diese Systeme nutzen Amazon und andere Unternehmen, um „die Körper von Lagerarbeitern bis zur Belastungsgrenze zu beanspruchen“, kommentierte die Abgeordnete Lorena Gonzalez die Problematik. Wirtschaftsverbände sprechen sich gegen das Gesetz aus, da es Arbeitnehmern Klagemöglichkeiten eröffne, die für Unternehmen zeitraubend und kostspielig sein könnten.