Von Facebook zum Klima: Warum Metas Ex-Technikchef jetzt in grüne Technologien investiert

Als die Pandemie Anfang 2020 unsere Welt lahmlegte, hatte Mike Schroepfer, damals noch Chief Technology Officer (CTO) von Meta, mehr Freizeit als je zuvor in seiner Karriere. In ruhigen Momenten, die sonst mit Geschäftsreisen, Veranstaltungen oder den Schulaktivitäten seiner Kinder ausgefüllt waren, dachte er darüber nach, wie es wäre, wenn die Menschheit angesichts einer akuten Krise an einem Strang ziehen würde. Und er sah, dass das ging: Die Welt ergriff Maßnahmen gegen COVID-19, stellte erst Tests und dann Impfstoffe her.
Diese Erfahrung bestärkte Schroepfer, den alle nur „Schrep“ nennen, aber auch in seiner Ansicht, dass wir besonders schlecht darin sind, langsam aufziehende Katastrophen wie den Klimawandel zu bewältigen. Deren Risiken sind zwar hoch, aber man sieht sie eben nur in der Ferne. Schroepfer beschäftigte sich mehr mit dem Thema und kam zur Überzeugung, dass er selbst eine Rolle zu spielen hatte: Durch den Einsatz seines technischen Fachwissens und seiner finanziellen Ressourcen könnte er die Forschung beschleunigen und der Gesellschaft helfen, ein neues Verständnis und neue Instrumente gegen den Klimawandel zu entwickeln. Er verbrachte mehr und mehr Zeit mit dem Thema.
Als die Bedrohung durch den Klimawandel immer mehr seiner Zeit in Anspruch nahm, beschloss er 2021, seine Rolle als Meta-CTO aufzugeben und das Thema ganz zu seinem Job zu machen. (Er blieb Senior Fellow bei Meta.)
Im Mai 2023 kündigte Schroepfer dann Gigascale Capital an, einen Risikokapitalfonds, mit dem er Frühphasenunternehmen im Bereich der Klimatechnologie unterstützen will. Darunter sind Start-ups, die an der Kommerzialisierung der Kernfusion, der Reduzierung von Deponieemissionen und der Verringerung der Methanbelastung durch Rinder arbeiten. In diesem Sommer rief Schroepfer schließlich Carbon to Sea ins Leben, eine mit 50 Millionen Dollar dotierte gemeinnützige Initiative zur Beschleunigung der Forschung im Bereich der Anreicherung der Ozeanalkalität. Damit sollen die Meere durch Zugabe von Substanzen wie Olivin, Basalt oder Kalk mehr Kohlendioxid aus der Luft aufnehmen.
In diesem Jahr rief Schroepfer schließlich Outlier Projects ins Leben, das Zuschüsse an Forschungsgruppen vergibt, die in drei Bereichen arbeiten: Entfernung von Treibhausgasen aus der Luft, Verhinderung des Zusammenbruchs von Gletschern und Erforschung der nicht umstrittenen Idee des solaren Geo-Engineerings, einem Sammelbegriff für eine Vielzahl von Möglichkeiten, wie wir den Planeten abkühlen könnten, indem wir mehr Wärme ins All zurückschicken.
Schroepfer sprach mit MIT Technology Review in seinem Büro bei Gigascale Capital in der Innenstadt von Palo Alto. Es ging dabei um seine Herangehensweise an das Klimaproblem, seine Investitionsbereitschaft auch für umstrittene Maßnahmen und die aktuellen Entwicklungen in der Politik.
Herr Schroepfer, gibt es eine einheitliche Philosophie hinter Ihrem Klimaengagement?
Die Grundlage ist, dass es oft erstaunlich einfach ist, etwas zu erreichen, wenn man eine Gruppe von Menschen zusammenbringt, die alle in dieselbe Richtung laufen und jeden Morgen aufwachen und sich sagen: „Wir werden dieses Problem lösen, alles andere ist egal“. Ich denke, das andere verbindende Thema, das auch meine Karriere durchdrungen hat, ist: Technologie ist das Einzige, was hilft, Probleme aus der Welt zu schaffen.
Ich habe das bei Meta immer wieder erlebt: Wir haben Kosten gesenkt, die Effizienz verbessert, eine neue Technologie entwickelt, und dann fiel eine Sache, die vorher eine harte Einschränkung war, einfach weg. Durch die richtige Entwicklung und den Einsatz von Technologie können wir „Entweder-oder“-Entscheidungen praktisch abschaffen. Dann leben wir in einer Welt des „Ja-und“. Wie können wir beispielsweise den Lebensstandard von 8 Milliarden Menschen an den des Westens heranführen und einen Planeten erreichen, auf dem meine Kinder weiter gut leben können? Das ist die eigentliche Frage. Technologie ist die einzige Antwort.
Es gibt eine Reihe von Ideen zur Entfernung von CO₂ aus der Luft in die Ozeane – von versenktem Seetang, was nicht so gut zu funktionieren scheint, bis hin zur Eisendüngung und anderen Ideen. Warum also eine verbesserte Alkalinität der Ozeane? Warum war das der Ansatz, bei dem Sie sagten, wir sollten hier wirklich tief eintauchen?
Bei der Lektüre all der verschiedenen Ansätze stach diese Idee als die wahrscheinlichste, am besten skalierbare, kostengünstigste und dauerhafteste heraus, die jedoch am wenigsten gut verstanden wird. Wenn es funktioniert, hat es also eine sehr große Wirkung, aber wir müssen mehr darüber erfahren. Ich war nicht voreingenommen. Ich mag die Seetang-Idee. Ich mag all diese Projekte, ich bin kein Mensch, der sich auf eine Lösung festlegt. Ich möchte, dass so viele Pläne wie möglich funktionieren. Als Ingenieur habe ich aber die Erfahrung gemacht, dass die relativ eleganten, einfachen Lösungen am Ende die sind, die sich durchsetzen. Und das Alkalinitätsthema ist so einfach, wie es nur geht.