Rote Karte für Recruiter: So schlecht sind deutsche Karriere-Websites
Das Urteil fällt deftig aus. Und es sollte großen wie kleinen Personalabteilungen zu denken geben: Fast die Hälfte von 1.010 befragten Bewerbern bemängelt, dass Karriere-Webseiten deutscher Arbeitgeber schlicht und einfach ihren Zweck verfehlen.
Herausgefunden haben will das das HR-Tech-Unternehmen Talents Connect gemeinsam mit dem Marktforschungsunternehmen Respondi.
Der Analyse zufolge finden ganze 48 Prozent der Kandidaten, dass Arbeitgeber auf ihren Karriere-Seiten nur unzureichend über ihre Arbeitgeberleistungen informieren. Weitere 43 Prozent beanstanden, dass sich die Unternehmen nicht angemessen als Arbeitgeber vorstellen, sondern eher ihr Produkt- und Dienstleistungsspektrum ins Zentrum stellen.
Folgerichtig haben 40 Prozent der Bewerber das Gefühl, dass sie nach dem Besuch einer Karriere-Website immer noch nicht wissen, ob ein Arbeitgeber nun zu ihnen passt oder nicht, heißt es.
Tonalität „werblich” und „austauschbar”
Deutliche Kritik äußern die Bewerber an der Sprache und Bilderwelt von Karriere-Websites. 78 Prozent halten die Tonalität der Arbeitgeber für werblich, 77 Prozent für austauschbar. Doch damit nicht genug: Mehr als sechs von zehn Bewerbern (61 Prozent) beklagen langweilige Texte, die Hälfte vergleicht sie gar mit einer bürokratischen Behördensprache.
Ähnlich sind die visuellen Eindrücke, die Arbeitgeber mit ihren Karriere-Websites erzeugen: Die Bildsprache halten 77 Prozent für werblich und 74 Prozent für austauschbar.
Karriereseiten in geil: Diese Beispiele machen Lust aufs Bewerben
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Gut nur, dass immerhin die Bewerber ein klares Bild davon haben zu haben scheinen, was eine Karriere-Website liefern sollte. Demnach soll sie „informativ” (90 Prozent der Befragten), „echt” (86 Prozent) und „interaktiv” (69 Prozent) sein.
In all diesen Punkten sehen die Bewerber im Ist-Zustand aber deutlichen Nachholbedarf auf Arbeitgeberseite. Denn zwar halten immerhin 60 Prozent der Befragten die Webseiten tatsächlich für grundsätzlich informativ, aber nur 40 Prozent halten sie für echt und nur 30 Prozent für interaktiv.
„Wichtige Entscheidungsgrundlage”
Trotz der schlechten Bewertung hinsichtlich der Informationsleistung spielen Karriere-Webseiten aber offenbar trotzdem eine wichtige Rolle für Bewerber, wenn es darum geht eine neue berufliche Herausforderung anzustreben.
Immerhin 55 Prozent von ihnen haben angegeben, dass ihre Bewerbungsentscheidung durch Informationen auf Jobseiten beeinflusst werden kann. Mehr als ein Drittel (36 Prozent) nutzt sie demnach bereits aktiv für die konkrete Jobsuche, um geeignete Stellen zu finden.
Weitere 35 Prozent der Studienteilnehmer sehen sie vor allem als wichtige Entscheidungsgrundlage, um sich für oder gegen eine Bewerbung zu entscheiden, wenn sie bereits eine infrage kommende Vakanz gefunden haben.
Texte wichtiger als Videos
Aber es gibt noch weitere Baustellen: Auf nahezu allen aktuellen Karriere-Webseiten lassen Arbeitgeber derzeit ihre Mitarbeiter zu Wort kommen, heißt es von den Studienautoren. Aus Sicht der Bewerber seien diese aktuell allerdings eher schlechte Markenbotschafter, weil ihre Statements oder Aussagen in Interviews nicht authentisch auf sie wirkten. 80 Prozent der befragten Bewerber halten Mitarbeiteraussagen für werblich, 79 Prozent für austauschbar – und nur 35 Prozent finden sie spannend.
„Digitale Berufsorientierung sieht jedenfalls anders aus als das, was gefragte Kandidaten derzeit im Netz vorfinden.“
Wichtiger finden Bewerber offensichtlich informative Texte, die den Arbeitgeber vorstellen (für 60 Prozent sehr wichtig). Unwichtiger sind ihnen dagegen Unternehmensvideos, die den Arbeitgeber vorstellen. Diese sind nur für 20 Prozent der Befragten sehr wichtig.
Die Studie zeige, dass Karriere-Webseiten nach wie vor wichtige Anlaufstellen für Bewerber seien und zwar sowohl in der Orientierungsphase der Jobsuche als auch, wenn es zur Entscheidung für oder gegen einen Arbeitgeber komme, sagt Lars Wolfram, einer der Gründer und Geschäftsführer von Talents Connect.
Zahlreiche Unternehmen würden ihre Chance allerdings vertun, Bewerber abzuholen. „Digitale Berufsorientierung sieht jedenfalls anders aus als das, was gefragte Kandidaten derzeit im Netz vorfinden”, lautet Wolframs Urteil.
Guter Artikel – hier mal ein Beispiel für eine Recruiting-Seite für Software-Entwickler im Automobil-Bereich
Hier der Link dazu: https://www.dci.engineering/
Schön gespamt!