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MIT Technology Review News

Kühl ans Ziel: Wie euch diese Routen-App vor der Sonne schützt

Forschende aus Heidelberg haben eine Routensoftware für Fußgänger entwickelt, die nicht nur die kürzesten Strecken ermittelt, sondern auch die kühlsten.

3 Min.
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In Städten wird es immer wärmer (Bild: Kuki Ladron de Guevara/Shutterstock).

Wenn an heißen Sommertagen der Asphalt flimmert, steht ein Fußweg auf der Wunschliste vieler Menschen sicher nicht ganz oben. Manchmal allerdings lässt er sich nicht vermeiden. Für ältere Menschen, Kinder und Kranke ist das nicht nur lästig, sondern oft sogar gefährlich. Helfen soll nun eine Art Navi, das nicht nur den kürzesten, sondern auch den kühlsten Weg von A nach B ermittelt.

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Die sogenannte HEAL-App – benannt nach dem Projekt „Hitzeanpassung für vulnerable Bevölkerungsgruppen“ (HEAL) – wurde von einem Forschungsteam aus Heidelberg entwickelt. „Die Anwendung identifiziert Hitzestress entlang einer Route und berechnet dann einen alternativen Weg, der wenig beschattete Hauptstraßen vermeidet und die Nutzerinnen und Nutzer durch Parks und schattige Gebiete führt“, sagt Sven Lautenbach, Professor für Geoinformatik an der Universität Heidelberg und wissenschaftlicher Leiter am Heidelberg Institute for Geoinformation Technology (HeiGIT). Sie zeige außerdem die Art des Weges, den Oberflächenbelag und die Steigung entlang der gewählten Strecke an.

Routen von blau bis rot

Lautenbach zeigt die Oberfläche der App, die über einen Browser erreichbar ist. Zu sehen ist eine Karte und die üblichen Eingabefelder zu Start- und Zielort. Wie in jedem Routendienst lassen sich Start- und Zielort markieren und es können Kriterien eingegeben werden. Verschieden warme Alternativrouten erscheinen auf der Karte farblich gekennzeichnet von blau bis rot. „Tiefrote Pfade sollten Hitzeempfindliche möglichst meiden“, sagt Lautenbach.

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Da vor allem die direkte Sonneneinstrahlung zur Hitzebelastung von Fußgängern beiträgt, lag der Forschungsfokus darauf, wie sich der Schattenwurf von Gebäuden und Bäumen im Verlauf eines Tages verändert. Das Team hat mit Gebäudehöhen und -abständen aus digitalen Stadtplänen gearbeitet und mit Daten zur Vegetation. „Daraus haben wir dann für jeden Ort in der Stadt und jede Zeit am Tag den Schattenwurf errechnet“, erklärt Lautenbach.  Genauer gesagt, wurde dies für vier über den Tag verteilte Zeitpunkte getan und der Verlauf dazwischen interpoliert. Außerdem wurde der Schattenwurf für mehrere Tage im Jahr gerechnet und der Verlauf abhängig von Sonnenstand und Jahreszeit ermittelt. Noch mehr Informationen zu den Temperaturen in der Stadt liefert mehr als 20 Wetterstationen, die die Forschenden größtenteils eigens für dieses Projekt installiert hatten.

Kürzer oder kühler?

Für die Empfehlung der besten Strecke muss der Routendienst allerdings noch einen Zielkonflikt lösen. „Der kühlste Weg ist in der Regel nicht der kürzeste“, sagt Kathrin Foshag vom Geographischen Institut der Universität Heidelberg. Um einen Einblick zu bekommen, wie betroffene Personen dazu stehen, haben die Forschenden unter anderem Kontakt zu Senioren- und Pflegeheimen sowie zu Familien mit kleinen Kindern aufgenommen. „Wir haben mit den Menschen gesprochen, gemeinsam Stadtspaziergänge unternommen und Umfragen konzipiert und ausgewertet“, erzählt Foshag. Herausgekommen sei zum Beispiel, dass vulnerable Personen einen Umweg von fünf Minuten gerne in Kauf nehmen. Dauere er zehn Minuten werde hingegen die wärmere Route bevorzugt. „Gesunde, jüngere Erwachsene wiederum lehnen einen Umweg generell ab – was ja im Grunde keine Überraschung ist“, so die Forscherin.

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Nicht zuletzt lieferten Messungen, Stadtspaziergänge und Umfragen auch nützliche Daten für die Stadtplanung. „Zum Beispiel, welche Kreuzungen ein Problem sind, weil dort kein Schatten ist und die Rotphase für Fußgänger sehr lange dauert“, sagt Lautenbach. Und er präsentiert eine Karte von Heidelberg, die zeigt, wie gut Haltestellen des öffentlichen Nahverkehrs an heißen Tagen zu erreichen sind – einstellbar für verschiedene Hitzeempfindlichkeiten. „Man sieht, dass es in manchen Stadtvierteln durchaus Probleme geben kann und Haltestellen für gefährdete Personen gar nicht erreichbar sind“, sagt Sven Lautenbach. Mögliche Gegenmaßnahmen wären zum Beispiel mehr Haltestellen oder Bäume.

Die HEAL-App ist den Forschenden zufolge schon jetzt einsatzbereit. Das Team wolle nun mit Broschüren für die Anwendung werben und die Stadt Heidelberg einen Link dafür veröffentlichen, sagt Foshag. Das System sei zudem grundsätzlich  auf andere Städte und Fahrradwege übertragbar. Unter anderem daran wollen die Forschenden als Nächstes arbeiten.

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