Kleinanzeigen.de ermöglicht Sofortkauf – doch die Funktion hat einen Haken
Kleinanzeigen will sich treu bleiben und dennoch sein Geschäft weiterentwickeln, wie uns Kleinanzeigen-Chef Paul Heimann dieser Tage im t3n-Interview-Podcast erzählte (Veröffentlichung demnächst). Dazu führt die inzwischen zur norwegischen Adevinta-Gruppe gehörende Anzeigenplattform immer wieder neue Funktionen ein.
Beispielsweise gibt es seit einiger Zeit die Funktion „Sicher bezahlen“, um die gesamte Abwicklung auch bei Geschäften, die nicht an der Haustür erfolgen, sondern per Versand getätigt werden, sicher zu machen. Relativ neu ist auch die Funktion „Direkt kaufen“, die in Kombination mit dem Käuferschutz allen Beteiligten die nötige Sicherheit bieten soll. Denn schon lange werden viele Käufe, insbesondere von Waren, die per Paket oder Brief zu versenden sind, nicht mehr direkt in der Nachbarschaft per Übergabe verkauft, sondern bundesweit und darüber hinaus verschickt. Eine Grauzone, die immer mal wieder dazu führte, dass Kund:innen ihre Ware nicht erhielten oder bewusst betrogen wurden.
Funktion „Direkt kaufen“ aktivieren, ohne das zu wollen?
Wer Waren verkauft und für diese gleich den Versand mit entsprechenden Versandkonditionen mit angibt, erhält seit einiger Zeit folgende durchaus überlesbare Nachricht nach dem Einstellen der Anzeige: „Du hast Direkt kaufen aktiviert! Gute Wahl“ – und erfährt, dass man das Geld über die Bezahlfunktion erhält. Was vielen dabei nämlich nicht klar ist: Um das Geld auch zu bekommen, muss man sich bei einer weiteren „Online Payment Platform“ registrieren und so seine Kontodaten an einen Dienst, den man nicht kennt, weitergeben.
Immerhin in diesem Punkt können wir aber Entwarnung geben: Hinter der Marke Online Payment Platform steckt der Zahlungsdienstleister von Kleinanzeigen.de, sodass sich Nutzer:innen bedenkenlos dort anmelden können. Es handelt sich um eine von der DNB in den Niederlanden lizenzierte B2B-Zahlungslösung für große Plattformen. Doch hier wäre eine andere Benamung der Whitelabel-Lösung sicherlich weniger verwirrend für viele Privatkund:innen.
Denn auch wenn erfahrene Verkäufer:innen daran sicherlich nichts Beanstandenswertes finden, ist das zum einen eine Hürde, zum anderen von Kleinanzeigen.de alles andere als transparent vermittelt – zumal an anderer Stelle mit Recht immer wieder gewarnt wird, keine unbekannten und vermeintlich obskuren Zahlungslösungen zu nutzen. Immerhin erhält der Kunde zumindest beim ersten Mal eine Mail mit dem Hinweis: „Nach Abschluss eines Kaufs mit ‚Sicher bezahlen‘ nimmt OPP das Geld des Käufers entgegen und verwahrt es, bis der Erhalt des Artikels bestätigt wurde. Deine Bankdaten werden sicher gespeichert und unterliegen europäischen Datenschutzbestimmungen. Der Verkäufer sieht sie zu keinem Zeitpunkt.“
Sofort kaufen deaktivieren – bei jeder Anzeige aufs Neue
Kund:innen, die dies nicht wollen, können allerdings selbst aktiv werden und die Kaufabwicklung über Kleinanzeigen.de unterbinden – indem sie den Schalter bei „Direkt kaufen“ bei jeder neuen Anzeige mit hinterlegten Preisen aufs Neue deaktivieren. Ein standardmäßiges Einstellen im Profil ist hierbei nicht möglich. Das sollten sie insbesondere auch in der Urlaubszeit tun, wenn sie nicht direkt auf Anfragen reagieren können (und sich ansonsten ihr Score verschlechtert).
Alexander Kuch, Redakteur bei Teltarif warnt: „Neuerdings schiebt das Portal Kleinanzeigen diese Optionen den Verkäufer:innen aber testweise einfach unter, ohne dass sie davon etwas bemerken – mit ungeahnten Folgen.“ Das sieht ein Sprecher von Kleinanzeigen freilich anders. In der Tat habe man im Laufe der letzten Monate die Funktion ausgerollt und aktiviere „Direkt kaufen“ testweise als Standardeinstellung beim Hochladen neuer Inserate.
Wichtig ist hier vor allem eine Hürde: Verkäufer:innen sollten stets einen realistischen Preis angeben, wenn sie die Funktion VB (Verhandlungsbasis) aktivieren, da ansonsten der angegebene Preis gilt und (gegebenenfalls zuzüglich Versandkosten) akzeptiert werde. Problematisch könnte das aber zivilrechtlich im Hinblick auf die Urlaubszeit werden. Denn grundsätzlich gilt: Wenn der oder die Verkäufer:in eine Transaktion mittels „Direkt kaufen“ nicht binnen 48 Stunden bestätigt, wird diese einfach storniert, wirkt sich aber wahrscheinlich auf die Reaktionszeiten im Score aus. Der oder die Käufer:in erhält dann sein oder ihr Geld zurück. Unberührt bleiben allerdings etwaige zivilrechtliche Ansprüche – immerhin könnte ein Vertrag zustande gekommen sein und der oder die Käufer:in sich darauf berufen.
Vor dem Urlaub Inserate pausieren
Umgekehrt ist man allerdings verpflichtet, die Ware entsprechend zeitnah zu versenden, wenn man den Kauf von unterwegs akzeptiert. Denn da erwarten Käufer:innen meist sofortige Lieferung, ähnlich wie das auch bei Ebay und im Onlinehandel der Fall ist. Verkäufer:innen sollten daher daran denken, alle Inserate vor ihrem Urlaub zu deaktivieren, um schlechte Bewertungen zu verhindern. Auch davon abgesehen dürfte die Aktivierung per Opt-out Verwirrung stiften, da es vielen Verkäufer:innen offenbar nicht bewusst ist, wie auch Diskussionen in Foren nahelegen.
Es gibt es aber noch ein viel ernsteres Problem was sie verschweigen. Das Unternehmen „Kleinanzeigen“ ist verpflichtet bei Kaufgeschäften welche über die Platform direkt bezahlt werden diese dem Fiskus zu melden. Das heißt wer künftig mehr als 30 Artikel im Jahr verkauft, oder über 2.000 Euro einnimmt, dessen Daten werden vom Plattformbetreiber der Finanzbehörde übermittelt. Diese werden dann bei der Steuererklärung des Betreffenden ganz genau hinschauen. Ehrlichkeit ist also einmal mehr oberste Steuerbürgerpflicht. Daher ein NoGo die Bezahldienste über die Platform zu nutzen.