Konferenz „Rise of AI“: Wo Deutschland bei KI-Entwicklung steht
Die Konferenz Rise of AI fand in Berlin am 15. Mai schon zum achten Mal statt. Es ging vor allem um das Business rund um KI – etwas, womit sich Deutschland manchmal etwas schwer tut. Wo stehen Deutschland und Europa, wenn es darum geht, mit KI groß zu denken und Geschäfte zu machen?
Künstliche Intelligenz ist oft Thema in der MIT Technology Review. Sie ist die mächtigste Technologie unserer Zeit. Wer hier vorne mitspielen will, muss entsprechend investieren. Erst diese Woche haben wir wieder gesehen, wo die Musik spielt: OpenAI hat GPT-4o vorgestellt. Das neue Modell ist nicht nur deutlich schneller, sondern ermöglicht mit ChatGPT auch Konversationen in Echtzeit. Einen Tag später zeigte Google, wie es KI weiter massiv in seine Produkte integriert – und auch die Suche langsam aber sicher umbaut.
„Anschluss verloren“
Doch wo stehen wir in Deutschland und Europa? Konferenzmacher Fabian Westerheide nimmt kein Blatt vor den Mund: „Wir haben den Anschluss längst verloren. Wir hätten schon vor sechs, sieben Jahren handeln müssen. Es ist nicht genug passiert.“ Das Geld komme einfach nicht im Ökosystem an, das sei ein großes Problem. „Wir haben gute Gründer:innen, aber es gibt einfach ein Finanzierungsproblem.“
Und doch: Technisch gebe es in Europa spannende Projekte. Zum Beispiel Viking, ein KI-Modell, das speziell für nordische Sprachen entwickelt wurde. Aber braucht man so etwas, wenn ChatGPT auch Schwedisch spricht? „Ja, aber es spricht Schwedisch wie ein Amerikaner“, sagt Peter Sarlin von der KI-Firma Silo AI. Und genau darum geht es: europäische Modelle von Grund auf mit eigenen Daten zu trainieren, um in Deutschland und Europa nicht nur auf Modelle aus den USA zurückgreifen zu müssen.
Auswirkungen des AI Acts
Dafür braucht es Unternehmen, Forschung und mutige Gründer:innen. Allein in Deutschland sind im vergangenen Jahr 341 neue Startups mit KI-Bezug gegründet worden, was einem Anstieg von 67 Prozent entspricht. Bundesverkehrs- und Digital-Minister Volker Wissing versprach bei der Konferenz auf Nachfrage, den AI Act in Deutschland nicht mit zu vielen zusätzlichen Regulierungen einzuführen. Was das genau heißt, blieb unklar. Der Digitalverband Bitkom äußerte etwa die Sorge, dass unterschiedliche Auslegungen des AI Acts innerhalb der EU insbesondere Startups und kleine und mittlere Unternehmen vor kaum lösbare Probleme stellen könnte, wenn sie ihre Angebote an 27 unterschiedlichen KI-Regularien ausrichten müssten.
Es geht letztlich um technologische Souveränität. Dass Deutschland und Europa einen ChatGPT-Konkurrenten auf die Beine stellen, ist äußerst unwahrscheinlich. Allein die Investitionssumme, die OpenAI in den letzten Jahren erhalten hat – eine Milliarde US-Dollar, lange ohne Umsätze zu erzielen – ist hierzulande undenkbar. Aber dennoch: Wir brauchen eigene Modelle, spezifischere zum Beispiel für die Industrie, den Energiesektor und weitere Anwendungsfälle. Wenn wir uns zu sehr von Modellen aus den USA abhängig machen, werden wir unseren Wohlstand in Zukunft kaum halten können – und nebenbei auch geopolitisch weiter zurückfallen.