
Das alte Jahr ist herum, das neue ist da und du? Du hast noch immer nicht gekündigt. Dabei hast du längst den wichtigsten Menschen um dich herum erzählt, dass du es vorhast. Und noch länger trägst du den Gedanken mit dir herum. Was ist da nur schiefgelaufen? Am Ende läuft alles darauf hinaus, dass du es nicht gemacht hast.
Hier kommen die sieben Tipps für dich und für alle, die kündigen wollen, aber noch immer nicht gekündigt haben.
1. Ich entscheide mich für die Kündigung
Vielleicht hast du dich längst entschieden, das nur bisher nicht endgültig für dich ausformuliert. Oder du willst dich gern entscheiden, wartest aber noch auf eine Berechtigung dazu. Hier ist sie: Du hast jedes Recht dazu, deinen Job zu kündigen. Du musst es nicht einmal begründen. Du brauchst die Meinungen anderer Leute nicht.
Und wenn alles in dir Nein sagt: Super. Einfach lassen. Du hörst ein klares: Ja, aber…? Vielleicht ist es ein Ja, das sich nur hinter einem Aber versteckt, weil es viel zu lange ignoriert wurde.
2. Ich bereite mich finanziell auf die Kündigung vor
Wenn du vorhast, zwischen diesem Job und dem nächsten eine Pause zu machen, deine Arbeitsagentur dafür bekannt ist, Zeit zu brauchen, wenn du dich selbstständig machen willst oder du überhaupt nicht gut mit finanzieller Unsicherheit umgehen kannst: Dann fang an zu sparen. Im Idealfall hast du Rücklagen für schlechte Zeiten. Aber konkrete Pläne für eine Zeit ohne Einkommen sollten mit einem finanziellen Plan einhergehen.
Überleg dir, wie viel du in den ersten zwei Monaten nach Jobende zwingend brauchst und leg dir das zurück.
3. Ich überlege mir, was ich wirklich will
Wenn du zeitnah einen neuen Job willst, dann überleg dir schon vorher, was genau du suchst. Was treibt dich aus deinem Job heraus? Was fehlt dir und wie kann ein neuer Job das bieten? Das sind Fragen, die du beantworten musst. Egal, wie enthusiastisch du kündigst: Die Bedingungen des Jobs kannst du hinter dir lassen, dich selbst nimmst du aber mit.
4. Ich bereite mich mental vor
Was ist am anstrengendsten am Jobwechsel? Die Meinung der anderen! Von der Tante auf dem anderen Kontinent über den Paketboten bis zu den Menschen, die dich bedingungslos liebhaben, wird jeder eine Meinung haben und die meisten werden dir fürchterlich auf den Keks gehen. Bereite dich darauf vor. Es ist in Ordnung, sie sorgen sich um dich und sie möchten dich vor dem sicheren Untergang bewahren, der ein Jobwechsel aus der Perspektive anderer Menschen oft ist.
Du musst ihnen aber keine Sicherheit geben. Sie müssen das jetzt aushalten.
5. Ich mache mir einen Plan
Überleg dir, wie du die Zeit ohne Job verbringen willst, das dient der Vorfreude. Endlich ein Yoga-Zertifikat? Das Mathe-Jahr an der Uni Hagen? Ein Online-MBA am Strand von irgendwo-wo-du-es-dir-noch-leisten-kannst? Oder einfach zwei Monate lang jede Boulderhalle der Republik bereisen, Kaffee trinken und dummes Zeug reden? Feel free.
6. Ich mache mir noch einen Plan
Außerdem überlegst du dir, wie du künftig gern dein Geld verdienen würdest. Dies ist eher ein Vielleicht-Vorsatz. Denn vielleicht willst du auch gar keinen Plan, vielleicht bist du vom ersten Teil deines Berufslebens so durch, dass du erst einmal Dinge ausprobieren willst.
Und wenn jemand nach einem Plan fragt, den du vielleicht noch gar nicht hast, dann sagst du: „Der ist geheim.“
7. Ich kommuniziere die Kündigung fair
Wenn deine Firma bei dir nicht völlig verloren hat, dann kündige deine Kündigung an und zieh den Prozess geordnet durch. Du musst nicht um Erlaubnis fragen, aber du kannst rechtzeitig Bescheid sagen, damit dein Team sich darauf einstellen kann. Auch gibt es vielleicht Menschen, bei denen du nicht möchtest, dass sie über den Flurfunk von deinem Schritt erfahren. Sprich mit vielen Leuten innerhalb kurzer Zeit. Wer weiß? Vielleicht magst du sie nach der Kündigung mehr als in der Zusammenarbeit. Immerhin seid ihr in derselben Branche.
Die Wahrheit über schwere Entscheidungen ist, dass sie in wenigen Augenblicken getroffen werden. Das gilt auch für die Kündigung. All die Denkarbeit davor, die Pro- und Contra-Listen, das vorsichtige Abtasten von Meinungen, das Hin und das Her, das war alles reiner Selbstbetrug. Du warst bis jetzt nicht so weit. Bist du jetzt so weit? Dann bereite dich vor.
Eine Anmerkung zu „kommuniziere die Kündigung fair“:
JA, ABER:
„fair“ ist immer gut, man will sich ja vorzugsweise im Guten trennen. Aber immer unter vorrangiger Berücksichtigung der eigenen Interessen! Also vor allem nicht zu früh!
– Auf keinen Fall bevor der endgültige Termin des Ausscheidens endgültig und unwiderruflich feststeht. Also, wenn man zB. eine neue Stelle antreten will, nicht bevor der neue Arbeitsvertrag vom künftigen Arbeitgeber unterschrieben ist. Wenn man nochmal an die Uni will, nicht bevor man den Studienplatz sicher hat. Wenn man eine Auszeit nehmen will, nicht bevor alles Organisatorische (Finanzen, Sozialversicherungen, ggf. im Ausland Aufenthaltserlaubnis) geklärt ist. Eine einmal ausgesprochene Kündigung kann man nicht einfach zurückziehen, höchstens bei sehr viel Wohlwollen des alten Arbeitgeber, womit man aber in dessen Schuld gerät. Auch wenn unerwartet die nächste Aktivität erst einen Monat oder ein halbes Jahr später als geplant starten kann oder gar sich zerschlägt, und auch wenn man den derzeitigen Job noch gut ein wenig länger brauchen könnte, einmal die Kündigung kommuniziert, ist man quasi „in der Falle“!
– nicht jeder Arbeitgeber reagiert fair auf eine Kündigung! Kommuniziert man eine Kündigung zu früh, vor der gesetzlich vorgeschriebenen Frist und man arbeitet in einem Kleinunternehmen mit weniger als 10 Mitarbeitern, könnte der Chef seinerseits mit einer kurzfristigeren Kündigung antworten und man steht plötzlich einen oder mehrere Monate ohne Job da! Es kann aber auch sein, dass der Chef Panik bekommt und angesichts dem bevorstehenden Ausscheiden eines Mitarbeiters den noch maximal ausnutzen will, kurz es kann sein, dass man mit Aufgaben übrschüttet wird. Oder umgekehrt, dass man schon vorzeitig aus allem ausgeschlossen wird und Langeweile schieben muss, weil der Manager meint, dass es sowieso nicht mehr lohnt, den bald Ausscheidenden noch einzubeziehen. In jedem Fall kann Mobbing sowohl durch Vorgesetzte wie Kollegen, die sich durch die Kündigung persönlich getroffen oder im Stich gelassen fühlen, die Folge einer Kündigung sein. Wie lange man das Jeweilige dann aushalten muss, hängt eben davon ab, wie frühzeitig man die Kündigung kommuniziert hat.
– man sollte sich auch nicht schuldig fühlen oder einen „guild trip“ einreden lassen, wenn ein Unternehmen durch eine Kündigung in Probleme kommt, weil zB. eine Kernfunktion nicht-redundant besetzt war. Wenn eine für die Geschäftstätigkeit wichtige Funktion nur durch eine einzige Person bestritten wird und nie eine zweite Person als Stellvertreter trainiert wurde, dann ist das ein Managementfehler! Schliesslich kann jemand ja auch durch Krankheit oder Unfall, nicht nur durch Kündigung ausscheiden. Und dann muss der Laden so aufgestellt sein, dass er trotzdem weiterlaufen kann. Wenn das nicht klappt, dann hat das Management einen Fehler gemacht!
einen Punkt #8 möchte ich hinzufügen:
eine einmal kommunizierte Kündigung unbedingt durchziehen, für Versprechungen des alten Chefs taub sein!
Es kann passieren, dass der bisherige Manager angesichts der Kündigung eines wichtigen Mitarbeiters (oder auch nur angesichts der Kündigung eines der sowieso schon zu wenigen Mitarbeiter) in Panik gerät und den Versuch unternimmt, den Kündigenden umzustimmen, mit Versprechungen oder auch tatsächlichen Verbesserungen. Sei es, das lange verwehrte Homeoffice doch zu erlauben, die Überstundenlast zu senken, die längst überfällige Beförderung umzusetzen, das Gehalt auf das Niveau des neuen AG oder sogar noch darüber zu erhöhen. Und manch einer mag angesichts dessen ins Grübeln kommen, warum wechseln, wenn ich doch nun das, was ich mit dem Wechsel erreichen will, auch ohne Wechsel nun bekomme?
Aber das sind „poisonous fruits“. Der Chef denkt da im Moment und ist froh, wenn das aktuelle Projekt nicht scheitert. Aber zugleich wird er den Mitarbeiter ganz oben auf die Abschussliste setzen! Beim Chef wird das Gefühl im Hinterkopf bleiben, erfolgreich durch seinen Mitarbeiter erpresst worden zu sein. Er wird den Mitarbeiter als „Wackelkandidaten“ betrachten und allein, um eine Wiederholung zu vermeiden, einen Ersatz schaffen bzw. dem Mitarbeiter keine so wichtigen Aufgaben mehr zu übertragen. Zugeständnisse, die dies erlauben, wird er versuchen, schleichend zurückzunehmen, zB. Homeoffice wieder einzuschränken oder wieder mehr und mehr Überstunden anzuordnen. Andere Zugeständnisse kann er vielleicht nicht zurücknehmen, wird aber auch nicht freiwillig mehr daraufsatteln, also zB. die Gehaltserhöhung versuchen, durch viele Nullrunden oder unter-Inflation Runden wieder zu nivilieren. Und sollte sich bei magerer Auftragslage mal die Gelegenheit bieten, Kündigungen auszusprechen, dann wird definitiv dieser Arbeitnehmer als Erstes daran glauben müssen, noch vor dem faulen Null-Leister…
Daher ganz egal, was der Arbeitgeber nach einer Kündigung verspricht, auf nichts eingehen, Ohren auf Durchzug stellen, freundlich bleiben, aber auch konsequent die Kündigung durchziehen!
Jedes der Zugeständnisse hätte der Manager, wenn es ihm wirklich ernst damit wäre, seine Mitarbeiter dauerhaft halten zu wollen, auch umsetzen können, ohne dass eine Kündigung droht!