Wie KI Trumps Zoll-Wirrwarr für Firmen verständlich macht – und wo der Haken ist

Firmen greifen auf KI zurück, um US-Zoll-Dschungel zu durchschauen. (Foto: Shutterstock/William Potter)
Am 23. Mai 2025 hatte US-Präsident Donald Trump laut überlegt, die EU ab 1. Juni mit Zöllen von 50 Prozent zu belegen. Nach einem Gespräch mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sind diese Pläne erst einmal bis zum 9. Juli aufgeschoben.
Trumps Zoll-Wirrwar wirft Fragen auf
Die Anfang April angekündigten Zölle auf Importe in die USA in unterschiedlicher Höhe und aus fast allen Ländern der Welt sind nach deren Ankündigung – und Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten – derzeit ebenfalls ausgesetzt. Aber was gilt jetzt eigentlich?
Die Frage treibt nicht nur Laien, sondern auch betroffenen Firmenchef:innen die Schweißperlen auf die Stirn. Zu helfen wissen sich viele offenbar nur noch mithilfe von KI-Tools, wie CNBC berichtet.
KI-Agent durchforstet Zoll-Wust
Der Tech-Konzern Salesforce etwa hat Mitte Mai 2025 einen eigens dafür entwickelten KI-Agenten an den Start gebracht, der künftig entsprechende Berechnungen für alle 20.000 Produktkategorien durchführen soll. Trainiert wurde das System mit einem 4.400 Seiten starken Dokument, das die aktuellen Zoll-Regeln für Importe in die USA enthalten soll.
Dem zuständigen Salesforce-Manager Eric Loeb zufolge sei es aufgrund der Geschwindigkeit und Komplexität der Änderungen bei den weltweit erhobenen Zöllen für die meisten Firmen praktisch nicht möglich, manuell Schritt zu halten. Die dafür zuständigen, meist kleinen Teams von Expert:innen, seien auf schnelle Hilfe angewiesen – die KI-Tools bieten könnten.
Auswirkungen von Materialien und Anbietern
In die Berechnungen der KI müssen etwa Nachrichtenartikel und makroökonomische Daten ebenso einfließen wie Tabellen mit den jeweils aktuellen Zöllen. Nur so ließe sich herausfinden, welche Auswirkungen der Einsatz bestimmter Materialien bei der Herstellung von Produkten habe, wie Andrew Bell von der Softwarefirma Kinaxis CNBC sagte.
Für die KI-Branche könnte das wiederum ein Türöffner sein. Die Unsicherheit aufgrund der US-Zölle ist derzeit „wahrscheinlich ein guter Zeitpunkt für KI zu scheinen“, so die frühere Open-AI-Führungskraft Zack Kass.
KI laut Experte kein Allheilmittel
Nagendra Bandaru, Technologiechef beim indischen IT-Konzern Wipro, schränkt die Stärken der KI derweil ein wenig ein. „KI ist ein mächtiger Wegbereiter, aber kein Allheilmittel“, so Bandaru. Es könne die handelspolitische Strategie von Unternehmen nicht ersetzen, sie allerdings immerhin um eine proaktive datengesteuerte Komponente erweitern.
Der vielleicht größte Haken: Wie erfolgreich Firmen per KI durch Trumps Zoll-Wirrwarr steuern, hängt maßgeblich von der Qualität der Daten ab, auf die sie Zugriff hat. So könnte ein Anbieterwechsel zwar die Höhe der zu entrichtenden Zölle senken, aber zugleich steigende Transportkosten und längere Lieferzeiten zur Folge haben.
KI-Halluzination als Risikofaktor
Und was, wenn die KI – ein Risiko vor allem bei großen Sprachmodellen – halluziniert, also sich Daten und Fakten zusammenreimt? Firmen tun entsprechend gut daran, noch einmal manuell genau nachzurechnen, wenn es um wirklich wichtige Entscheidungen geht.