
Das Sonnenobservatorium Big Bear im US-Bundesstaat Kalifornien bestätigt eine beunruhigende Annahme, die Forschende bereits im Frühjahr 2021 anhand von Daten des Satelliten Ceres (Clouds and the Earth’s Radiant Energy System) getroffen hatten.
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Die Forscherinnen und Forscher um den Studienleiter Philip Goode konnten über die Vermessung des sogenannten Erdscheins nachweisen, dass dessen Intensität seit 1998 stetig abnimmt. Unter dem Erdschein verstehen wir jenes Licht, das von der Erde auf die dunkle Seite des Mondes reflektiert wird und nachts als hellerer Schatten von der Erde aus beobachtet werden kann.
Die Abnahme des Erdscheins lasse grundsätzlich zwei Erklärungsansätze zu, so die Forschenden in ihrer Arbeit, die jüngst in den Geophysical Research Letters veröffentlicht wurde. Zum einen könne von einer verringerten Strahlungsintensität unserer Sonne ausgegangen werden. Das würde zwangsläufig auch zu geringeren Reflexionen führen. Für diese Theorie gebe es indes keine wissenschaftlichen Hinweise. Von daher bliebe nur der zweite Erklärungsansatz. Der ist allerdings beunruhigend. Demnach würde die Erde in steigendem Maße Sonnenlicht absorbieren, anstatt es in den Weltraum zurückzustrahlen. Diese Absorption trage indes in erheblichem Maße zur Erderwärmung bei. Und je dunkler die Erde würde, desto mehr Licht würde sie absorbieren, desto wärmer würde sie werden. Bislang reflektierte die Erde etwa 30 Prozent des Sonnenlichts, das auf sie fällt.
Die Forschenden können das sehr genau in Zahlen ausdrücken. Pro Quadratmeter reflektiere die Erde aktuell etwa ein halbes Watt weniger ins All als noch vor 20 Jahren. Das entspreche einer Verringerung ihres Reflexionsgrads um 0,5 Prozent. Der Löwenanteil der Reduktion soll sich zudem in den vergangenen drei Jahren vollzogen haben. Satellitenmessungen des Nasa-Satelliten Ceres hatten zuvor bereits nachgewiesen, dass über die letzten Jahre ein Rückgang der hellen, reflektierenden tief liegenden Wolken über dem östlichen Pazifik zu verzeichnen war.
Die Erderwärmung durch sinkende Abstrahlung bewege sich dabei in der gleichen Größenordnung wie die gesamte anthropogene Klimaerwärmung der letzten zwei Jahrzehnte. „Das ist eigentlich ziemlich besorgniserregend“, gibt der nicht an der neuen Studie beteiligte Planetenforscher Edward Schwieterman von der University of California gegenüber Phys.org zu Protokoll.
Eine Zeit lang hätten viele Wissenschaftler gehofft, dass eine wärmere Erde zu mehr Wolken und einem höheren Erdschein, also zu mehr Reflexion, führen könnte, was dann dazu beitragen würde, die Erwärmung zu dämpfen und das Klimasystem auszubalancieren, sagte er. „Aber diese Studie zeigt, dass das Gegenteil der Fall ist.“
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