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Interview

Ko-Chang statt Chiang Mai: Wie funktioniert ein Coworking-Space abseits der Nomaden-Metropolen?

Einen Coworking-Space mitten im Dschungel in Thailand gründen, abgelegen von den typischen Metropolen der digitalen Nomaden. Wie das funktionieren kann? Das verraten zwei Gründer im Interview.

Von Robert Enskat
5 Min.
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(Foto: Floris Hermans)

Gerade im Oktober 2019 erst eröffnet, erfreut sich die Coworking-Station Oasis auf Koh Chang großer Beliebtheit. Was auf den ersten Blick seltsam anmuten mag, hat durchaus seine Gründe. Koh Chang ist nicht Chiang Mai, auch nicht Bali oder sonst ein Hotspot. Doch genau das ist es. Ein Gespräch mit Marieke und Floris, den Gründern und Betreibern, über ihre Geschichte, ihre Ziele und ihr tägliches Leben.

Zusammen mit ihrem Partner hat Marieke das Oasis auf Koh Chang gegründet. (Foto: Floris Hermans)

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t3n: Marieke, Floris, ihr habt vor kurzem auf Koh Chang eine Coworking-Station aufgemacht. Ganz direkt: Warum ausgerechnet hier?

Marieke: Weil es ein Herzenswunsch war. Wir wollten etwas ausprobieren. Und wir dachten, dass hier genau der richtige Ort und Zeitpunkt wäre.

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Floris: Ich habe selber viele Jahre als Webdesigner beispielsweise in Bangkoks Coworking Stations gearbeitet. Ich muss da etwa ein Mal im Monat hin, um Kunden zu treffen und Projekte zu besprechen. Aber als wir endgültig nach Thailand gegangen sind, war uns klar, dass Koh Chang das Ziel ist, dort wollten wir unser Guest-House aufmachen. Und wir wollten es etwas anders machen. Klar, Koh Chang verbinden viele mit einem reinen Touristenziel. Wenn es um Digital Nomads und Coworking in Thailand geht, denken viele an Chiang Mai, Koh Lanta oder Koh Phangan. Aber nicht an Koh Chang.

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Marieke: Genau. Seien wir ehrlich, Chiang Mai ist überlaufen. Dort gibt es Coworking-Stations wie es in Europa 99-Cent-Bäckereien gibt. Und die unterscheiden sich nicht wirklich. Hier im Oasis bieten wir etwas anderes an.

Floris: Koh Chang ist die vielleicht letzte Insel in Thailand, wo man noch authentische Kultur erleben kann. Und wir sind hier mitten im Dschungel – aber in Fußnähe zum Strand, zu kleinen lokalen Geschäften. Wer Nachtleben genießen will: Lonely Beach, ja ein vielleicht irreführender Name, ist fünf Minuten entfernt. Wer Ruhe und Natur bei der Arbeit genießen will, der kommt zu uns.

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t3n: Ihr sagt, euch geht es nicht wirklich ums Geld, sondern eher um die Sache. Ehrlich?

Floris: Ja. Wir könnten unser Resort auch locker so an „normale“ Touristen vermieten – und sogar damit mehr Geld verdienen. Doch wir haben uns entschieden, das hier so aufzubauen, wie wir uns das vorstellten. Wir geben dem Ganzen eine Chance. Wenn es nicht klappt, na ja … Wir haben nach einer Möglichkeit für eine gute Work-Life-Balance gesucht.

Marieke: Mit Touristen könnten wir viel mehr verdienen, ja, da hat Loris Recht. Doch was uns antreibt, ist, mit vielen unterschiedlichen Menschen in Kontakt zu kommen, sich über Arbeit auszutauschen, über deren Leben zu erfahren. In einer Coworking-Station ist das anders als in einem normalen Resort, nicht so anonym.

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t3n: Wenn ihr von den vielen unterschiedlichen Menschen sprecht, wie würdet ihr euer typisches Klientel beschreiben?

Marieke: Geht nicht [lacht]. Das ist so unterschiedlich …

Floris: Eigentlich digitale Nomaden jeden Alters, Männer und Frauen, jung und alt. Da sind Webdesigner, Übersetzer, Copywriter, Programmierer, Blogger, einfach alles, was mittlerweile digital gemacht werden kann. Das ist das Spannende, das ist das, was wir erleben und leben wollen.

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Marieke: Was wir sehen, ist, dass viele unserer Kunden beispielsweise aus Bangkok kommen. Bangkok ist toll – aber es ist eben eine Mega-City mit allem Drumherum. Wahnsinn. Wir kennen Bangkok. Aber wir lieben Koh Chang. Und so mancher der DNs, die in Bangkok sind, wollen mal eine Pause von der Stadt haben. Und dann kommen sie zu uns, genießen die Ruhe, den Ausblick und die Möglichkeiten hier.

t3n: Was meinst du mit Möglichkeiten?

Marieke: Okay. Ganz banal, erstmal das Technische. Vor zehn Jahren gab es hier eine Internetverbindung mit 30 Kilobit pro Sekunde. Jetzt sind das sechs Megabit pro Sekunde. Schneller als in manchen Gebieten von Bangkok – und Europa. Und dann, dass du die Wahl hast – entweder Ruhe und Natur, echtes Coworking, Socializing und/oder Nachtleben. An vielen anderen Orten hast du nur die Wahl zwischen ein oder zwei dieser Möglichkeiten. Hier hast du sie alle.

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Floris: Dazu kommt noch, dass wir unseren Kunden die Möglichkeit geben, sich in die lokale Community einzubringen und einen positiven Impact zu geben. Für uns persönlich ist das eh wichtig, doch wir haben gemerkt, dass das für viele DNs sehr wichtig ist. Also, wenn sie mal nicht arbeiten, können sie an Projekten teilnehmen.

Marieke: Ja, wir haben selbst mal eine Initiative gestartet, um die Umwelt von Dreck und Müll zu befreien. Doch dann haben wir uns den Trash Heroes angeschlossen. Die haben einfach mehr Reichweite und Bekanntheit. Wir bringen unsere Kunden mit denen in Kontakt – und die freuen sich, wenn sie mal zur Abwechslung einen Tag lang einen Strand aufräumen oder so, ja, ist so. Keine digitalen Mülleimer, sondern echte. Und es gibt noch weitere Projekte dieser Art.

t3n: Ihr würdet euch also als echte, lokale globale Coworking-Station bezeichnen?

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Floris: Ja, das ist Teil unseres Konzepts. Menschen aus der ganzen Welt können hier arbeiten, sich connecten und so. Für deren Kunden aus der ganzen Welt. Gleichzeitig können sie aber auch lokal etwas bewirken. Und das gilt nicht nur für DNs.

Marieke: Eben! Auch für die Geschäfte hier vor Ort. Beispielsweise Tauchschulen. Die kommen gerne zu uns in den Dschungel (lacht), um hier ihre Schulungen durchzuführen. Wir stellen dafür die entsprechende Location bereit – Meeting-Räume, Internetzugang, Monitore, Beamer etc.

t3n: Hand aufs Herz: Wie sieht es finanziell bei euch aus? Kann man mit einer Coworking-Station für Digital Nomads überleben?

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Marieke: Es ist nicht einfach, aber es geht. Fast jeden Tag passiert irgendwas, mit dem man nicht gerechnet hat. Mal fällt eine Pumpe aus, dann muss hier was repariert werden, dann dies, dann jenes und so weiter.

Floris: Deshalb sind wir auch flexibel in unserem Konzept. Man kann sich beispielsweise bei uns für einen oder mehrere Tage einbuchen, ganz normal. Gleichzeitig bieten wir aber auch die Option an, dass die Tagesgebühr entfällt, wenn dafür in unserem Restaurant gegessen wird. Wir müssen einfach schauen, wie sich das alles entwickelt. Vor fünf Jahren war die Welt der digitalen Nomaden ganz anders, alles ändert sich, da müssen wir flexibel bleiben.

t3n: Habt vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg.

Du hast Lust, mehr über das Leben als digitaler Nomade zu erfahren? Kein Problem, bei Rob’n’Roll around the World liest du mehr!

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