Amazon: Erfolgreiches Obama-Buch ist wohl SEO-Manöver einer Schattenfirma
Verschiedene Titel über den ersten schwarzen US-Präsidenten kämpfen auf der Amazon-Hitliste um Plätze. Zunächst einmal gibt es die 751 Seiten starken Memoiren unter dem Titel „A Promised Land“, die Barack Obama selbst verfasst hat. Und dann findet man in der Liste auch „Barack Obama – The Biography“ von einem Autor namens University Press. Es rangiert sogar als Bestseller Nummer 1 in der Kategorie „Political Leadership“. Und es wird sehr weit vorne gelistet, wenn man „Barack Obama Book“ in der Suche einträgt.
Eine KI findet den richtigen Ton
Dem US-amerikanischen Redakteur Eric Nelson fiel das Produkt zuerst auf. Es sei gar kein Buch, sondern ein SEO-Manöver einer Schattenfirma, die von Quickie-Biografien und 2,99-US-Dollar-Imitaten lebe. Daraufhin kaufte Slate-Redakteur Dan Kois das Machwerk und las es. Nach eigener Aussage dauerte das 20 Minuten. Sein Eindruck: Er glaube nicht, dass dieses Buch ein Mensch geschrieben habe. Doch er muss zugeben, „die KI, die es ausgeschieden hat, hat einige vernünftige Bemerkungen über Barack Obama gemacht.“
Neben unlesbaren Schachtelsätzen produzierte der „Verfasser“ einige Fehler in den Zusammenhängen. Kois ist sich noch nicht sicher, ob er es mit einem verwirrten Menschen oder einer KI zu tun hat. Er lässt den Text testen. Der Giant Language Model Test Room (GLTR) ist ein Projekt, an dem das MIT-IBM Watson AI Lab und die Havard University zusammengearbeitet haben. Es hilft bei der Identifizierung von KI-geschriebenen Texten. Dazu nimmt es gängige Algorithmen zur Hand und berechnet die Wahrscheinlichkeit der verwendeten Wörter. Je ungewöhnlicher die Begriffe ausfallen, umso wahrscheinlicher hat ein menschlicher Autor sie aufs Papier gebracht.
Das Programm färbt Satzteile und Begriffe grün und gelb ein, wie sie von einer künstlichen Intelligenz verwendet worden wären. Der Test fällt wie erwartet aus: Der gezeigte Absatz hat nur drei rote Wörter, der Rest glänzt in den besagten Farben.
Kois stellt die echte Biografie des Ex-Präsidenten dagegen und die Rate roter oder gar lilafarbiger Begriffe steigt sichtlich.
Kois’ Fazit: Er sieht den Erfolg des Nicht-Buches als Beweis, wie tief die USA gesunken sind. Auf der anderen Seite macht er den Markt dafür verantwortlich: „Der Markt schrie nach einem sehr kurzen, fast schon literarischen Wortschwall über berühmte Persönlichkeiten. Gott sei Dank ist jemand – oder etwas – aufgestanden, um es ihnen zu liefern.“
Dass das Werk trotz seiner inhaltlichen Mängel so gut rankt, führt Kois auf Suchmaschinenoptimierung und gesponserte Listenplätzen zurück.