Klarna: Payment-Dienst spielt jetzt dank Banklizenz in der Oberliga mit

Die Lizenz gibt dem schwedischen Payment-Service-Provider die Möglichkeit, auch ohne andere Partner und Dienstleister neue Banking-Produkte zu vertreiben. Denkbar wäre beispielsweise, dass das Unternehmen in Zukunft eine vollwertige eigene Wallet betreibt oder Bezahl- und Kreditkarten ausgibt.
Gründer Sebastian Siemiatkowski sagte gegenüber der Financial Times, man wolle das „Ryanair für die Banking-Branche“ werden, ein Gegengewicht zu den etablierten Banken entwickeln, die schlechten Service für hohe Gebühren anbieten würden. Unterm Strich läuft es für den schwedischen Payment-Service-Provider im Moment ganz gut: Im Februar übernahm der Zahlungsdienstleister den deutschen Wettbewerber Billpay, in Deutschland hatte das Unternehmen bereits vor der Übernahme mit rund 15 Millionen Nutzern einen beachtlichen Marktanteil erreicht.
Klarna: Banklizenz als Ritterschlag zu verstehen
Die Firma übernimmt die Zahlungsansprüche der Händler und wickelt deren Kundenzahlungen ab, um so Risiken für Käufer und Verkäufer auszuschließen. Nach eigenen Angaben hatte das Unternehmen in den vergangenen Jahren rund 60 Millionen Nutzer international, rund 70.000 Händler arbeiten mit Klarna zusammen. Der Unternehmenswert wird auf rund zwei Milliarden US-Dollar geschätzt.
In der Tat ist für Unternehmen aus dem Fintech- und Payment-Umfeld die Banklizenz so etwas wie ein Ritterschlag, man spielt in einer anderen Liga als die zahlreichen aktuell entstehenden Fintech-Unternehmen. Diese müssen dafür zwar eine Vielzahl regulatorischer Auflagen erfüllen und beispielsweise glaubhaft nachweisen, dass sie in der Lage sind, einen angemessenen Bankbetrieb zu organisieren. Sie dürfen nach der Lizenzierung durch die Bafin und unter Ausicht des Bundesaufsichtsamtes für das Kreditwesen (BAKred) aber auch Einlagen von Kunden entgegennehmen, Kredite an Kunden vergeben und Wertpapiere verwalten.
Für Klarna Vertrauensbonus beim Kunden
Es ist zwar sicher nicht ganz trivial eine vollwertige Banking-Lizenz zu bekommen, aber doch nicht unmöglich: N26 hat eine, ebenso die Solaris-Bank, die Fidor-Bank und Wirecard, um nur einige bekannte Unternehmen aus dem deutschen Banking-Umfeld zu nennen.
Für die Unternehmen bedeutet die Bankenlizenz in jedem Fall mehr Freiheit und hilft dabei, das Geschäft zu skalieren. Auch bringt eine Bankenlizenz einen klaren Vertrauensbonus bei den Kunden, da die Banken unter den Einlagensicherungsschutz fallen und Kunden somit eher bereit sind, hier größere Summen einzuzahlen.