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Ebay streicht Verkaufsgebühren für private Kunden – das sind die Gründe

Ebay hat angekündigt, ab März unbefristet bei privaten Verkäufer:innen auf die elf Prozent Verkaufsprovision zu verzichten. Was die Beweggründe sind und warum Deutschland hier der erste Markt ist.

Von Tobias Weidemann
4 Min.
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Auf Ebay-Händler:innen kommen einige Neuerungen zu. (Foto: JHVEPhoto / Shutterstock.com)

Für private Kunden bricht bei Ebay ein neues Zeitalter an. Erstmals seit 2001, als Ebay Gebühren und Verkaufsprovisionen eingeführt hat, werden private Verkäufer in Zukunft komplett gebührenfrei handeln können, und das dauerhaft. Deutschland ist hier der erste Markt, bei dem die E-Commerce-Plattform diesen einschneidenden Schritt geht – noch dazu ein nicht ganz kleiner und für Ebay traditionell wichtiger Markt. Und so dürfte das, was hier stattfindet, international im Konzern sehr intensiv studiert und ausgewertet werden. Ob weitere Märkte folgen werden, ist nicht bekannt – kurzfristig sei Deutschland aber hier das Land, das am besten für einen so weitreichenden Schritt geeignet ist und eine solche Investition braucht, erklärt eine Unternehmenssprecherin auf Nachfrage.

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Konkret bedeutet das, dass als private Nutzer angemeldete Verkäufer:innen ab 1. März unbefristet weder eine Angebotsgebühr noch eine Provision bei erfolgreichem Verkauf an die Plattform zahlen müssen. Bisher lag diese bei elf Prozent des Gesamtpreises zuzüglich einer fixen Gebühr in Höhe von 35 Cent. Weiterhin gibt es allerdings diverse Marketing-Extras zur Hervorhebung von Angeboten und prominenten Bewerbung auf der Plattform, die preislich unverändert verfügbar bleiben. Bereits jetzt eingestellte Waren, deren Auktionsende ab dem 1. März liegt, werden davon ebenso betroffen sein wie Waren, die dann per Sofortkauf erworben werden.

Ebay muss bei Gebrauchtwaren und Privatverkäufen aufholen

Dass Ebay diesen Schritt geht, hat einerseits mit dem härteren Wettbewerb zu tun – und damit, dass gerade in Deutschland die als Auktionshaus gestartete E-Commerce-Plattform durchaus zu kämpfen hat. Offenbar ist in vielen anderen Märkten (sprich: Ländern) der C2C-Handel ausgeprägter und umsatzstärker als bei uns, auch wenn das Unternehmen diesbezüglich keine genauen auf Deutschland aufgeschlüsselten Zahlen veröffentlicht. Stärker geworden sind gerade in einzelnen Marktsegmenten wie Mode oder bei Technikprodukten Gebraucht- und Refurbished-Plattformen von Vinted bis Refurbed, die allerdings teilweise auch weitere Dienstleistungen und Garantien für die Kaufenden bieten.

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Und all das dürfte auch damit zu tun haben, dass Kleinanzeigen.de – ehemals Ebay Kleinanzeigen – in nächster Zeit zur direkten Konkurrenz wird und es somit keine Befürchtung mehr geben muss, deren Geschäft mit einem solchen Schritt zu beschneiden. In der offiziellen Mitteilung liest sich das natürlich eher nach „Kreislaufwirtschaft“ und Nachhaltigkeit und so, dass man es den „privaten Verkäufer:innen in ökonomisch herausfordernden Zeiten noch attraktiver“ mache, „über das Verkaufen bei ebay.de zusätzliches Geld in die Haushaltskasse zu spülen“.

Der springende Punkt scheint dabei aber zu sein, dass eben große Teile des Mitbewerbs keine Gebühren für das reine Kaufen und Verkaufen veranschlagen. Dennoch betont Ebay, man sei der einzige Player, der kostenlos auch einen sicheren Zahlungstransfer über Dritte anbietet. „Wir sind die Einzigen, die einen kostenlosen Zahlungstransfer über Dritte anbieten. Damit sind wir sicherer als die Wettbewerber, die so etwas nicht bereitstellen“, betont Jenny Schmaler, die das private Verkaufen bei Ebay Deutschland und damit den Wegfall der Gebühren verantwortet.

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Gebrauchtmarkt könnte das gesamte Ebay-Ökosystem beleben

Dass Ebay diesen Schritt geht, ist aber auch aus einem anderen Grund erstaunlich. Denn man hatte viele Jahre lang argumentiert, dass die Gebühren und Provisionen dazu beitragen würden, qualitativ hochwertigere Angebote sicherzustellen und ein professionelles Umfeld zu sichern. Und man hatte, so formulierten es vor einigen Jahren auch noch hochrangige Verantwortliche des Unternehmens, im Rahmen einer Professionalisierungsstrategie über Jahre hinweg Ebay lieber zur Plattform für Neuware ausgebaut als das Gebrauchtgeschäft in Losgröße 1 zu forcieren.

Doch Jenny Schmaler erklärt nun, man wolle damit den Marktplatz für private Nutzer:innen beleben und attraktiver machen. „Der private Onlinehandel ist für uns ein wichtiger Bestandteil des Geschäfts und tief in unserer DNA verankert. Wir wollen hier unsere Marktposition stärken.“ Die Idee dahinter: All das sei eine Investition nicht nur in den Consumer-Bereich, sondern in das gesamte Ebay-Ökosystem. Denn private Verkäufer, die bei Ebay verkaufen, kaufen auch selbst doppelt so viel dort – soweit die Berechnungen. Sie sind viel involvierter, kommen häufiger auf die Plattform, kaufen eben nicht nur von Privatnutzer:innen, sondern auch von gewerblichen Verkäufer:innen.

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Von der Belebung der Plattform für Endnutzer:innen sollen also auch die gewerblichen Händler:innen profitieren, weswegen einige davon das auch im Vorfeld in entsprechenden Fokusgruppen befürwortet hätten, wie Andreas Häntsch, der für den gewerblichen Handel bei Ebay Deutschland verantwortlich ist, erklärt. „Ein Blick in unsere Zahlen zeigt, dass Kund:innen die bei Ebay verkaufen, im Schnitt doppelt so viel bei anderen auf der Plattform einkaufen wie Kund:innen, die Ebay ausschließlich zum Kaufen nutzen.“

Das könnte natürlich auch mit der zunehmenden Komplexität der Plattform zu tun haben, die es gerade Gelegenheitsnutzer:innen nicht immer einfach macht, das passende Feature zu finden – insbesondere wenn es zu Komplikationen oder Abweichungen vom Standard-Workflow kommt. Man plane hierzu weitere Vereinfachungen im Laufe des Jahres, heißt es.

Finanzamt wird genauer hinschauen – aber wohl nicht bei allen

Dennoch könnte ein anderer Sachverhalt privaten Kund:innen bei Ebay das Leben erschweren: das Anfang 2023 eingeführte Plattformen-Steuertransparenzgesetz. Das nämlich sieht vor, dass Plattformen wie (unter anderem) Ebay ans Finanzamt alle Umsätze von Privatverkäufer:innen melden müssen, die dann möglicherweise mit unangenehmen Nachfragen seitens der Finanzbehörden rechnen müssen. Nachweisen müssen diese, dass sie bestimmte Gewinnschwellen nicht überschritten haben (oder die Gewinne nachversteuern).

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Es geht dabei durchaus schon um Gewinne von 600 Euro im Jahr, was man selbst bei einer Haushaltsauflösung oder beim Räumen eines Dachbodens schnell mal beisammen hat. Dem stehen natürlich gegebenenfalls Kaufpreise gegenüber, die im Falle eines Gebrauchtverkaufs ja höher sein müssten, sodass eher ein Verlust entsteht. Noch ist freilich unklar, wie eng das Finanzamt solche Geschäfte sieht. Es ist aber wahrscheinlich, dass es eher nicht darum geht, den Gelegenheitsverkäufer, der ein einzelnes Paar Sneaker (Fehlkauf wegen falscher Größe, aber neuwertig), sein gebrauchtes Fahrrad oder Omas Dachbodenfunde verkauft, zu besteuern.

Als Faustregel könnte hier gelten: Wer nur gelegentlich etwas über Ebay verkauft, das noch dazu den Charakter des typischen Privatverkaufs hat, dürfte auch weiterhin keine unangenehmen Fragen seitens der Steuerbehörde riskieren. Wer dagegen regelmäßig Sammlerstücke derselben Art verkauft oder gar mit bestimmten Produktgruppen nebenher handelt, wird – ebenso wie bestimmte internationale Händler, die in der Vergangenheit knallhart an den deutschen Finanzämtern vorbei verkauft haben – nicht mehr unter dem Radar laufen.

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